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O.J. Simpson verließ filmreif Gefängnis in Las Vegas

©AP
Nach vier Tagen in Untersuchungshaft hat Ex-Football-Star O.J. Simpson filmreif sein Gefängnis in Las Vegas verlassen.

Nachdem ein Haftrichter den 60-Jährigen gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt hatte, waren Dutzende Anhänger und Demonstranten live dabei, als er am Mittwoch (Ortszeit) in blauem Anzug und weißem Hemd zu Fuß aus der Haftanstalt kam.

Dort stieg Simpson in ein graues Auto und fuhr davon. Der Wagen wurde von mehreren Hubschraubern von US-Fernsehsendern verfolgt, was sofort Assoziationen an die legendäre Autoflucht Simpsons vor seinem Mordprozess 1994 weckte. Simpson ist diesmal wegen bewaffneten Raubüberfalls angeklagt, ihm droht lebenslange Haft.

“Er ist einfach nur erleichtert”, beschrieb Simpsons Anwalt den Gemütszustand des 60-Jährigen nach seiner Freilassung. “Er ist sehr froh. Er will einfach nur nach Hause gehen und bei seinen Freunden und seinen Kindern sein.” Der Haftrichter habe richtig entschieden, betonte der Anwalt. Schließlich bestehe keine Fluchtgefahr: “Es gibt keinen Platz der Welt, wo die Menschen ihn nicht erkennen würden.” Für seine vorläufige Freilassung musste Simpson 125.000 Dollar (knapp 90.000 Euro) Kaution hinterlegen, außerdem muss er seinen Pass abgeben und darf die USA nicht verlassen. Am 22. Oktober muss er wieder vor Gericht erscheinen.

Die Anklage geht auf einen Vorfall der vergangenen Woche zurück, als Simpson in Las Vegas mit Freunden bei zwei Souvenirhändlern ins Zimmer stürmte und die Herausgabe von persönlichen Erinnerungsstücken erzwingen wollte. Die Staatsanwaltschaft von Clark County im US-Bundesstaat Nevada erhob deshalb in elf Punkten Anklage gegen Simpson und drei weitere Männer. Ihnen wird auch Entführung sowie Verschwörung zur Begehung einer Straftat und schwerer Raub vorgeworfen. Als besonders schwerwiegend wird in der Anklage gewertet, dass “eine tödliche Waffe” im Spiel gewesen sei.

Nach Aussagen der Souvenirhändler wurden sie bei dem Überfall mit vorgehaltener Waffe bedroht. Simpson und seine Freunde seien “wie bei einem Sturmangriff” ins Zimmer eingebrochen. Der 60-Jährige weist die Vorwürfe zurück und gibt an, er habe lediglich von zwei Andenkenhändlern persönliche Erinnerungsstücke zurückgefordert, die ihm gestohlen worden seien. Eine Waffe sei nicht dabei gewesen. Einer der Souvenirhändler erlitt inzwischen offenbar wegen der Aufregung einen Herzinfarkt. Er musste Medienberichten zufolge in Los Angeles ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Simpson, der in den 70er Jahren zu den bekanntesten Football-Profis der USA zählte, war 1995 in einem Indizienprozess von dem Vorwurf freigesprochen worden, seine frühere Ehefrau Nicole Brown-Simpson und deren Freund Ron Goldman ermordet zu haben. Vor dem Prozess hatte der Angeklagte stundenlang die Welt mit seiner Autoflucht in Atem gehalten, die in den USA live auf allen Kanälen übertragen wurde. Den Freispruch verdankte Simpson nach Ansicht vieler US-Bürger nur seiner Prominenz. In einem späteren Zivilprozess wurde er dann für den Tod der beiden Opfer verantwortlich gemacht und zu Entschädigungszahlungen an ihre Familien in Höhe von 33,5 Millionen Dollar verurteilt.

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