"One Piece" wird zum Zeichen des Widerstands

In Nepal, Indonesien und auf den Philippinen regt sich Widerstand – und dieser Widerstand hat ein auffälliges Gesicht: die Totenkopfflagge aus dem japanischen Manga "One Piece". Was auf den ersten Blick wie ein Popkultur-Phänomen wirkt, ist in Wahrheit eine tief politische Botschaft einer ganzen Generation.
Indonesien: Sozialabbau, Skandale und ein tödlicher Zwischenfall
In Indonesien begann die Protestwelle bereits im Frühjahr. Auslöser waren drastische Sparmaßnahmen im Sozialbereich. Als im August zusätzlich eine Wohnungszulage für Abgeordnete bekannt wurde, eskalierte die Lage. Der tragische Höhepunkt: Bei einer Demonstration überfuhr ein paramilitärischer Kleinbus einen jungen Motorradtaxifahrer – ein Vorfall, der sich rasend schnell im Netz verbreitete.
Mindestens zehn Menschen starben laut der Menschenrechtskommission Komnas-HAM während der Proteste, über 900 wurden verletzt. Tausende wurden festgenommen. Erst die Rücknahme der Zulage konnte die Lage etwas beruhigen.
Philippinen: Ein Skandal, ein Aufschrei, ein Taifun
Auf den Philippinen entzündeten sich die Proteste Anfang September an einem Milliardenskandal um Hochwasserschutzprojekte. Laut Finanzministerium sollen umgerechnet rund 1,77 Milliarden Euro an Steuergeldern verschwunden sein – Greenpeace spricht sogar von fast 15 Milliarden. Der Aufschrei war gewaltig: Rund 130.000 Menschen versammelten sich in Manila, viele von ihnen Jugendliche. Nach Ausschreitungen nahm die Polizei 216 Menschen fest, darunter 88 Minderjährige. Der jüngste von ihnen war gerade einmal zwölf Jahre alt, so Bürgermeister Isko Moreno.
Am Sonntag erklärte die Polizei laut Manila Times, man wolle den Jugendlichen gemeinnützige Arbeit und Beratungsgespräche als Alternative zum Gerichtsverfahren ermöglichen. Seither ist es ruhig geblieben – nicht zuletzt, weil zwei verheerende Taifune über das Land zogen. Beobachter erwarten jedoch, dass die Katastrophen den öffentlichen Zorn weiter anheizen werden.
Nepal: Von "Nepo Kids" bis Discord-Revolution
In Nepal entzündete sich der Protest an der Zurschaustellung von Reichtum durch Politikerkinder – sogenannte "Nepo Kids". Als die Regierung im September dann auch noch Facebook, Instagram und 24 weitere soziale Netzwerke sperrte, kochte die Wut über. Die Proteste eskalierten: Regierungsgebäude gingen in Flammen auf, die Polizei setzte Wasserwerfer, Tränengas und scharfe Munition ein. Laut BBC starben 72 Menschen.
Der Wendepunkt kam mit dem Rücktritt von Premier K.P. Sharma Oli. Eine ungewöhnliche Wahl folgte: Auf der Gaming-Chatplattform Discord debattierten rund 130.000 junge Menschen darüber, wer die Übergangsregierung führen sollte. Ihre Wahl fiel auf Sushila Karki, eine ehemalige Verfassungsrichterin – und das Militär akzeptierte sie.
Karki versprach in ihrer ersten Rede einen kompromisslosen Kampf gegen die Korruption. Die junge Generation hat nicht nur laut protestiert – sie hat mitgestaltet.
Ein Symbol mit Kraft
Die schwarz-weiße Flagge der Strohhut-Piraten, angeführt von Manga-Held Monkey D. Ruffy, ist längst mehr als nur ein Fanzeichen. "Die Flagge steht für Rebellion, für Zusammenhalt und für den Kampf gegen Unterdrückung – Werte, mit denen sich junge Menschen in ganz Südostasien identifizieren", erklärte Kommunikationswissenschafterin Nuurrianti Jalli von der Oklahoma State University gegenüber CNN.
Denn ähnlich wie Ruffy im Manga gegen eine autokratische Weltregierung kämpft, stellen sich derzeit hunderttausende Jugendliche realen politischen Missständen entgegen – und sie tun das mit einem gemeinsamen Banner, das keine Übersetzung braucht.
Es sind junge Menschen, die nicht mehr zusehen wollen. Die gegen Ungerechtigkeit aufbegehren, sich über Grenzen hinweg verbünden und mit einem Manga-Symbol auf ihren Plakaten den Kampf um eine bessere Zukunft führen. Vielleicht nicht mit Schwertern, aber ganz sicher mit Mut, Vision – und der Kraft einer ganzen Generation.
(VOL.AT)
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