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Österreichs Tops und Flops der Sommerspiele in London

Doris und Stefanie Schwaiger lieferten im Beachvolleyball eines der Top-Ergebnisse für Österreich.
Doris und Stefanie Schwaiger lieferten im Beachvolleyball eines der Top-Ergebnisse für Österreich. ©APA
Die Tops und Flops der XXX. Olympischen Sommerspiele in London aus österreichischer Sicht:

Die Tops

+ Dinko Jukic: Der 23-Jährige sorgte mit Platz vier über 200 m Delfin nicht nur im Schwimmlager für den Höhepunkt, sondern setzte damit auch für die ÖOC-Bilanz ein seltenes Glanzlicht. Rang neun über 100 m Delfin war für ihn ebenfalls nahe am Optimum. Auf beiden Strecken fixierte er OSV-Rekorde bzw. nationale Bestleistungen, die einzigen beiden im elfköpfigen österreichischen Schwimmteam. Dazu wies Jukic ständig auf Missstände in der österreichischen Schwimm- und Sportszene hin.

+ Beate Schrott: Die 24-jährige Niederösterreicherin sorgte für das erste Olympia-Einzel-Sprintfinale einer ÖLV-Athletin seit London 1948 und das insgesamt erst zweite. Schrott wurde Final-Achte und schrammte im Halbfinale nur um 1/100 Sekunde an ihrem österreichischen Rekord vorbei.

+ Doris und Stefanie Schwaiger: Vier Jahre nach Peking 2008 erreichten die Beach-Volleyballerinnen zum zweiten Mal das Olympia-Viertelfinale. Die Schwestern aus dem Waldviertel präsentierten sich nach einer mäßigen Saison beim Höhepunkt in Topform, gewannen sogar als einziges Team der Geschichte in einem Olympia-Turnier einen Satz gegen die mittlerweile dreifachen US-Olympiasiegerinnen Misty May-Treanor/Kerri Walsh. Im Spiel um den Halbfinaleinzug wurden den Schwaigers von den Chinesinnen Zhang Xi/Xue Chen allerdings ihre Grenzen aufgezeigt.

+ Nico Delle Karth/Niko Resch: Das 49er-Seglerduo schrammte mit Blech ganz knapp an einer Medaille vorbei. Dabei waren die Vorzeichen alles andere als günstig gewesen. Nach einer Verletzung des Steuermanns Delle Karth im Herbst (Innenbandriss im rechten Knie) und einem Todesfall in seiner Familie (Bruder verunglückt) verlor das Team neun Wochen Trainingszeit auf dem Wasser. Das ist bei der Dichte in dieser Klasse nicht aufzuholen.

+ Talentproben von Lisa Zaiser und Ivona Dadic: Die 17-jährige Lisa Zaiser war die Jüngste des gesamten ÖOC-Aufgebots, hat aber viel besser abgeschnitten als viele Arrivierte. Mit ihrer zweitbesten Karriereleistung über 200 m Lagen erreichte sie Rang 19 und damit im österreichischen Schwimmlager neben Dinko Jukic die einzige Top-20-Platzierung auf einer Einzelstrecke. Den Semifinal-Einzug verpasste Zaiser nur um 3/10 Sekunden. Auch die erst 18-jährige Siebenkämpferin Ivona Dadic ist ein großes Versprechen für die Zukunft. Sie erzielte 5.935 Punkte (25.), das waren nur 24 weniger als die von ihr gehaltene ÖLV-Bestmarke.

+ Austria House Tirol: Das Österreich-Haus beim Tower of London entwickelte sich zu einem Publikumsmagneten und wurde auf Internet-Foren zu einem der drei besten Olympia-Häuser gewählt. Vor allem der öffentliche Bereich war gut besucht, bei einigen Events mussten die Menschen am Eingang sogar Schlange stehen. Der eine Million Euro teure Auftritt des ÖOC machte bei den Briten Werbung für das Urlaubsland Österreich, dort aber vor allem für Tirol. Die Tirol-Werbung trat als Hauptsponsor auf.

Die Flops

– ÖOC-Team: Erstmals seit Tokio 1964 und zum erst zweiten Mal in der Olympia-Geschichte blieb Österreichs Mannschaft ohne Medaille. Schwimmer Dinko Jukic bzw. die Segler Delle Karth/Resch sorgten mit jeweils Rang vier für die besten Platzierungen des 70-köpfigen österreichischen Olympia-Teams.

– Markus Rogan: Der Schwimmstar hat die Erwartungen nicht erfüllt. Unabhängig von seiner nachträglichen Disqualifikation über 200 m Lagen hätte seine Semifinalzeit nicht gereicht, um in den Endlauf einzuziehen. Wenn die behauptete beste Lagenform seines Lebens den Tatsachen entsprochen hat, konnte er diese nicht umsetzen. Zudem hat er mit seinem umstrittenen Interview in der Ö3-Sendung “Frühstück bei mir” für viel unnötige Aufregung gesorgt.

– Comeback für Österreich im Turnen: Barbara Gasser und Fabian Leimlehner hatten als erste Vertreter ihres Landes seit 48 bzw. 52 Jahren eine Olympia-Teilnahme im Turnen geschafft. In London blieben beide im Mehrkampf weit unter den Erwartungen. Leimlehner turnte auf fünf von sechs Geräten unter seinem Niveau, an seinem Spezialgerät Reck passierte der größte Schnitzer. In Summe wurde es Rang 39. Auch Gasser zahlte als 46. Lehrgeld, auf ihrem Paradegerät Stufenbarren gab es wegen unerlaubter Zwischenlandung einen Punkteabzug.

– Tennis-Einzel: Österreichs Tennis-Verband (ÖTV) war mit Medaillenerwartungen angetreten, dann flogen sowohl Tamira Paszek als auch Jürgen Melzer in der ersten Runde ohne Satzgewinn aus dem Turnier. Enttäuschend auch das frühe Aus von Melzer/Alexander Peya im Doppel.

– Tischtennis-Damenteam: Spitzenspielerin Liu Jia hatte vor dem Auftaktmatch aufgerufen, nach vielen knappen Niederlagen gegen Hongkong einen Sieg zu holen. Dann haben bei der 30-Jährigen selbst die Nerven nicht gehalten, nach von ihr vergebenen Matchbällen schlitterten die ÖTTV-Damen in die nächste Niederlage gegen die Asiatinnen.

– Österreichs Schützen: Die früher bei Olympia so zuverlässigen Schützen ließen auch in London aus. Erstmals seit Sydney 2000 schaffte es sogar kein heimischer Teilnehmer in ein Finale. Als beste Platzierung steht ein zwölfter Rang von Routinier Thomas Farnik im KK-Dreistellungsmatch. So schlecht war der Schützenbund seit mehr als 40 Jahren nicht mehr. Der sechsfache Olympia-Starter Farnik übte zudem heftige Kritik an der Verbandsspitze.

– Selbstzufriedenheit: “Ich bin zufrieden”, hörte man nicht selten von österreichischen Sportlern, die als Medaillenkandidaten angereist, aber mit leeren Händen nach Hause geflogen sind, ebenso wie von anderen ÖOC-Athleten, die gerade oder nicht einmal eine Hand voll Konkurrenten hinter sich gelassen haben.

(APA)

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