Die Benzinpreise in Deutschland gaben daraufhin nach.
Die USA hatten am Freitag bei der Internationalen Energie-Agentur (IEA) in Paris beantragt, die Ölreserven der Staatengemeinschaft anzuzapfen. Deutschland erklärte sich bereit, im Rahmen einer internationalen Hilfsaktion Teile seiner Ölreserven auf den Markt zu werfen. Es ist für uns selbstverständlich, dass wir den amerikanischen Antrag unterstützen, sagte Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD). Er betonte, er gehe von weltweiter Zustimmung aus.
Schröder appellierte ausdrücklich an die Ölkonzerne, nach der international abgestimmten Maßnahme auch wirklich zu einer Senkung der Preise beizutragen. Es kann ja nicht sein, dass die nationalen Erdölreserven international abgestimmt in den Markt gebracht werden, aber an der Preisfront nichts passiert.
Der deutsche Marktführer Aral senkte am Abend die Preise für Normal- und Superbenzin um 2 Cent je Liter und korrigierte damit teilweise eine Preiserhöhung um 6 Cent wenige Stunden zuvor. Der Shell-Konzern erklärte, er werde sich den Marktbedingungen anpassen und seine Kraftstoffe zu wettbewerbsfähigen Preisen verkaufen. Dennoch haben die Benzinpreise nach vier Erhöhungen innerhalb einer Woche in Deutschland historische Höchststände erreicht. Unter dem Strich stiegen die Preise am Freitag nochmals um 4 Cent für einen Liter Benzin und um 2 Cent für Diesel.
Der US-Ölpreis gab am Freitag hingegen spürbar nach. Der Preis für Rohöl zur Oktoberauslieferung sank am Nchmittag am New Yorker Warenterminmarkt Nymex auf 68,20 Dollar. Ein Barrel kostete damit 1,27 Dollar weniger als am Vorabend. Der Ölpreis hatte am Dienstag ein Rekordniveau von 70,90 Dollar erreicht. Auch Benzin und Heizöl verbilligten sich um über 2 Prozent.
Die Internationale Energieagentur (IEA) hat unterdessen nach Pariser Angaben die Mitgliedstaaten aufgerufen, ihre strategischen Ölreserven anzuzapfen. Innerhalb eines Monats sollten 60 Millionen Barrel zur Verfügung gestellt werden, teilte das französische Industrieministerium mit. Das entspreche 2 Millionen Barrel oder 258.000 Tonnen pro Tag.
Auch die italienische Regierung stellt den USA einen Teil ihrer strategischen Reserven zur Verfügung. Bis zu 80.000 Barrel am Tag sollten auf den Markt kommen, um den Öl-Engpass in den USA nach dem Hurrikan Katrina zu überwinden. Die Entscheidung sei auf Bitten von Ministerpräsident Silvio Berlusconi erfolgt. Italiens strategische Ölreserven reichen aus, um seine Versorgung 90 Tage lang sicherzustellen. Am internationalen Notstandsplan der IEA zur Behebung der Erdöl-Versorgungsengpässe in den USA beteiligt sich auch die Schweiz.
In der deutschen Mineralölwirtschaft stieß die Ankündigung, die Ölreserven anzapfen zu wollen, auf Skepsis. Es müsse zunächst geklärt werden, ob Schröder von Rohöl oder von Ölprodukten gesprochen habe, sagte ein Sprecher des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV). Rohöl sei ausreichend vorhanden und könne von den nach dem Hurrikan Katrina stillgelegten Raffinerien in den USA ohnehin nicht verarbeitet werden. Die europäischen Raffinerien hingegen seien gut versorgt und arbeiteten auf Hochtouren. Die USA benötigten fertige Ölprodukte, vor allem Benzin.
Aus dem Wirtschaftsministerium hieß es, die geplante Menge könnte als Rohöl oder als Ölprodukte bereitgestellt werden. Die IEA empfehle vorrangig Produkte und hier vor allem Benzin.
Nach Angaben Schröders sollen aus der internationalen Reserve zunächst für 30 Tage etwa 2 Millionen Barrel (je 159 Liter) täglich auf den Markt gebracht werden. Die genaue Menge werde von der IEA festgelegt, der deutsche Beitrag würde 6 Prozent betragen.
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