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Nordkorea: Weitere direkte Atom-Gespräche

Nordkorea und die USA haben angekündigt, ihre bilateralen Gespräche fortzusetzen. Trotz der nach wie vor weit auseinander gehenden Positionen blieben die Verhandlungspartner optimistisch.

Am Donnerstag verhandelten Nordkorea und die USA zum dritten Mal abseits der allgemeinen Konferenz. Am Vortag hatte sich herauskristallisiert, dass die bilateralen Konsultationen offenbar der Schlüssel zur Lösung des Konflikts sein könnten. Dennoch bremsten die Beteiligten die Erwartungen.

„Die Gespräche laufen weiter in die richtige Richtung, aber die nordkoreanische Atomfrage ist kompliziert und es ist normal, dass es zwischen den verschiedenen Parteien Differenzen gibt“, sagte ein Sprecher der chinesischen Delegation. Es sei noch zu früh, um ein Durchbruch oder ein Scheitern der Verhandlungen vorauszusagen. Unterdessen gab es Spekulationen darüber, ob Nordkorea tatsächlich über einsatzfähige Atomwaffen verfügt.

Die Gespräche zwischen den Delegationen Nord- und Südkoreas, der USA, Russlands, Chinas und Japans hatten am Dienstag mit Schwung begonnen. Allerdings setzten sich im Lauf der Verhandlungen die tief verwurzelten Positionen der Parteien durch. Einen Termin für ein formales Ende der Gespräche gibt es offiziellen Angaben zufolge jedoch nicht. Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua meldete unter Berufung auf ein Mitglied der südkoreanischen Delegation, alle Beteiligten hätten sich am Donnerstag darauf verständigt, substanzielle Ergebnisse und eine gemeinsame Erklärung anzustreben.

Der US-Unterhändler Christopher Hill sagte, er hoffe, innerhalb der nächsten 24 Stunden mit dem Ausarbeiten eines Textes zu beginnen. Es sei jedoch kein einfacher Prozess, schließlich müssten alle Parteien mit einbezogen werden. „Wenn wir anfangen zu formulieren, wollen wir sichergehen, dass das Schreiben der einfache Teil ist und es bereits einen Konsens darüber gibt, wie es weitergeht“, sagte Hill.

Hill schlug nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax die Wiederaufnahme der internationalen Atom-Inspektionen in Nordkorea ab September vor. Pjöngjang hatte die Experten der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) im Dezember 2002 des Landes verwiesen, nachdem die USA den Vorwurf erhoben hatten, Nordkorea arbeite an einem Programm zur Urananreicherung. Anschließend soll nach US-Vorstellungen ein Maßnahmenplan zur Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel erarbeitet werden.

Am Vortag hatte Nordkorea einen US-Vorschlag abgelehnt, sein Atomprogramm aufzulösen und dafür Sicherheitsgarantien und Hilfslieferungen zu bekommen. Die Regierung in Pjöngjang will keine Vorleistungen erbringen und besteht darauf, dass zunächst die USA ihre Truppen von der koreanischen Halbinsel abziehen und die verarmte Bevölkerung Nordkoreas wirtschaftlich unterstützen.

Im Gegensatz zu den früheren drei Verhandlungsrunden führen die Meinungsunterschiede aber bisher nicht zum Abbruch der Gespräche. Der russische Delegationschef Alexander Alexejew sah darin ein positives Signal: „Dies könnte das erste Mal sein, dass beide Seiten so intensiv … und für so eine lange Zeit miteinander sprechen, nicht über Allgemeinheiten, sondern über konkrete Probleme.“

Der Konflikt um das nordkoreanische Atomprogramm hatte sich im Februar verschärft, als das Land bekannt gegeben hatte, es sei im Besitz von Atomwaffen. Die russische Nachrichtenagentur Interfax meldete am Donnerstag allerdings unter Berufung auf diplomatische Kreise, dass die Regierung in Pjöngjang keine funktionsfähigen Atomwaffen habe. Einem Diplomaten zufolge soll Nordkorea seinem Verbündeten China gesagt haben, dass es lediglich einen Zünder für Atomwaffen entwickelt habe. Der US-Geheimdienst nimmt an, dass Nordkorea genug Plutonium gelagert hat, um zwei bis neun Atombomben herzustellen.

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