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Ohne jeden Standesdünkel

Egg/Großdorf - Eine Freundschaft verband Hugo Waldner mit Otto Habsburg.

Dass die Großen dieser Welt dem Sohn des letzten österreichischen Kaisers, Dr. Otto Habsburg, ihre Reverenz erweisen werden, darf man wohl annehmen. Ein Hauch Geschichte rührt sie an, wenn der Sarg am 16. Juli in die Kapuzinergruft getragen wird. Vielleicht steht dann auch ein Bauer aus dem Bregenzerwald irgendwo in der Menge, um noch einen Blick zu erhaschen. Denn alle Fotos, die seine Freundschaft mit den Habsburgern dokumentierten, hat Hugo Waldner 1990 bei einem Hausbrand verloren.

Die Bauern hoch geschätzt

Mit einem Motormäher fährt er den Hang entlang. Noch hat die Tageshitze nicht ihre volle Wucht entfaltet. Behände stellt Waldner das Gerät ab, parkt es am Wegrand und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Das hätte dem Otto Habsburg gefallen. Denn „der hatte viel übrig für den Bauernstand“, bekräftigt der Großdorfer Landwirt.

Bei ihrer ersten Begegnung habe ihn der Kaisersohn gefragt, was er denn von Beruf sei. „Bauer“, habe er geantwortet, erzählt Waldner. „Um Himmels willen, bleiben Sie es“, habe Otto Habsburg ausgerufen, „so behalten Sie ihren Verstand.“

Hugo Waldners Herz hatte der Habsburger damit endgültig erobert. Den Grundstein für die ganz persönliche Bewunderung hatte Habsburg freilich schon Jahre zuvor gelegt, ohne es zu wissen. „Jahrelang hab ich seine Kommentare in den VN gelesen, schon als Jugendlicher.“ Otto Habsburg habe ihm sehr imponiert, beteuert Waldner. Ein Visionär sei dieser Habsburg gewesen, „ein außerordentlich kluger Politiker“ und „er hat immer die Wahrheit gesagt“.

Kurzum: Während Politiker heute „von Wahlgang zu Wahlgang denken“, habe Otto Habsburg „über Generationen hinweg gedacht“. Diese Qualität vermisst Hugo Waldner heute und beginnt ohne Umschweife, über Finanzkrise und verprasste Volksvermögen zu wettern. Denn er mag zwar ein einfacher Bauer sein, aber der Bregenzerwälder ist auch ein politisch engagierter Mensch. 25 Jahre im Gemeindevorstand und 20 Jahre als Vizebürgermeister von Egg belegen es.
Anfang der 1970er-Jahre hat Hugo Waldner sich bis zur Paneuropa-Union durchgefragt. „Mein Freund Peter Hagen hat mich dazu gebracht.“ Er wurde Mitglied der ältesten europäischen Einigungsbewegung und lernte die Habsburger ganz persönlich kennen. „In der Villa Austria in Pöcking hab ich schon übernachtet.“ Als Waldner am 13. Mai 1983 seine niederösterreichische Frau Maria vor den Altar führte, stand ihm Karl Habsburg als Trauzeuge zur Seite. „Ganz normal“ habe sich das alles entwickelt. Otto und sein Sohn hätten nie den geringsten Standesdünkel erkennen lassen. „Im Gegenteil: Otto Habsburg hat mit mehrfach versichert, wie sehr er es schätzt, mit einem einfachen Bauern über politische Dinge reden zu können.“

So füllten denn die Bilder von seinen Besuchen bei Otto und Karl Habsburg, aber auch bei Ottos Mutter Zita von Buorbon-Parma in ihrem Graubündner Exil in Zizers ganze Fotoalben. Allein, es existiert keines mehr. 1990 brannte das Anwesen Waldners. Das Feuer raubte ihm auch die Fotos von früher.

ZUR PERSON

HugoWaldner
hat Otto Habsburg und seinen Sohn Karl über die Paneuropa-Union kennengelernt.
Geboren: 19. November 1947
Ausbildung: Volksschule
Laufbahn: Landwirt
Familie: verheiratet, sechs Kinder

(VN)

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