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Operieren ohne Narben - Wiener Ärzte machen es möglich.

An der MedUni Wien wurde ein Werkzeug entwickelt, das Darmoperationen ohne Öffnung der Bauchdecke ermöglicht. Die weltweit erste Operation ist für Dezember geplant.

Wien (APA) – Eine an der MedUni Wien entwickelte Operationsmethode soll in Zukunft Operationen im Darm ohne großen Schnitt ermöglichen. Im Zuge eines endoskopischen Eingriffs können dank einer neuen Technologie selbst Appendektomien (Blinddarmoperation) ohne Öffnung der Bauchdecke durchgeführt werden, teilte die Medizinische Universität am Mittwoch in einer Aussendung mit.

Operationen in Folge einer Appendizitis (Blinddarmentzündung) seien der häufigste Grund für Operationen im Bauchraum. Sieben bis acht Prozent der Bevölkerung sind im Lauf ihres Lebens von einer Appendizitis betroffen, die sehr oft mit einem operativen Eingriff verbunden ist. Dank eines gemeinsam mit einer amerikanischen Firma neu entwickelten Gerätes hoffen Forscher der Universitätsklinik für Innere Medizin III und der Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien, Blinddarmoperationen in Zukunft ohne Narkose und ohne Öffnung der Bauchhöhle vornehmen zu können. Der weltweit erste Eingriff dieser Art wird voraussichtlich im Dezember vorgenommen werden.

Mit Hilfe eines Endoskops und eines neu entwickelten Werkzeuges, dem „Megachannel“, kann der Arzt ähnlich einer Darmspiegelung über den Anus und den Dickdarm bis zum Blinddarm gelangen und den Appendix entfernen. Schon bisher konnten mit Endoskopen kleine Eingriffe im Darm vorgenommen werden. „Wir haben uns gefragt, warum noch niemand auf die Idee gekommen ist, auch die klassische Blinddarmoperation damit durchzuführen“, berichtete Univ.-Prof. Christoph Gasche, der das Projekt an der Medizinischen Universität Wien vorangetrieben hat. „Daraus entstand die Idee zu einem multifunktionalen Werkzeug, mit dem verschiedene Eingriffe im Darm vereinfacht werden.“ Gemeinsam mit dem US-Unternehmen Minos Medical gelang die Entwicklung eines Werkzeuges bis zur Marktreife.

Der „Megachannel“ umschließt das Endoskop und wird gemeinsam damit in den Darm eingeführt. Im rechten Darmbereich angekommen, erlaube der Megachannel einen schnellen Wechsel der Instrumente und erleichtere die Durchführung von Eingriffen, bei denen das Endoskop mehrmals in und aus dem Darm bewegt werden muss, hieß in der Aussendung. Für die Entfernung des Wurmfortsatzes des Blinddarms wird der Appendix zunächst invertiert, anschließend verödet und entfernt. Auch Darmpolypen könnten damit einfacher als bisher entfernt werden.

„Wir können durch diese minimal invasive Methode ein Eröffnen der Bauchhöhle verhindern“, betonte Gerd Silberhumer von der Universitätsklinik für Chirurgie. „Mit dem Eingriff über den Darm ohne Narkose, hoffen wir das perioperative Risiko sowie Komplikationen wie Verwachsungen weiter zu minimieren. Ein mögliches ambulantes Setting und die dadurch verkürzte Krankenhausaufenthaltsdauer könnten in einer deutlichen Kostenersparnis resultieren.“

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