Wolodymyr Selenskyj hatte die Lobbyisten in den Hinterzimmern lange genug gewähren lassen. Russische Sportler bei Olympia 2024 in Paris, obwohl Wladimir Putin sein Land mit Tod und Zerstörung überzieht?! Für den ukrainischen Staatspräsidenten sind diese Planspiele ein Schlag ins Gesicht. Allein die "vollständige Isolierung" des "terroristischen Staates" Russland auf der globalen Bühne, insbesondere bei internationalen Sportwettkämpfen, hält er für angemessen angesichts der "184 getöteten ukrainischen Athleten" seit Kriegsbeginn im Februar.
Ukraine-Präsident in Rage
Selenskyj war in Rage, und die Welt sollte davon erfahren. Via Twitter und Telegram berichtete der 44-Jährige am Mittwochabend von einem Austausch mit IOC-Präsident Thomas Bach, der verdeutlichte: Es muss gekracht haben zwischen Kiew und Lausanne. Bach und das Internationale Olympische Komitee betreiben seit Monaten eine Diplomatie der kleinen Schritte. Erst in kleinen Zirkeln, im Austausch mit Fachverbänden und Nationalen Olympischen Komitees, mittlerweile auch teils öffentlich.
Die im Februar verhängten Sanktionen gegen Russland und den verbündeten Nachbarn Belarus müssten "in Kraft bleiben", betont Bach zwar gebetsmühlenartig. Die Sportler aber, und das wird er ebenso wenig müde zu betonen, dürften "nicht für Handlungen ihrer Regierungen bestraft werden".
"Kreative Initiative"
Also wird viel gesprochen, geprüft und mittlerweile auch gewagt. Beim Olympic Summit, dem Einladungs-Gipfeltreffen des IOC, rückte das Comeback der Russen in den Weltsport am vergangenen Freitag ein gutes Stück näher: Die Vereinigung der Nationalen Olympischen Komitees Asiens (OCA) lancierte eine, wie Bach ausdrücklich lobte, "kreative Initiative". Aktive aus Russland und auch Belarus könnten dort wieder starten - nur eben ohne Flaggen, Landesfarben und Hymnen.
Nichts Neues für Russland
Für Russland wäre das nichts wesentlich Neues. Derartige Sanktionen wurden gegen das Riesenreich schon wegen zahlloser und massiver Dopingverfehlungen verhängt. Dass Russlands Sperre durch die Welt-Anti-Doping-Organisation WADA am Samstag abläuft, ist in diesem größeren Kontext im Übrigen allenfalls eine Randnotiz. Ebenso wie die Tatsache, dass WADA-Präsident Witold Banka sein Vertrauen in das russische Anti-Doping-System als "nach wie vor sehr gering" bewertet.
Gute Gründe für eine Rückkehr russischer Sportler muss man also schon mit der Lupe suchen. Das IOC und die getreuen Verbände haben einen gefunden. Das "Gefüge" der olympischen Bewegung sei "gefährdet", wenn die Athleten nicht die Möglichkeit erhielten, als Neutrale zu starten, sagte Susanne Lyons vom NOK der USA. Die Aufgabe der olympischen Bewegung sei es schließlich, "die Welt durch den Sport in Frieden zusammenzubringen".
(APA)
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