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Orange sind nur in Kärnten die "echten Freiheitlichen"

Nach Landtagswahlen in allen neun Ländern, zwei Nationalrats- und einer EU-Wahl zeigt sich: Die FPÖ Heinz-Christian Straches hat sich im Duell darum, wer die "echten Freiheitlichen" sind, gegen das BZÖ durchgesetzt - aber nicht in ganz Österreich. In Kärnten, wo Jörg Haider bei der Abspaltung des Bündnis Zukunft Österreich im April 2005 Landeshauptmann war, liefen die "alten Blauen" zum allergrößten Teil zu den Orangen über. Die Wahlergebnisse sprächen also durchaus für ein CDU/CSU-Modell im Dritten Lager.

Bei den neun Landtagswahlen seit der BZÖ-Abspaltung konnte die FPÖ 516.931 Wähler für sich gewinnen, das BZÖ (das in Burgenland und Tirol gar nicht antrat) 223.854. Die FPÖ zog also fast 70 Prozent der Stimmen des Dritten Lagers an sich. Wobei die Orangen mehr als zwei Drittel ihrer Stimmen (159.926) allein in Kärnten aufbrachten. Dort wählten 44,89 Prozent (aller Wahlberechtigten) das BZÖ und nur 3,76 Prozent die FPÖ. Die Blauen schafften es dort am 1. März d.J. nicht einmal in den Landtag – während die Orangen wenige Monate nach Jörg Haiders Unfalltod den Landeshauptmannsessel verteidigten.

Aber außerhalb Kärntens gelang es den Orangen nicht einmal annährend, auch nur einen einzigen Landtag zu erobern. Vergangenen Sonntag wurde in Oberösterreich die große Hoffnung enttäuscht, es mit Haiders Schwester Ursula Haubner endlich zu schaffen. Nicht einmal drei Prozent der Oberösterreicher wählten das BZÖ. Das bisher beste Ergebnis außerhalb Kärntens brachte Salzburg mit 3,70 Prozent; sonst waren es nicht einmal zwei Prozent, in Niederösterreich 2008 sogar nur 0,72.

Für die FPÖ lief es wesentlich besser: Seit der Parteispaltung und ihrem Auszug aus der Bundesregierung erholt sie sich wieder. Nach den schweren Verlusten während der Regierungsbeteiligung legt sich nun bei jeder Wahl stark zu; drei Mal – in Niederösterreich, Oberösterreich und Vorarlberg – konnte sie sich verdoppeln. Die ersten und einzigen Verluste erlitt die Strache-Partei bei den Oktober-Wahlen 2005, wenige Monate nach der Spaltung, in Wien, der Steiermark und im Burgenland. Damals schaffte sie es auch in der Steiermark noch nicht in den Landtag – was sich bei den Wahlen 2010 wohl ändern wird.

An die Top-Ergebnisse der Ära Haider kam die Strache-FPÖ aber (noch) nicht heran. Nur in Vorarlberg war das fast der Fall – wo sie mit mehr als 25 Prozent das drittbeste Landtags-Ergebnis der FPÖ seit 1949 – freilich außerhalb Kärntens – schaffte.

Denn der Einbruch während Schwarz-Blau-Orange war enorm. Auch gemeinsam – also wenn man die Ergebnisse zusammenzählt – blieben FPÖ und BZÖ bei den Landtagswahlen unter den Top-Resultaten der Ära Haider. Kärnten ist allerdings auch hier die Ausnahme: Denn dort überbot das BZÖ heuer noch Haiders Rekordwert aus 2003. Und auch bei der Nationalratswahl 2008 hätten FPÖ und BZÖ gemeinsam – vorausgesetzt ein gleiches Wählerverhalten – so gut abgeschnitten wie die FPÖ nie zuvor.

Dies vor allem, weil die Orangen überraschend stark waren. Bei der Nationalratswahl war Haider Spitzenkandidat seiner neuen Partei – 10,70 Prozent brachte das dem BZÖ, mehr als doppelt so viel wie 2006, wo es (auch nur dank Kärnten) die Vier-Prozent-Hürde nur knapp nahm. Haider gewann fast 40 Prozent der Wähler des Dritten Lagers – weit mehr als das Viertel bei der Wahl davor – für das BZÖ.

Mit Ausnahme Kärntens haben die Wahlen seit 2005 also Strache recht gegeben, der sich von Beginn an zum Parteichef der “echten” FPÖ erklärte. Das BZÖ blieb auf den Verein “Die Freiheitlichen in Kärnten” reduziert – von dem ausgehend es den Namen “Freiheitliche” für sich reklamierte.

Nicht ganz recht hatte Strache allerdings, als er das BZÖ im April 2005 “das orange Liberale Forum” nannte. Denn die Liberalen, die sich 1993 von der FPÖ abgespaltet hatten, waren in den Anfangsjahren wesentlich erfolgreicher als die Orangen. Sie waren nicht nur Nationalratspartei, sondern schafften – allerdings nur vorübergehend – auch den Einzug in mehrere Landtage.

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