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Nummerntafel für Radfahrer? Breite Skepsis

Künftig mit Nummerntafel unterwegs?
Künftig mit Nummerntafel unterwegs? ©APA (dpa)
Sie fahren auf Gehsteigen, Radeln über Zebrastreifen und scheren sich nicht um Ver- und Gebote: Drahtesel-Rowdys sind ein Ärgernis für alle Verkehrsteilnehmer. Belangen kann man sie kaum, da sie mit ihren Gefährten mehr oder weniger anonym unterwegs sind. Doch mit dem Lotterleben soll jetzt Schluss sein. Richten soll es eine Nummerntafelpflicht für Fahrradfahrer. Experten sind skeptisch. 

Für Fahrrad-Rowdys soll es eng werden: In Wien wird erstmals ernsthaft darüber nachgedacht, eine Nummerntafel für Fahrradfahrer einzuführen. Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (S) hatte dies in einem APA-Interview angeregt. Der Vorschlag ist nicht neu: In den vergangenen Jahren gab es immer wieder politische Forderungen in diese Richtung. Radfahren würde mit Nummerntafeln zu einem großen bürokratischen Aufwand werden und Menschen womöglich vom Umstieg auf das Rad abhalten. Offen sei auch die Frage, was das dann für Freizeitradler bedeute, so Experten.

Experten des Verkehrsministeriums stehen der Idee “Nummerntafeln für Fahrräder” skeptisch gegenüber. “Es gibt international kein erfolgreiches Beispiel dafür. Die Schweiz hat es kurz versucht und das Projekt schließlich wieder ad acta gelegt. Wir glauben nicht, dass Nummerntafeln zu mehr Rücksichtnahme führen”, sagte Marianne Lackner, Sprecherin von Verkehrsministerin Doris Bures (S), am Freitag zur APA.

Trotz aller Bedenken wird die Verkehrsministerin noch einmal den ständigen Unterausschuss Radverkehr des Verkehrssicherheitsbeirates des BMVIT damit betrauen. Die Experten kommen im Herbst wieder zusammen und sollen sich noch einmal mit dem Thema befassen.

Auf jeden Fall müsste man die Kennzeichenpflicht in der Straßenverkehrsordnung (StVO) verankern. Wie genau die legistische Umsetzung auszusehen hätte, wäre ebenfalls eine Sache für den Unterausschuss Radverkehr, sagte Marianne Lackner.

Grüne winken ab, FPÖ dafür – ÖVP mit Vorbehalten

Die Wiener Grünen winken schon mal im Vorfeld ab: “Reden kann man über alles, aber es handelt sich um keine sinnvolle Maßnahme”, sagte Grün-Gemeinderat Christoph Chorherr am Donnerstag. Er erlaube sich hier namens der Grünen anderer Meinung als der Bürgermeister zu sein. In der Schweiz, auf die im Zusammenhang mit dieser Debatte immer wieder verwiesen wird, ist laut Chorherr die Versicherungsplakette für Räder wieder abgeschafft worden. Denn sie sei bei größerem Abstand gar nicht lesbar gewesen. Chorherr vermeint, mit einer einfachen Entschuldigung für etwaige Verfehlungen sei der Gerechtigkeit genüge getan.

FPÖ-Verkehrssprecher Wien Anton Mahdalik nannte eine derartige Maßnahme am Donnerstag sinnvoll im “Kampf gegen Radrambos”. “Die Kennzeichen wären natürlich nicht für Kinder gedacht, auch bräuchte – nach dem Muster von Wechselkennzeichen bei Autos – nicht jedes Fahrrad eine eigene Nummerntafel”, verstand der blaue Mandatar die “Angst” der Grünen vor einer Million notwendiger Plaketten nicht.

Die ÖVP zeigte sich hingegen eher einig mit dem grünen Verkehrssprecher Christoph Chorherr, der u.a. mit Verweis auf den großen Verwaltungsaufwand gegenüber der APA an der Sinnhaftigkeit der Nummerntafel-Idee zweifelte. Der schwarze Verkehrssprecher Roman Stiftner zeigte sich im APA-Gespräch “skeptisch”. Die dafür nötige Bürokratie wäre auch mit Kosten für die Biker verbunden: “Warum soll ich alle mit zusätzlichen Gebühren bestrafen, nur weil sich einige Menschen nicht richtig verhalten?”

(APA)

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