AA

ORF 1 für RTL-Chefin kein öffentlich-rechtliches Programm

Geht es nach RTL-Geschäftsführerin Anke Schäferkordt, hat ORF 1 den Titel "öffentlich-rechtliches Fernsehen" nicht verdient: "Von der Finanzierung her ja, vom Programmprofil nein", so die Privatsenderchefin im APA-Interview.

Das Grundübel ortet Schäferkordt in der vagen Definition des Programmauftrags, was dazu führe, dass öffentlich-rechtliche Sender die gleichen Inhalte zeigen wie Private. “Da sehen Sie Soaps, Telenovelas, Casting-Shows … – genau wie bei Privaten. Es muss klar definiert sein, wofür die Gebührengelder eingesetzt werden dürfen”, fordert Schäferkordt.

Ob es für das Unternehmen ORF besser wäre, sich vom Sender ORF 1 zu trennen, wollte sie nicht beantworten. Sicher würde in diesem Fall die RTL-Group ein Angebot prüfen. Allerdings müsste dann ein “Spielfeld geschaffen werden, in dem alle Privaten und öffentlich-rechtlichen Sender nach gleichen Regeln funktionieren – dieses Spielfeld ist nicht da”, so die RTL-Chefin mit Blick auf die Situation in Deutschland und Österreich. “Wenn ein Wettbewerber von vorneherein weiß, dass er das Geld sicher hat, unabhängig vom Erfolg seines Programms, dann bedeutet das für die Privatsender eine große Herausforderung, in so einen Markt zu investieren.”

Pläne, in Österreich ein eigenes RTL-Programm zu starten, wurden nicht zuletzt vor diesem Hintergrund unlängst begraben. Auch einzelne österreichische RTL-Programmfenster wie bei der Konkurrenzgruppe ProSiebenSat.1 sind für Schäferkordt derzeit kein Thema. “Grundsätzlich fühl’ ich mich in der Position, wie wir jetzt in Österreich aufgestellt sind, sehr wohl.” Die “Erfahrungen aller anderen Sender zeigen, dass der Erfolg am österreichischen Markt eingeschränkt ist”, so Schäferkordt mit Blick auf die beiden Privaten ATV und Puls 4.

RTL selbst freut sich dagegen in Österreich relativ großer Beliebtheit. Der Sender konnte seinen Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe der 12- bis 49-Jährigen heuer sogar geringfügig ausbauen. Nach Senderangaben lag der Marktanteil in den heimischen Kabel- und Satellitenhaushalten im Zeitraum Jänner bis Juli bei 7,9 Prozent – im Vorjahreszeitraum waren es 7,8 Prozent. “Und das, obwohl wir nicht die großen Sportereignisse EURO und Olympia bei uns im Sender hatten”, betonte Schäferkordt. Die bei den Österreichern beliebtesten Sendungen waren “C.S.I. Miami”, “Wer wird Millionär” und “Dr. House”.

Derzeit evaluiert RTL den Österreich-Wert der Übertragungsrechte für die 18 Spiele der Fußball-WM 2010, die sich der Sender exklusiv gesichert hat. Die Rechte können hierzulande sublizenziert werden – die Verhandlungen mit interessierten Sendern haben laut Schäferkordt aber noch nicht begonnen. Sie geht davon aus, dass die Übertragungsrechte – angesichts der allgemeinen Fußball-Euphorie – “sehr wertvoll” sind.

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Welt
  • ORF 1 für RTL-Chefin kein öffentlich-rechtliches Programm