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Oprah empört Saudi Arabien

Die amerikanische Showmasterin Oprah Winfrey (51) - vom Magazin „Forbes“ zum einflussreichsten Star der USA gekürt - hat in Saudiarabien eine Welle wütender Proteste provoziert.

Stein des Anstoßes ist ein im Juni ausgestrahlter Bericht über die saudiarabische Fernsehmoderatorin Rania al-Baz, die von ihrem Ehemann im vergangenen Jahr fast zu Tode geprügelt worden war. Besonders sauer sind die Saudis, die Oprahs Show meist bei MBC mit arabischen Untertiteln anschauen, weil die Entertainerin ihren Zuschauern zurief: „Gott sei Dank leben wir in Amerika!“

Der Journalist Essam al-Ghalib, der den Mitarbeitern der „Oprah Winfrey Show 2004“ geholfen hatte, die inzwischen von ihrem brutalen Ehemann geschiedene Moderatorin für ein Interview zu gewinnen, schrieb vergangenen Donnerstag in der Zeitung „Arab News“: „Oprah, bitte ruf mich nicht mehr an!“ Er wirft dem US-Fernsehstar vor, sie habe ihn und Baz benutzt, um ein falsches Bild der saudiarabischen Gesellschaft zu zeichnen. Die Produzenten der US-Sendung hätten sie glauben gemacht, in der Show gehe es um Opfer familiärer Gewalt in aller Welt. Das bittere Schicksal der attraktiven Moderatorin wurde zwar in einer Sendung über Frauen aus verschiedenen Ländern gezeigt. Die anderen Frauen aber hatten Positives zu berichten. Lediglich aus Saudiarabien gab es eine tragische Geschichte.

Mehr als 2300 Bürger des Königreichs, darunter zahlreiche Frauen, haben inzwischen ein Protestschreiben an den Sender unterzeichnet. Sie kritisieren nicht, dass über den Fall von Rania al-Baz berichtet wurde, der auch in Saudiarabiens Medien viel Staub aufgewirbelt hatte. Vielmehr wehren sie sich gegen das Klischee von der unterdrückten Frau in Saudiarabien. Die Journalistin Abeer Mishhas, die sich in ihren Kommentaren oft für die Rechte der Frau in Saudiarabien einsetzt, schimpfte kürzlich in einer ihrer Kolumnen: „Jeder Saudi, der die Sendung angeschaut hat, war abgestoßen davon, wie negativ die saudiarabischen Frauen im Gegensatz zu allen anderen dargestellt wurden, so als wollte man damit sagen: Hallo Leute, ich bin eine saudiarabische Frau und komme aus einem Land, wo das Verprügeln der Ehefrau ein Volkssport ist.“

Am härtesten trifft der Skandal um die Show wohl Rania al-Baz selbst, die schon nach der Veröffentlichung der Horror-Fotos aus dem Krankenhaus, die ihr von Schlägen völlig entstelltes Gesicht zeigten, viel durchzustehen hatte. Zwar ist ihre Scheidung inzwischen durch, und sie hat das Sorgerecht für die zwei Kinder erhalten. Doch viele konservative Landsleute hatten sie damals kritisiert, weil sie mit ihrem Schicksal an die Öffentlichkeit gegangen war. Moderne Frauen warfen ihr dagegen vor, dass sie letztlich ihre Anzeige gegen den prügelnden Ehemann zurückzog. Und heute sieht sich die Frau, die einst als Moderatorin einer Familiensendung bekannt geworden war, zusätzlich auch noch dem Vorwurf ausgesetzt, sie habe sich von der US-Showmasterin missbrauchen lassen, um dem Ansehen Saudiarabiens zu schaden.

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