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Nordkorea stoppt Abbau von Atomreaktor

Nordkorea hat nach eigenen Angaben den Abbau seines Atomreaktors in Yongbyon gestoppt und erwägt den Wiederaufbau der Anlage zur Urananreicherung.

Damit reagierte die Führung in Pjöngjang darauf, dass die USA Nordkorea nicht von der Liste der Staaten gestrichen habe, die den Terrorismus unterstützen. Der US-Regierung wurde vorgeworfen, die Vereinbarungen zur Beendigung des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms nicht eingehalten zu haben.

Das nordkoreanische Außenministerium erklärte, die Arbeiten in Yongbyon seien am 14. August eingestellt worden, weil die USA ihre Zusagen nicht eingehalten hätten. Die Koreanische Demokratische Volksrepublik habe daher entschieden, die Arbeiten zur Stilllegung unverzüglich zu unterbrechen, zitierten die Regierungsmedien einen Ministeriumssprecher. Auch werde nun erwogen, die Anlagen wieder aufzubauen. Die Streichung von der Terrorliste war eine der wichtigsten Zusagen der USA bei der im vergangenen Jahr in den Sechs-Staaten-Gesprächen unter Einschluss Südkoreas, Chinas, Japans und Russlands erzielten Einigung. Japan hat gefordert, Nordkorea müsse auch noch alles über die Entführung von Japanern in den 1970er- und 80er-Jahren offenlegen. Nordkorea hatte 2002 zugegeben, 13 Japaner entführt zu haben. Fünf durften danach nach Japan heimkehren. Die anderen acht seien gestorben, hieß es. Japan verlangt dafür aber Beweise.

US-Präsident George W. Bush hatte erklärt, dass er trotz der nordkoreanischen Zugeständnisse im Atomstreit das ostasiatische Land vorerst weiter zur “Achse des Bösen” zähle. Nordkorea habe noch “viel zu tun”, ehe es von der US-Liste der sogenannten Schurkenstaaten gestrichen werden könne. Zur “Achse des Bösen” hatte er in einer Rede vor dem US-Kongress im Jahr 2002 auch den Iran und den Irak unter Saddam Hussein gezählt.

Im Juni hatte Nordkorea Einzelheiten seines Atomprogramms offengelegt und den Kühlturm des Atomreaktors Yongbyon gesprengt. Die Anlage gilt als Rückgrat des nordkoreanischen Atomprogramms. Daraufhin hatte Bush die Aufhebung von Handelssanktionen gegen Pjöngjang angekündigt und in Aussicht gestellt, das Land von der Liste der Schurkenstaaten zu streichen. US-Außenministerin Condoleezza Rice hatte den von Nordkorea vorgelegten Atombericht bemängelt und erklärt, er gehe nicht auf den Verdacht der USA ein, dass Nordkorea heimlich Uran für Atomwaffen anreichere. Auch bleibe das ostasiatische Land Antworten auf Fragen nach einem Technologietransfer in andere Länder schuldig.

Experten sehen in dem nunmehrigen Schritt Nordkoreas den Versuch, diplomatisch zu taktieren und Zeit zu gewinnen. Außerdem dürfte Nordkorea extrem verärgert sein über die jüngste gemeinsame Militärübung der USA und Südkoreas. In Südkorea haben die USA derzeit noch 28.000 Soldaten als Abschreckung gegen Nordkorea stationiert. Bei den Manövern handelt es sich um die computergestützte Simulation eines Kriegs auf der geteilten Halbinsel. An dem Manöver beteiligten sich nach offiziellen Angaben 56.000 südkoreanische und 10.000 amerikanische Soldaten.

Bis heute gibt es keinen Friedensvertrag auf der Halbinsel. Der Koreakrieg dauerte von 1950 bis 1953. Im Juni 1950 hatten nordkoreanische Truppen die 1945 nach der militärischen Niederlage der Kolonialmacht Japan gezogene Demarkationslinie überschritten. Damit begann ein Krieg, der 4,5 Millionen Tote forderte und durch einen bis heute gültigen Waffenstillstand beendet wurde. Der UNO-Sicherheitsrat beschloss damals auf Verlangen Washingtons, Südkorea mit UNO-Truppen zu Hilfe zu kommen. Die Sowjetunion boykottierte den Weltsicherheitsrat; so war kein Vertreter Moskaus zugegen, um sein Veto einzulegen. Die USA stellten das weitaus größte Truppenkontingent der UNO-Streitmacht. China unterstützte Nordkorea mit einer großen “Freiwilligen”-Armee von einer Million Mann. Das Waffenstillstandsabkommen wurde 1953 von einem US-General im Namen der UNO unterzeichnet.

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