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Notenschlüssel mit Zuckerguss

Bregenz - Zu seinem 60-jährigen Bestehen tritt der Bregenzer Festspielchor aus dem Bühnendasein heraus, präsentiert sich heute Abend einmal ganz ohne Kostüm und Maske mit einem Jubiläumskonzert in Herz-Jesu.

Eine weitere Herausforderung für diese verschworene Gemeinschaft von Idealisten. Als der Chor 1948 für „Nacht in Venedig“ am See ins Leben gerufen wurde, bildete er so etwas wie eine Brücke zur Bevölkerung. Heute ist er, seit 1982 offiziell als Verein, weit mehr als ein Relikt aus den lokalen Anfängen der Festspiele. Statements von Intendant und Präsident in der schön gestalteten Festschrift unterstreichen die Bedeutung des Chores als starker und ernst genommener Partner.

Wetterfest

Bei den Erinnerungen an die ersten Jahrzehnte hilft uns der heute 85-jährige Emil Zabrodsky, neben Franz Wipper als Vorstand von 1984 bis 2000 die prägende Persönlichkeit. 1981 ist er in Verdis „Otello“ neben Placido Domingo auf der Bühne des neuen Festspielhauses gestanden, der dem Chor „toi-toi-toi“ gewünscht hat. Und natürlich hat er 1993 jene denkwürdige „Nabucco“-Generalprobe am See miterlebt, bei der Sänger und Publikum beim „Gefangenenchor“ einhellig dem Regen trotzten. Ein bisschen waren, schmunzelt er, früher die tristen Garderoben unter der Seebühne auch ein Ort des Anbandelns zwischen jungen Chorleuten. Die Zeiten haben sich geändert, aus dem lokalen Operetten-Festspiel à la Mörbisch ist längst ein internationales Festival geworden. Für die damit gestiegenen künstlerischen Anforderungen wird seit vielen Jahren ein auswärtiger Profichor engagiert, der am See vom Orchester aus über die Soundanlage übertragen wird, während der Festspielchor auf der Bühne agiert.

Neue Aufgaben

Natürlich gibt es auch immer wieder Aufgaben bei der Oper im Haus oder, so wie heuer, beim „Film auf dem See“ oder der glanzvollen Matinee mit Händels „Salomo“, wo der Chor ausgezeichnet agierte. Musikalisch vorbereitet werden die derzeit 40 qualifizierten Sängerinnen und Sänger aus dem ganzen Land (bis Partenen) und dem süddeutschen Raum seit 2005 von Markus Landerer, der dieses Amt durch seine Verpflichtung in Wien nun an Benjamin Lack, seinen Nachfolger und Feldkircher Domkapellmeister, übergeben wird. In der Vergangenheit waren so klingende Namen wie Gerhard Dallinger, Wolfgang Schwendinger und Hansjörg Gruber in dieser Funktion tätig. In ihrer Begeisterung für die Sache proben die Sänger meist von Jänner weg, haben von Mitte Juni bis Ende August kaum einen freien Abend.

„Aida“ wartet schon

Und das alles gegen eine geringe Aufwandsentschädigung. Vorstand seit 2000 ist Manfred Barbisch, der den sichtlich verjüngten Verein konsequent an die geänderten Aufgabenstellungen angepasst hat und in eine gute Zukunft führen möchte. Bereits 2009 wird Verdis „Aida“ höchste Anforderungen stellen.

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