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Oranje-Meer nun auch in Basel

Nach Bern erfreut sich Basel der orangen Welle. Mehr als 120.000 Fans der niederländischen Fußball-Nationalmannschaft hatten die Stadt ersten Schätzungen zufolge am Samstag bereits vor dem Viertelfinale gegen Russland in ein Oranje-Meer verwandelt.

Die Basler Gastronomie darf sich über das Geschäft ihres Lebens freuen. Die Stadt ist seit Tagen ausgebucht. Selbst die Autobahnstrecke von Frankfurt nach Basel, die viele Niederländer für ihren Wochenend-Trip nutzen, war am Spieltag überlastet.

Schon seit Tagen hatte die Schweizer Fußball-Hauptstadt Basel nach dem Aus der eigenen Mannschaft der Ankunft der Niederländer entgegengefiebert. “Es herrscht totaler Ausnahmezustand. Aber das ist schön”, sagte ein Sicherheitsbeamter. In der Innenstadt hatten sich die tausenden Oranje-Fans formiert, um am späteren Nachmittag hinter ihrem legendären Doppeldecker-Bus mit der Destination “Wenen” (Wien) zum Stadion zu ziehen. Jene ohne Matchticket blieben bei alkoholhältigem Bier in den Fanzonen.

Besondere Sympathie bekundeten die Fans für Verteidiger Khalid Boulahrouz, dessen Familie vergangenen Mittwoch einen schweren Schicksalsschlag erlitten hatte. Seine Frau Sabia hatte bei einer Frühgeburt das erste gemeinsame Kind verloren. Der Name “Anissa” erinnerte auf einem dezenten Transparent an die verstorbene Tochter. Schon Stunden vor dem Viertelfinale übten die Oranje-Fans ihr “You never walk alone”, mit dem sie der Familie im Stadion in der ersten Minute ihre Unterstützung ausdrücken wollten.

“Wir sind eine große Familie”, sagte ein Student mit Käsehut. “Manchmal muss man beim Feiern auch an die Leute denken, denen es im Moment nicht so gut geht.” Doch Feiern, das ist der Hauptzweck, zu dem die Niederländer ihrem Team in die Schweiz gefolgt sind. Weil schon in Bern der Verkehr in der Innenstadt zum Erliegen gekommen war, war es den Oranje-Fans verboten, mit dem Auto nach Basel zu fahren. Sie mussten bereits im Umfeld der Stadt parken und mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen.

Die Campingplätze rund um Basel platzen ohnehin aus allen Nähten. Alleine im “Oranje Dorp” in Bubendorf im Südosten residieren 3.000 Niederländer, dazu weitere 2.500 in Pratteln am Stadtrand südlich des St. Jakob-Park. Eigene Miet-Zeltstädte waren dort entstanden – natürlich ganz in Orange gehalten. Es gibt offenbar nichts, das es in dieser Farbe nicht gibt. Von klapprigen Holzschuhen über überdimensionale Sonnenbrillen bis hin zu einer Fan-Limousine. Und die Schweizer Müllmänner sind sowieso die Stars.

Aber warum eigentlich Orange? Die niederländische Fahne ist rot, weiß und blau. Die Antwort ist eine royale. Orange ist die Farbe des Königshauses, der Linie von Oranje-Nassau. Diese geht zurück auf Wilhelm von Oranien, der im 16. Jahrhundert den Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien geführt hatte. Einer seiner Nachfahren saß in Basel im Stadion. Kronprinz Willem-Alexander und seine Frau Maxima waren an den Rhein gekommen, um eines der wichtigsten nationalen Symbole zu bejubeln – die “Oranje Elftal”.

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