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NR-Wahl: Heinz-Christian Strache - von gar nicht so wenigen geliebt

H.C. Strache - von gar nicht so wenigen geliebt.
H.C. Strache - von gar nicht so wenigen geliebt. ©AP Photo/Kerstin Joensson
Heinz-Christian Strache wird offenbar nicht nur von seinen nächsten geliebt. Der FPÖ-Chef kletterte mit seinen Freiheitlichen bei der  Nationalratswahl deutlich über die 20-Prozent-Marke und schaffte damit sein adaptiertes Wahlziel.

Von früheren Träumereien, die FPÖ 2013 mit einem Drittel der Stimmen an die Spitze der Wählergunst zu führen, hatte man sich nach dem Erscheinen Frank Stronachs auf der Politbühne schon länger verabschiedet.

Strache in neuer Rolle

Strache versuchte sich im Wahljahr in neuer Rolle. Der FPÖ-Chef war nicht der zornige Angreifer, der sich mit plump ausländerfeindlichen Sprüchen in den Mittelpunkt zu schieben versuchte, sondern er gab sich als eine Art Liebesbringer. Dass sich hinter der “Nächstenliebe”-Kampagne ein Ausländer-Wahlkampf neuen Zuschnitts verbarg, hat der FPÖ wohl auch eher genutzt als geschadet.

Insgesamt versuchten sich die Freiheitlichen und damit auch Strache mit sanfteren Tönen als auch schon. Offenbar um die traditionelle FPÖ-Schwäche bei Frauen zu bekämpfen, wurde vom Spitzenmann immer wieder ein Hauch Esoterik eingebaut. Mit seiner Verlobten Andrea Eigner gab der zweifacher Vater (aus seiner Ehe mit Daniela Plachutta) medial zudem gerne den romantischen Galan.

Image-Wechsel kam an

Dieser Image-Wechsel ist ein recht scharfer, wenn man Straches politischen Werdegang ansieht. Als junger Mann macht der heute 44-Jährige noch bei “Waldspielen” mit, die an Wehrsportübungen erinnerten. Im Haus von NDP-Gründer Norbert Burger, mit dessen Tochter Strache liiert war, ging der heutige FP-Chef aus und ein. Und noch 2004 bereits als Wiener FPÖ-Obmann wollte sich Strache mit einem Kontrahenten im Rahmen eines Burschenschafter-Streits duellieren.

Diese Zeiten hat der FPÖ-Obmann, einst jüngster Bezirksrat Wiens, längst hinter sich gelassen. Heute gelten die ganz Rechten in seiner Partei Strache als lästig, vertreiben sie doch eher Wähler als neue anzulocken. Als innerparteilicher Erfolg ist in dem Zusammenhang zu werten, dass es der FPÖ-Chef und seine Vertrauten schafften, den Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf von den freiheitlichen Wahllisten zu bringen.

Dass Strache heute dieses Standing in der Partei hat, ist nicht nur cleveren Beratern wie Generalsekretär Herbert Kickl zu verdanken, sondern auch Folge eines blauen Helden-Mythos, der den Obmann umweht. Als sich Jörg Haider mit dem freiheitlichen Regierungsteam und beinahe dem gesamten Parlamentsklub ins BZÖ verabschiedete, wussten die Verbliebenen, dass nur noch der aufstrebende Zahntechniker aus Wien-Landstraße das politische Begräbnis der FPÖ verhindern konnte.

FPÖ mit Strache stark

Strache hielt, was man sich von ihm versprach. Seit seinem Antritt als Wiener und als Bundes-Obmann (2004 bzw. 2005) klettern die Freiheitlichen in der Wählergunst wieder unermüdlich nach oben. Hätte er nicht die Kärntner Freiheitlichen ins Boot geholt, könnte der FP-Chef sogar guten Gewissens sagen, dass seine FPÖ mit den Korruptionsaffären der vergangenen Jahre nichts zu tun hatte. Beim Wähler hat aber auch das Kärntner Problem sichtlich nicht wirklich geschadet.

Warum Strache beim Volk ankommt, ist schwer zu sagen. Weder ist er ein brillanter Rhetoriker noch glänzt er sachpolitisch. Atouts sind wohl, dass er gut aussieht, immer dem aktuellsten modischen Stand gemäß gekleidet ist und den Kontakt mit dem Wähler nicht scheut.

Wohin die weitere Reise Straches führt, bleibt abzuwarten – in die Regierung wohl eher nicht. Bremsen wird das seine Versuche, wahlweise Wiener Rathaus oder Kanzleramt zu entern wohl nicht. (APA)

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