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Im Opel-Werk in der Wiener Seestadt werden bis zu 400 Jobs gestrichen.
Im Opel-Werk in der Wiener Seestadt werden bis zu 400 Jobs gestrichen. ©APA

Opel streicht bis zu 400 Stellen in Wien-Aspern

In der Opel-Fabrik in Wien-Aspern werden rund ein Drittel der Stellen gestrichen. 400 Mitarbeiter sollen bis Ende des Jahres gestrichen werden.

In der Getriebe- und Motoren-Fabrik von Opel in Wien-Aspern werden 350 bis 400 der insgesamt knapp 1.200 Stellen gestrichen. Das berichtet die “Kleine Zeitung” in ihrer Donnerstag-Ausgabe. Opel-Eigentümer PSA bestätigte der Zeitung die Zahl der geplanten Kürzungen und erklärte, den Schritt noch bis Ende des Jahres setzen zu wollen.

Diese “Hiobs-Botschaft” hat die Belegschaft dem Bericht zufolge am Dienstag in einer Betriebsversammlung erhalten. “Jetzt beginnen erst einmal die Detailverhandlungen mit der Geschäftsleitung”, wird Betriebsratsvorsitzende Renate Blauensteiner zitiert. Man tue alles, um den Beschäftigten zumindest eine “halbwegs gesicherte Zukunft” garantieren zu können. Laut PSA soll es für die betroffenen Mitarbeiter einen Sozialplan geben.

“Effizienz-Erhöhung” in allen Werken

Im Rahmen des Opel-Strategieplans PACE erhöhe man “die Effizienz in allen Produktionswerken”, so die PSA-Gruppe. In Aspern sei zudem entscheidend, dass man “auf Basis von Lieferverträgen noch Produkte für externe Unternehmen produziert”. Dieses Produktionsvolumen laufe aber aus. Die Maßnahme bedeute kein absehbares Aus für das Werk.

Aktuell etwa werde eine neue Fertigungslinie in Betrieb genommen, um “ab Sommer das 6-Gang-Schaltgetriebe MB6 für alle Fahrzeugmarken der Groupe PSA zu produzieren”. Dieses solle am Standort ein “gutes Aktivitätsniveau sichern”. Nach wie vor findet sich in Wien-Aspern die einzige Produktionsstätte von Opel in Österreich. Die sorgt dafür, dass in 90 Prozent aller neu zugelassenen Opel in Europa ein Teil aus Österreich verbaut ist.

Gewerkschaft kritisiert

Die Gewerkschaft kritisiert vor allem die Vorgehensweise der Stadtregierung im Vorfeld des Stellenabbaus. Diese hätte zwar das schon seit längerem in Schwierigkeiten steckende Opel-Werk mit einer Millionenförderung unterstützt. Allerdings seien als Bedingung für die Förderung lediglich der Fortbestand des Werkes und weiterer Investitionen festgelegt worden, nicht jedoch die Zahl der Arbeitsplätze, die erhalten bleiben müssen, kritisiert FCG-ÖAAB-Spitzenkandidat Fritz Pöltl die rot-grüne Stadtregierung.

Betriebsrat plant keine Proteste

Der Opel-Betriebsrat in Wien plant keine Proteste gegen den Stellenbau, bei dem heuer fast jeder dritte Arbeitsplatz von rund 1.200 wegfallen soll, wie es im Ö1-Mittagsjournal am Donnerstag hieß. Man sei in Gesprächen und werde auf den Sozialplan aus dem Vorjahr zurückgreifen, sagte Betriebsrätin Renate Blauensteiner.

Vom Ausmaß der Stellenstreichung zeigte sich die Belegschaftsvertreterin überrascht. “Man hat gewusst, dass wir einfach zu viel Mitarbeiter an Bord haben, aber dass es so drastisch ist, wurde natürlich nicht vermutet”, so Blauensteiner.

Das Werk in Wien sei durch den Stellenabbau nicht gefährdet, sagte Unternehmenssprecher Christoph Stummvoll: “Die neue Produktion, das ist ein 6-Gang-Schaltgetriebe, das für alle Fahrzeuge des Group PSA-Konzerns produziert werden wird. Hier wird die Produktion im Sommer starten und dann sukzessive auf einen 3-Schicht-Betrieb hochgefahren werden.”

Stadt will mit Arbeitsstiftung helfen

Die Stadt Wien will mit einer Arbeitsstiftung jenen Mitarbeitern helfen, die vom angekündigten Stellenabbau im Opel-Werk betroffen sind. “Wir sind für die Leute da und versuchen, den Standort abzusichern”, unterstrich am Dienstag auf APA-Anfrage ein Sprecher von Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ). Unterdessen häuft sich die Kritik am Opel-Eigentümer PSA.

Die Arbeitsstiftung der Stadt in Zusammenarbeit mit dem Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds (WAFF) gebe es bereits seit längerem. Erst im Vorjahr baute das Unternehmen 140 Mitarbeiter ab. Nun soll damit den “betroffenen Menschen unter die Arme gegriffen werden”, hieß es aus dem Hanke-Büro. Ab dem Tag, wo die gekündigten Opel-Mitarbeiter in die Stiftung aufgenommen werden, bekommen sie Arbeitslosengeld und Unterstützung bei Umschulungsmaßnahmen.

Die Förderung sei einstimmig im Wiener Gemeinderat beschlossen worden, sagte Hankes Sprecher. Konkret soll damit der Innovationsprozess zur Entwicklung eines Sechs-Gang-Getriebes unterstützt werden. Die Subvention sei sehr wohl mit Sanktionsmechanismen versehen, falls es zur Einstellung des Projekts und zu Kündigungen kommen sollte, wurde weiters klar gestellt.

Das Opel-Werk in Wien

Das Opel-Werk in Wien hat seine besten Zeiten hinter sich. 1995, am Höhepunkt der Produktion, arbeiteten in den Fabrikshallen in Wien-Aspern im Osten der Stadt an die 3.000 Leute. Mit dem Bau war 1980 begonnen worden, bei der offiziellen Eröffnung am 15. Oktober 1982 standen bereits 1.600 Mitarbeiter an den Fließbändern. 1983 stieg die Jahresproduktion auf 230.000 Motoren und 250.000 Getriebe.

Im Laufe der Zeit hatte das Wiener Werk mehrere Namen: 1994 wurde die General Motors Austria Ges.m.b.H. in Opel Austria GmbH umbenannt, 2001 wurde im Zuge einer Allianz mit Fiat daraus die Opel Austria Powertrain GmbH als Teil von Fiat-GM Powertrain. 2005 wurde das Joint-Venture aufgelöst, Wien-Aspern ging an GM zurück und wurde in General Motors Powertrain – Austria GmbH umbenannt. 2017 wurden die GM-Marken Opel und Vauxhall an die französische PSA-Gruppe, Mutterkonzern von Peugeot und Citroen, verkauft.

Immer wieder Sparprogramme

Bei Opel Wien hatte es in den vergangenen Jahren immer wieder Sparprogramme mit Stellenabbau und Kurzarbeit gegeben. 2018 wurden rund 100 weitere Mitarbeiter abgebaut. Laut Angaben des Betriebsrats von Mitte Februar waren zuletzt noch 1.150 Arbeiter und rund 200 Angestellte beschäftigt. Mit dem erneuten Stellenabbau von 350 bis 400 Mitarbeitern wird der Personalstand wohl erstmals seit der Eröffnung vor mehr als 35 Jahren unter die Marke von 1.000 Mitarbeitern fallen. Der neue Eigentümer PSA fährt seit der Übernahme bei allen Opel-Standorten einen scharfen Sparkurs.

(APA/red)

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