Als die Gruppe um Sänger Anthony Kiedis auf der Bühne stand, hatte der Wettergott bereits wieder ein Erbarmen mit den Fans. Nachdem den Nachmittag über ein paar Regenschauer das Gelände überzogen hatten, gab es zu “Can’t Stop” oder “Californication” abendliche Kühle, die das Quartett aber schnell vergessen machte. Die Produktion – mit mehreren stilvoll ins Bühnenbild integrierten Videowänden – war dem “Oberheadliner” des Festivals würdig, der Sound passte, die Spielfreude, die man ihnen manches Mal abspricht, war auch vorhanden. Kiedis tänzelte in schwarzen Leggins mit kurzer Hose darüber und erfreute das Publikum vor allem mit den Hits wie “Scar Tissue” und “Dani California”.
Einige Patzer bei Red Hot Chili Peppers
Schlampereien, Textschwächen und Ungenauigkeiten hinterließen allerdings bereits recht früh einen bitteren Nachgeschmack, dafür bekam man einen extrem fetten Funksound von Bassist Flea serviert. Die Setlist bot neue Songs, wobei “We Turn Red” mit eigenwilliger Struktur nicht wirklich zünden konnte, “Dark Necessities” dagegen nahtlos zu den Klassikern passte. Die Chili Peppers sind zwar nach wie vor eine Bank in Sachen eingängige Songs, allerdings blieb die Gruppe mit dieser Darbietung letztlich einige Erwartungen schuldig.
Twisted Sister heizten dem Publikum ein
Einen Ausflug in die Glam-Metaltage der 80er-Jahre konnte man mit Twisted Sister erleben. Die Rockband um Dee Snider, dem schillernden Sänger mit dem Drag-Queen-Look, stimmte “The Kids Are Back” an – und das war dann auch das Motto der Show. Die Hymen “I Wanna Rock” und “We’re Not Gonna Take It” erfüllten ihre Pflicht als Gassenhauer schlechthin, “You Can’t Stop Rock and Roll” wäre eigentlich auch eine gute Zusammenfassung des Festival-Spirits. Twisted Sister mögen keine zeitgenössische Relevanz mehr haben, aber der Spaß stimmte – auch im Publikum. Wobei “Rampenschwein” Snider, der rannte, kugelte und hüpfte, auf Tagesaktuelles einging. Er erwähnte den Anschlag von Orlando und forderte auf, allen religiösen und politischen Eiferern den Stinkefinger zu zeigen.
Deftones am Nova Rock 2016
In einem wahren Festivalstress befinden sich aktuell die Deftones, die auf den diversen Freiluftveranstaltungen in Europa ihre neue Platte “Gore” vorstellen. “Diese Auftritte sind ein bisschen anders, aber sie machen Spaß”, verriet Sänger Chino Moreno der APA. “Es sind zwar nur einige neue Songs im Set. Aber es kann dir bei einem neuen Album durchaus passieren, dass du es zu Beginn übertreibst. Es ist großartig, neue Stücke einzubauen, aber wir haben auch unsere alten Favoriten dabei.” Dass konnte nur unterschrieben werden: Von melodischen Großtaten wie “Change (In The House Of Flies)” über das atmosphärische “Digital Bath” bis zu Krachern vom Kaliber “My Own Summer (Shove It)” ließ die US-amerikanische Band kaum einen Klassiker des eigenen Oeuvres aus.
Auch im dritten Bandjahrzehnt scheint die Gruppe hungrig und offen für Neues. “Wir leben mittlerweile ja alle in verschiedenen Städten und arbeiten dann an neuen wie alten Sachen, wenn wir zusammenkommen”, so Moreno. “Zeit ist definitiv ein kritischer Faktor.” Bassist Sergio Vega ergänzte: “Live geht es letztlich doch darum, dem Publikum eine gute Zeit zu bieten und die Energie rüberzubringen.” Einiges auslösen können auch die neuen Stücke, beispielsweise der Albumopener “Prayers/Triangles”. Und wie üblich ruhen sich die Deftones nicht auf Erreichtem aus. “Wenn wir eine Platte machen, dann gibt es eigentlich keine Diskussionen”, so Moreno. “Erstmal machen wir viel Krach, reagieren darauf und versuchen etwas einzufangen.”
Dem ist glücklicherweise nicht so: Schließlich sind die Deftones das seltene Beispiel für eine Band aus dem Metal- bzw. Alternative-Sektor, die sich stetig weiterentwickelt. Und auch beim Nova Rock wurde das entsprechend goutiert, wenngleich der komplexe Sound der Gruppe nicht alle restlos begeistern konnte. Dass zu allem Überfluss einige technische Probleme dem Quintett zu schaffen machten, war ebenfalls nicht zuträglich. Dennoch lieferte man eine wirklich energiegeladene Show. Und das Publikum schien sich ohnedies bei recht vielen Auftritten einig gewesen zu sein, ganz unabhängig von Genre und Tageszeit: Metal, Rock, Ska, Rap – die Vielfalt tat dem Festival wirklich gut.
(APA/Red)
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