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"Nur über viel Fleiß ist Erfolg möglich!"

Der Dornbirner Martin Fischer (Nr. 230 der Weltrangliste) und der Feldkircher Philipp Oswald (Nr. 255) haben im Verlauf des letzten Jahres ihren Lebensmittelpunkt von der Südstadt nach Vorarlberg verlegt. Über die Beweggründe dafür und ihre sportlichen Perspektiven sprechen die beiden im folgenden Interview.

Was war gut in dieser Saison?

Fischer: Ich habe das ganze Umfeld verändert, weg vom ÖTV-Zentrum in der Südstadt, mein neuer Trainer ist Joachim Kretz. Ich war in der Südstadt nicht mehr wirklich glücklich, die Trainingspartner sind weniger geworden, Konditionstraining und Physiotherapie haben nicht den Anforderungen entsprochen. Ich hatte auch das Gefühl, die Trainer können mir nicht mehr weiter helfen. Ich kam auf einen Punkt, bei dem nichts mehr weiter ging.

Oswald: Ich habe diesen Schritt schon im November des Vorjahres gemacht, habe in die Schweiz gewechselt. Beim Saisonstart war ich Nr. 420, die Verbesserung um 150 Ränge bestätigte die Richtigkeit dieser Entscheidung. Ich habe das Doppel etwas zurück gestellt, habe mich auf die Einzelbewerbe konzentriert.

Was steht bei Euch im Vordergrund, Einzel oder Doppel?

Fischer: Doppelspiel ist der „zweite Weg“, jeder beginnt Tennis als Einzelspieler, Erfahrung hilft im Doppel sehr viel. Das Thema Doppelspezialist darf aber durchaus noch warten.

Oswald: Im letzten Jahr habe ich zu viel im Doppel gespielt, das hat die Entwicklung im Einzel doch empfindlich gebremst. Finanziell zahlt sich das Einzel besser aus als das Doppel.

Wie finanziert ihr Euch?

Oswald: Der Großteil meines Budgets kommt durch Preisgeld herein, kleinere Sponsoren helfen auch. Außerdem spiele ich in der Deutschen und Österreichischen Liga.

Fischer: Die Ausgaben sind relativ hoch, die müssen über Preisgelder abgedeckt werden, die Turniere, die ich derzeit spiele, werfen da noch nicht allzu viel ab. Aber ich komme durch.

Wie wichtig ist das Talent für einen Tennisspieler, um weit nach vorne zu kommen.

Oswald: In der Jugend spielt das Talent eine Rolle, jetzt ist hauptsächlich Fleiß gefragt. Als ich in die Schweiz gewechselt habe, musste ich die Beinarbeit verändern. Die vorigen Trainer haben hauptsächlich die Arbeit des Oberkörpers beobachtet. Über die Beinarbeit verbessert die gesamte Perfektion eines Schlages. Im Bereich des Oberkörpers wird immer gleich gearbeitet, über die Beinarbeit wird die Position zum Ball bestimmt.

Fischer: Im Tennis kann man mit viel Arbeit, automatisierten Abläufen sehr weit kommen. Aber eines ist klar, ob Talent oder nicht, jeder Weg zum Erfolg ist mit viel Arbeit verbunden. Früher habe ich mir wenig gedacht beim Spiel, die Trainer in der Schweiz sind viel genauer, sie erklären uns das Tennisspiel in jeder Einzelheit. Die Schläge kommen immer aus der gleichen Oberkörperposition.

Wo liegt euer persönliches Ziel?

Fischer: Das Ziel sind die Top 100 im Einzel. Zeitlimit setzte ich mir keines, solange ich das Gefühl habe, dass ich mich steigern kann, werde ich das Ziel weiter verfolgen. Gerade jetzt werde ich den neuen Weg weitergehen, erst dann wird man sehen, ob ich mein Potential verbessern kann, wo ich stehe.

Oswald: Daviscup, Olympia sind Ziele, dafür ist die Verbesserung unter die Top 100 erforderlich. Julian Knowle war mit 25 ein Top-100-Spieler, erst mit 30 hatte er seine beste Doppelzeit. Der Großteil der Spieler kommt erst mit 27 oder 28 ans Leistungsplafond.

Wie wichtig ist die persönliche Fitness für einen Tennisspieler?

Oswald: Die Fitness ist immer wichtiger geworden, heute arbeitet jeder Spieler daran, dass er topfit ist.

Fischer: Alles wurde intensiver kraftaufwendiger, die Schläger sind heute anders gebaut. Die Fitness hat einen hohen Stellenwert bekommen.
Fischer: Im Sportservice nützen wir die Möglichkeiten (Kraftkammer, Schnelligkeit, Tests, Trainingseinheiten), das hilft uns enorm weiter.

Aus welchen Überlegungen heraus werden am Platz die Bälle geschlagen.

Fischer: Am Platz überlegt man sicher nicht, Erfahrungswerte bestimmen die Art des Schläge.

Oswald: Das Selbstvertrauen spielt eine Rolle, mit gutem Vertrauen traut man sich über schwierigere Schläge drüber.

Wie groß ist die Unterstützung der Verbände, Landesverband und ÖTV?

Oswald: Der VTV ist sicher Österreichs bester Verband, wir wurden immer unterstützt.

Fischer: Der VTV betreut den Nachwuchs im schwierigsten Alter, der Verband muss in dieser Phase die Kinder bei Laune halten. Der ÖTV hat das Ziel, für die Profis ein Umfeld zu schaffen, ich glaube aber nicht, dass das auch wirklich gelingt.

Wie beeinflussen die Eltern eine Tenniskarriere?

Fischer: Die Eltern beeinflussen im Jugendalter noch sehr die Nachwuchsspieler, leider oft mit falschen Ratschlägen. Meine Eltern waren eher passiv, aber sie haben mich natürlich gefördert. Ich wollte schon früh Profi werden, mein Vater hielt mich an, die Matura zu machen. Jetzt freuen sie sich über Erfolge, halten sich aber heraus aus dem Geschehen

Fischer: Die Eltern spielen immer eine Rolle, sie müssen die Kinder unterstützen. Wir waren mit 18 in der Südstadt, ab diesem Zeitpunkt waren wir allein, mussten uns auf eigene Beine stellen.

Welche Sportart hättet ihr betrieben, wenn Tennis nicht euer Lebensmittelpunkt geworden wäre? 

Oswald: Ich habe Handball und Tennis gespielt, Handball sogar bis 17, ich hatte aber keine Ambitionen, das war im Tennis anders. Aus meiner Familie hat eigentlich niemand Tennis gespielt, ich kam dann erst mit 13 zum VTV.

Fischer: Bis ich 11 war, habe ich Fußball und Tennis gespielt, dann habe ich mich für Tennis entschieden, zum Tennis kam ich durch meinen Vater, der in Wolfurt im Tennisclub aktiv war.

Was plant ihr für die Zeit nach dem Karriereende?

Fischer: Tennis ist ein Virus, Tennistrainer oder Tennislehrer aber werde ich sicher nicht. Nach der Karriere werde ich in einen normalen Beruf einsteigen, aber das ist noch weit weg.

Oswald: Wenn ich im Tennis bleibe, dann im Leistungssport, ich kann mir aber auch vorstellen, etwas anderes zu machen. Tennis ist aber jetzt das Wichtigste.

(Quelle: Sportservice Vorarlberg)

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