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Oettinger-Sager: Brüssel wartet auf Klarstellung des Kommissars

EU-Kommissar Oettinger sorgte mit einem "Schlitzaugen"-Sager für Aufregung.
EU-Kommissar Oettinger sorgte mit einem "Schlitzaugen"-Sager für Aufregung. ©APA
Die EU-Kommission hat am Montag auf die jüngsten umstrittenen Aussagen ihres Digitalkommissars Günther Oettinger defensiv reagiert. Ein Kommissionssprecher erklärte in Brüssel, man warte auf das, was Oettinger zu sagen habe. Jedenfalls gebe es einen Unterschied zwischen einem Bericht über Oettinger-Aussagen in einer Zeitung und einem Video, auf dem der Kommissar zu hören ist.

Oettinger hatte zuletzt in einer Rede in Hamburg Chinesen als “Schlitzaugen” bezeichnet, von einer vermeintlichen “Homo-Pflichtehe” gesprochen und durchklingen lassen, dass Frauen ohne Quotenregelung keine Spitzenpositionen erreichen könnten. Außerdem hatte er angesichts der ursprünglichen Ablehnung des Handelsabkommens EU-Kanada (CETA) durch die Wallonie die belgische Region als von Kommunisten geführt bezeichnet, die ganz Europa blockierten. Gegenüber der “Welt” meinte Oettinger nur, “Schlitzaugen” sei eine “saloppe Äußerung” gewesen.

»Rede von EU-Kommissar Günther Oettinger am 26. Oktober 2016 in Hamburg. The evening of October 26th has been full of surprises. I went to a dinner party which included a speech by Günther Oettinger, European Commissioner for Digital Economy and Society. I disagree with pretty much everything he said and published about digital topics, especially about the ancillary copyright (Leistungsschutzrecht) for press publishers.«

EU-Kommission: Spärliche Äußerungen zu Oettingers Rede

Der Kommissionssprecher hielt sich mit einer Bewertung der Sager Oettingers mehr als zurück. Auf die Frage, ob die EU-Kommission sich für die Worte Oettingers bei Chinesen, Frauen und Homosexuellen entschuldigen solle und ob es Konsequenzen für den Digitalkommissar geben sollte, meinte der Sprecher, er habe nichts hinzuzufügen. Angesprochen darauf, ob Oettinger, wenn er den Job als Haushaltskommissar von Kristalina Georgiewa Anfang 2017 nach deren Wechsel zur Weltbank übernehmen werde, auch Vizepräsident der Brüsseler Behörde werden könnte, sagte der Sprecher: “Das liegt in den Händen von Juncker.”

Wann wird Oettinger wieder nach China reisen? Der Sprecher: “Ich muss das checken und ich werde darauf zurückkommen.” Auf mehrmalige Nachfragen über Konsequenzen zu Oettingers umstrittenen Aussagen meinte er schließlich: “Das ist nicht der Moment, sich zu wiederholen.”

Junker richtet Aufforderung an Belgien

Auch die Rolle von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker wurde beim täglichen Mittagsbriefing von Journalisten hinterfragt. Juncker hatte zuletzt erklärt, Belgien sollte sich angesichts der Probleme bei CETA mit der Region Wallonie überlegen, seine internationalen Beziehungen anders zu gestalten. Ob Juncker eine solche Aufforderung schon an irgend ein anderes EU-Land in ähnlicher Weise gerichtet habe? Der Sprecher: “Das ist mir nicht bewusst. Wir können das nachschauen.” Und befragt, ob Juncker die Situation noch unter Kontrolle habe, hieß es: “Ja”.

Kommissare werden nicht untersucht

Ob Juncker mit Oettinger telefoniert und die Aussagen seines Digitalkommissars angesprochen habe? “Ich war die letzten Tage mit Juncker unterwegs. Wir waren zu hundert Prozent mit CETA beschäftigt”, antwortete der Sprecher. Und ob es in der EU-Kommission eine Untersuchung angesichts der Oettinger-Sager geben werde? Der Sprecher: “Wir haben kein FBI in der Kommission, um die Kommissare zu untersuchen.”

(APA)

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