Bei einem frühen Scheitern könnte die Qualität des EM-Quartiers keinesfalls als Ausrede dienen, lautete die Conclusio des Schweizers. “Das Hotel ist ein richtiges Schmuckkästchen geworden, auch den Spielern gefällt es sehr gut.”
Die letzten Bedenken bezüglich des Rasen-Zustands im “Stade d’Honneur”, wo die ÖFB-Auswahl in Mallemort ihre Einheiten absolviert, sind spätestens seit dem ersten Training am Donnerstagvormittag Geschichte. “Der Platz ist perfekt hingekriegt geworden. In der Vorbereitung auf die Spiele können wir nicht sagen, dass irgendetwas nicht gepasst hätte. Jetzt liegt es an uns, die Leistung auf den Platz zu bringen”, betonte Koller.
Das anschließende Training am Donnerstagnachmittag ging vor 500 Zuschauern, darunter 50 Fans aus Österreich, über die Bühne – und das bei Temperaturen um die 30 Grad. “Nicht nur das Wetter ist heiß, sondern auch wir”, sagte Koller und berichtete von seiner gesteigerten Vorfreude auf das Turnier seit dem Abflug aus Wien-Schwechat am Mittwoch.
In den kommenden Tagen will Koller seiner Truppe den letzten Feinschliff für die erste EM-Partie am Dienstag in Bordeaux gegen Ungarn verpassen. “Jetzt geht es um die Passsicherheit und darum, zu sehen, dass jeder gewillt ist, Vollgas zu geben. Aber da habe ich keine Bedenken”, meinte Koller.
Außerdem sei “die eine oder andere Einheit” geplant, in der die taktische Ausrichtung auf das ungarische Team verfeinert werden soll. Vor den Magyaren zeigte Koller großen Respekt. “Sie sind sehr gut organisiert, stehen defensiv gut, spielen gute Konter, sind bei Standards gefährlich und haben auch individuell den einen oder anderen Spieler, der dir wehtun kann.”
Auch wenn die Ungarn nicht über diese Dichte an Legionären bei Topclubs wie Österreich verfügen und in der Qualifikation deutlich härter zu kämpfen hatten, werde man den Gegner nicht unterschätzen. “Diese Gefahr besteht sicher nicht. Wir sind jetzt seit viereinhalb Jahren mit den Spielern zusammen und haben sie so eingestellt, dass sie niemanden unterschätzen”, erklärte Koller.
Außerdem sei man sich im ÖFB-Lager im Klaren darüber, dass der Erfolgslauf in der Quali keine Bedeutung mehr für die Endrunde hat. “Wir haben eine gute Qualifikation gespielt, aber das ist eine Zeit her. Ich bin keiner, der in der Vergangenheit lebt. Wir müssen wieder in die Gänge kommen.”
Mit einem Sieg gegen Ungarn wäre das österreichische Team dem Achtelfinal-Einzug schon sehr nahe. “Man sagt, das erste Spiel ist das wichtigste. Für uns ist immer das nächste das wichtigste, dementsprechend werden wir versuchen, uns so gut wie möglich vorzubereiten”, versprach Koller.
In dieser Vorbereitung werde die mangelnde Turniererfahrung nicht groß thematisiert. “Wir können die Erfahrung nicht herbeizaubern und wollen dem nicht zu viel Bedeutung schenken”, meinte der Teamchef. Die fehlende Turnier-Expertise sollte für die zumeist in großen Fußball-Ländern tätigen ÖFB-Internationalen kein großes Problem darstellen. “Die Spieler aus den Top-Ligen helfen uns mit ihrer spielerischen Präsenz und Erfahrung”, betonte Koller.
Dazu zählt auch Marko Arnautovic, der mittlerweile keine Eskapaden mehr abliefert und zu einem echten Leistungsträger im Team avanciert ist. “Es war wichtig für mich, ihn als Menschen kennenzulernen. Ich habe nicht darauf gehört, was vorher passiert ist”, erzählte Koller über die Zähmung des einstigen “Enfant terribles”.
Er habe Arnautovic Regeln mitgegeben, wie er sich bei der Nationalmannschaft zu verhalten habe. “Wir haben ein bisschen Geduld gebraucht, aber er hat jetzt Familie und Verantwortung, und die übernimmt er auch auf dem Platz. Das ist gut für uns”, sagte Koller. Ihm sei von Anfang an aufgefallen, dass der Stoke-Legionär über “außergewöhnliche Qualitäten” verfüge.
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