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ÖFB-Teamchef Marcel Koller verlängerte bis Ende 2017

Der Schweizer bleibt den Österreichern erhalten
Der Schweizer bleibt den Österreichern erhalten
Was als routinemäßige Kaderbekanntgabe für die Testspiele gegen Albanien und die Türkei angekündigt war, hat am Dienstag einen Paukenschlag gebracht: Marcel Koller verlängerte seinen Vertrag als Teamchef von Österreichs Fußball-Nationalmannschaft bis zum Ende der Qualifikation für die WM 2018. Sollte sich die ÖFB-Auswahl für das Event in Russland qualifizieren, läuft der Kontrakt bis Sommer 2018.


Der ursprüngliche Vertrag des Schweizers wäre nach der EURO 2016 in Frankreich ausgelaufen. ÖFB-Präsident Leo Windtner hatte schon nach der erfolgreichen Qualifikation angekündigt, dass es das Ziel sei, noch vor der EM zu wissen, wer nach der Endrunde als ÖFB-Coach fungiert.

Dieses Versprechen wurde nun vorzeitig eingelöst – sehr zur Freunde von Windtner. “In den viereinhalb Jahren unter Koller ist viel aufgebaut worden. Wir haben die EM-Qualifikation souverän geschafft und sind Zehnter der Weltrangliste”, sagte der Oberösterreicher und zeigte sich zufrieden, dass schon knapp drei Monate vor EM-Beginn alle Spekulationen beendet sind. “Wir können uns jetzt voll auf eine optimale Vorbereitung konzentrieren.”

Laut Koller-Manager Dino Lamberti erfolgte die Einigung “schon vor langer Zeit”, am Montag wurden letzte Details fixiert. “Die Verhandlungen waren kein Kinderkaffeekränzchen, aber wir haben einen fairen Kompromiss geschafft”, sagte Windtner und betonte, mit der Verlängerung von Koller sei auch “dem Wunsch von Spielern, Fans und Öffentlichkeit” entsprochen worden. “Jetzt freuen wir uns auf die Fortsetzung unseres Weges, eine gute EM und eine gute WM-Quali.” ÖFB-Generaldirektor Alfred Ludwig ergänzte: “Wir hoffen, dass Koller noch viele Jahre bei uns ist. Er tut der Mannschaft gut.”

Auch Koller selbst war die Erleichterung über die nun erfolgte Zukunftsentscheidung anzumerken. “Es ist sehr gut, dass wir uns so früh gefunden haben, das lässt uns in Ruhe arbeiten und wir können uns auf das Fußballerische konzentrieren”, erklärte der Schweizer.

Die bisherige ÖFB-Bilanz des 55-Jährigen steht seit seinem Amtsantritt im November 2011 bei 19 Siegen, 7 Remis und 9 Niederlagen in 35 Partien bei einem Torverhältnis von 60:35. Die jüngsten neun Pflichtspiele wurden allesamt gewonnen – auch deshalb ist die ÖFB-Auswahl mit Rang zehn in der FIFA-Weltrangliste so gut wie noch nie platziert.

Für Koller ist das Ende der Fahnenstange aber noch nicht erreicht. “Das Team hat weiterhin die Möglichkeit, gut zu spielen, wenn alle fit und bereit sind, den Weg mitzugehen”, erklärte der Coach und ergänzte: “Es ist schwierig zu sagen, wo es noch hingehen könnte. Wir sind jetzt Weltranglisten-Zehnter, das ist für Österreich außergewöhnlich, dortzubleiben wird schwierig genug. Doch wir wollen versuchen, den erfolgreichen Weg beizubehalten und nicht aus Nachlässigkeit zurückzufallen.”

Koller, dem anfänglich viel Skepsis entgegengebracht worden war, fühlt sich in Österreich und beim ÖFB offenbar sehr wohl. “Wir haben etwas geschaffen, das verbindet. Und wenn es gut läuft, gibt es keinen Grund, auseinanderzugehen”, sagte Koller. Über die finanzielle Modalitäten wurden keine Angaben gemacht, der Schweizer gab aber zu: “Geld spielt auch eine Rolle.”

Im Trubel um die Vertragsverlängerung von Koller ist fast untergegangen, dass Alessandro Schöpf erstmals den Sprung in die Nationalmannschaft geschafft hat. Der 22-jährige Tiroler wurde für die Testspiele am 26. März gegen Albanien und am 29. März gegen die Türkei jeweils in Wien nominiert und darf sich damit Hoffnungen auf eine EM-Teilnahme machen.

Schöpf begann seine Karriere im Bayern-Nachwuchs und wechselte im Sommer 2014 zum 1. FC Nürnberg in die 2. deutsche Liga. Dank beständiger Leistungen bei den Franken gelang ihm im Jänner für kolportierte sechs Millionen Euro der Wechsel zu Schalke, wo er seither regelmäßig zum Einsatz kommt.

Koller hatte den Mittelfeldspieler schon länger auf dem Radar. “Er ist ein hervorragender junger Spieler mit Perspektive. Er hat ein gutes Auge, Spielintelligenz und Beweglichkeit”, sagte der Schweizer über den bisherigen ÖFB-U21-Internationalen.

Bei Schalke kam Schöpf auf dem rechten Flügel zum Einsatz, Koller plant mit dem Youngster aber offenbar im Mittelfeldzentrum. “Dort wollen wir ein bisschen etwas probieren”, kündigte der 55-Jährige an. Im Zentrum plagen Koller leichte Personalsorgen – zwar sind dort David Alaba und Julian Baumgartlinger gesetzt, bei den Ersatzleuten gibt es jedoch Probleme. Der ebenfalls im Kader aufscheinende Stefan Ilsanker war zuletzt erkrankt, Christoph Leitgeb hat seit Monaten Kniebeschwerden und Veli Kavlak kam nach überstandener Schulterverletzung noch nicht richtig in Schuss.

Ein Anwärter für die Zentrale wäre auch Florian Grillitsch, der diese Position zuletzt bei Werder Bremen spielte. Der Niederösterreicher wurde jedoch wie Kavlak nur auf Abruf nominiert. Koller hält lieber an seinem bewährten Kader fest, wie er am Dienstag noch einmal betonte.

Eine EM-Garantie für die Arrivierten bedeute dies aber nicht, stellte der Teamchef fest. “Das ist kein Freibrief, dass sich jetzt alle zurücklehnen können. Jeder muss Gas geben”, sagte Koller, in dessen Kader noch das eine oder andere Fragezeichen zu finden ist. Ilsanker, Lukas Hinterseer und Marcel Sabitzer hatten zuletzt mit grippalen Infekten zu kämpfen, Martin Harnik (Wade) und György Garics (Knie) sind noch angeschlagen. “Aber es sollte sich für alle ausgehen”, sagte Koller.

Der Teamchef bittet seine Mannschaft erstmals am kommenden Montagabend in Stegersbach zum Training. Fünf Tage später steigt das Kräftemessen mit Albanien, für das bisher 22.000 Tickets abgesetzt wurden. Für den drei Tage danach stattfindenden Test gegen die Türkei wurden bis Dienstag rund 17.000 Karten verkauft.

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