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Özil begründete Rücktritt mit Rassismus seitens DFB-Spitze

Özil fühlt sich ungerecht behandet
Özil fühlt sich ungerecht behandet ©APA (AFP)
Mesut Özil hat am Sonntag via Twitter seinen Rückzug aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nicht zuletzt mit Rassismusvorwürfen gegen Präsident Reinhard Grindel begründet. Sieben Stunden nach seinem ersten Statement, in dem er seine Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan verteidigte, holte der Weltmeister von 2014 zum Rundumschlag aus.
Özil löst Integrationsdebatte aus
Özil würde Erdogan-Bild wieder machen

“Mit schwerem Herzen und nach langer Überlegung werde ich wegen der jüngsten Ereignisse nicht mehr für Deutschland auf internationaler Ebene spielen, so lange ich dieses Gefühl von Rassismus und Respektlosigkeit verspüre”, schrieb Özil. Er fühle sich vom Deutschen Fußball-Bund und vor allem von dessen Präsident Grindel schlecht behandelt. “Ich werde nicht länger als Sündenbock dienen für seine Inkompetenz und seine Unfähigkeit, seinen Job ordentlich zu erledigen”, betonte Özil an Grindel adressiert.

Zuvor hatte der Arsenal-Spielmacher seine Bilder mit dem umstrittenen Staatschef Erdogan wortreich verteidigt und politische Absichten bestritten. Er würde das Foto wieder machen, schrieb Özil am Sonntag in einem auf Twitter veröffentlichten Statement auf Englisch. Demnach entstand es “aus Respekt vor dem höchsten Amt des Landes meiner Familie.” Zudem griff Özil deutsche Medien und Sponsoren-Partner wegen ihres Verhaltens an.

Verglichen mit den Vorwürfen gegen Grindel nehmen sich diese Äußerungen harmlos aus. “Für Grindel und seine Unterstützer bin ich Deutscher, wenn wir gewinnen. Wenn wir verlieren, bin ich Immigrant”, beklagte der 29-jährige Arsenal-Profi.

Özil ortete eine generelle rassistische Tendenz. “Wieso werden mein Freund Lukas Podolski und Miroslav Klose nicht als Deutsch-Polen bezeichnet? Wieso bin ich Deutsch-Türke? Weil ich Moslem bin?” Er habe das Vertrauen, dass er von Teamchef Joachim Löw und Manager Oliver Bierhoff durchaus verspürte, von höherer DFB-Stelle vermisst.

Die Kritik an Grindel reicht bis in seine Zeit im Deutschen Bundestag (2002-2016), in der sich Grindel 2004 als CDU-Abgeordneter skeptisch gegenüber Multikulturalismus geäußert habe. “Menschen mit rassistisch diskriminierenden Hintergründen sollte es nicht erlaubt sein, im weltgrößten Fußballverband zu arbeiten.”

Stein des Anstoßes: Das Erdogan-Bild

Bereits für sein erstes Statement – jenes, in dem er die Entscheidung verteidigte, sich mit Erdogan ablichten zu lassen – hatte es Kritik an Özil gegeben. So meinte der ehemalige Vorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, dass Özil “denen einen Steilpass” zuspiele, “die unsere Demokratie ablehnen hier wie dort.”

Die umstrittenen Bilder zeigten Özil und seinen DFB-Teamkollegen Ilkay Gündogan und Erdogan bei einem Treffen in London wenige Wochen vor der WM. Özil verwies in seiner Erklärung auf seine türkischen Wurzeln. Sich nicht mit Erdogan zu treffen, hätte bedeutet, diese Wurzeln nicht zu respektieren – unabhängig davon, wer Präsident sei. Im Gespräch mit Erdogan sei es um Fußball gegangen, nicht um Politik.

Die Affäre um die Fotos hatte seit ihrer Entstehung zu Unruhe geführt. Die Debatte ging weit über den Fußball hinaus. Die Diskussion um die Integration der Nachkommen von Migranten und um Fremdenhass wurde immer schärfer.

(APA/dpa)

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