Wut in der Bevölkerung
Die Katastrophe sorgt für Wut in der Bevölkerung, da die Behörden Warnungen vor Brandgefahren bei Renovierungsarbeiten ignoriert haben sollen. Die Regierung will jedoch an der für Sonntag geplanten Parlamentswahl festhalten. Die nur für "Patrioten" zugelassene Wahl gilt als Test für die Legitimität der Regierung der chinesischen Sonderverwaltungszone, die sich mit wachsendem öffentlichen Zorn konfrontiert sieht.
"Ehrlich gesagt, das ist empörend. Ich finde das respektlos", sagte der 37-jährige Trent Heung, der am Unglücksort Blumen niederlegte. "Alle trauern noch. Nichts anderes sollte Vorrang haben, außer den Opfern zu gedenken und dafür zu sorgen, dass alle Opfer und Betroffenen gut versorgt werden." Die von Peking eingesetzte Regierung hat die Stadt nach den Massenprotesten von 2019 mit eiserner Hand umgestaltet. Seit dem Erlass des Nationalen Sicherheitsgesetzes wurde die demokratische Opposition ausgeschaltet. Kritische Medien wie die Zeitung des prominenten Verlegers Jimmy Lai wurden geschlossen und Wahlen auf handverlesene "Patrioten" beschränkt.
Bisher 21 Verdächtige wegen Totschlags festgenommen
Als Ursache für die schnelle Ausbreitung des Feuers in dem Komplex aus acht Hochhäusern mit 4.600 Bewohnern gelten minderwertige Kunststoffnetze und Dämmschaum. Die Polizei hat 21 Verdächtige wegen Totschlags festgenommen. Zudem untersucht die Anti-Korruptionsbehörde der Stadt mögliche Bestechungsfälle.
Die Ermittler finden den Behörden zufolge weiterhin Leichen, einige davon auf Dächern und in Treppenhäusern. Manche seien bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Man wolle die Leichen so schnell wie möglich bergen, "damit die hinterbliebenen Familien sich endgültig verabschieden können", sagte Polizeichef Chow Yat-ming.
Mehr als 2.600 Bewohner wurden nach Regierungsangaben in Notunterkünften untergebracht. Bewohner des einzigen unzerstörten Gebäudes des Komplexes durften kurzzeitig für 90 Minuten in ihre Wohnungen zurückkehren, um das Nötigste zu holen. "Ich kann nachts nicht schlafen, wenn ich an mein Zuhause denke", sagte eine 71-jährige Frau, deren Wohnung ausbrannte. "Alles, was ich mir über Jahrzehnte erarbeitet habe, ist weg." Die ihr zugewiesene Übergangsunterkunft sei zu klein und abgelegen.
(APA/Reuters)
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