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Obama appellierte bei Trauerfeier in Dallas an US-Einheit

Obama hielt in Dallas eine emotionale Rede
Obama hielt in Dallas eine emotionale Rede
Eindringlicher Appell des Präsidenten an eine aufgewühlte Nation: Bei der Trauerfeier für die getöteten fünf Polizisten von Dallas hat US-Präsident Barack Obama seine Landsleute aufgerufen, über die Rassengrenzen hinweg zusammenzustehen. Sie müssten sich als eine "amerikanische Familie" betrachten, in der "alle die gleiche Behandlung, alle den gleichen Respekt verdienen", sagte Obama am Dienstag.


Der Präsident ging in seiner Ansprache in der texanischen Millionenstadt nicht nur auf das dortige Attentat ein, sondern auch auf die jüngsten Fälle tödlicher Polizeigewalt gegen Afroamerikaner: “Wir fragen uns, ob eine afroamerikanische Gemeinde, die sich unfair von der Polizei ins Visier genommen fühlt, und Polizeidienststellen, die sich unfair für die Erledigung ihrer Arbeit verleumdet fühlen, je ihre gegenseitigen Erfahrungen verstehen können.”

Obama wies aber den Eindruck zurück, das Land sei völlig zerrissen: “Ich bin hier, um darauf zu bestehen, dass wir nicht so gespalten sind, wie es scheint.” Während seiner eigenen Lebenszeit hätten sich die Beziehungen zwischen den Rassen “dramatisch verbessert”.

Während der ökumenischen Zeremonie, an der auch Obamas Vorgänger George W. Bush teilnahm, wurden die fünf getöteten Polizisten auf symbolische Weise durch fünf leere Stühle geehrt, die mit gefalteten US-Fahnen und Polizeimützen dekoriert waren.

Die Beamten waren am Donnerstag während einer Demonstration gegen die tödlichen Polizeieinsätze in vorherigen Tagen von einem 25-jährigen afroamerikanischen Afghanistan-Veteran aus dem Hinterhalt erschossen worden. Der Attentäter, der später von den Einsatzkräften in einer Parkgarage getötet wurde, schoss außerdem neun weitere Beamte sowie zwei Zivilisten an.

Der Präsident schilderte das Verhalten von Beamten und Demonstranten nach den Schüssen als ermutigendes Beispiel rassenübergreifender Solidarität. Die Polizei habe teils mit Hilfe von Demonstranten den Tod weiterer Menschen verhindert. “Es ging nicht um Schwarz oder Weiß. Jeder hat sich gegenseitig hoch- und weggeholfen.”

Obama fügte hinzu: “Dies ist das Amerika, das ich kenne.” Diese Worte wiederholte er während der rund 40-minütigen Ansprache refrainartig, um weitere Beispiele für den rassenübergreifenden Zusammenhalt hervorzuheben. Der Präsident führte unter anderem die Polizeireformen in Dallas selbst an, wo die Beschwerden über Polizeiübergriffe um 64 Prozent gesunken seien.

Obama hob aber auch hervor, dass gegenseitige Vorurteile fortbestünden. “Wir müssen uns fragen, ob die Gräben zwischen den Ethnien in Amerika jemals überbrückt werden können”, sagte er. Keine Institution und auch nicht die Polizei sei dagegen immun. Wenngleich die meisten Beamten ihre Arbeit “fair und professionell” erledigten, müsse die “wachsende Verzweiflung” der afroamerikanischen Gemeinde über die von ihnen empfundene Ungleichbehandlung ernst genommen werden.

Zugleich warb Obama bei den Afroamerikanern um Verständnis für die “gefährliche” Arbeit der Polizei in einigen Gemeinden. Die Proteste gegen den Tod von zwei jungen Afroamerikanern in der vergangenen Woche in den Bundesstaaten Louisiana und Minnesota waren auch nach dem Anschlag von Dallas weitergegangen und teilweise in gewalttätige Unruhen ausgeschlagen.

“Polizisten hören nicht oft ein Dankeschön. Vor allem nicht von denen, die sie am meisten brauchen”, würdigte der Präsident die Rolle der Polizei für die Aufrechterhaltung der Sicherheit im Land. Zugleich übte er neuerlich scharfe Kritik an den laschen Waffengesetzen in den USA. “Wir fluten unsere Städte mit Waffen. Für Kinder ist es leichter, eine Glock-Pistole in die Hand zu bekommen als ein Buch oder einen Computer.”

Der Präsident gestand in seiner sehr persönlichen Rede ein, dass er sich der begrenzten Wirkung seiner Worte bewusst sei. Er sei “nicht naiv”, im Laufe seiner Präsidentschaft habe er dafür “an zu vielen Trauerfeiern” teilgenommen.

Vor Obama hatte dessen Amtsvorgänger Bush zu der Trauerversammlung gesprochen. Der republikanische Politiker appellierte an seine Landsleute, sich auf die “gemeinsamen Ideale” zu besinnen. “Manchmal wirkt es, als seien die Kräfte, die uns auseinanderreißen, stärker als die, die uns zusammenhalten”, beklagte der frühere Gouverneur von Texas. Die Amerikaner sollten nicht in Trauer und Furcht geeint sein, sondern “durch Hoffnung, Mitgefühl und einem Streben nach Höherem”, fordert Bush.

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