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"Noch viel Luft"

Vor gut zwei Jahren sind die ersten Billigfluggesellschaften auch in Österreich gelandet. Und die Aussichten stehen nach eigenen Angaben weiter gut.

Wegen der hohen Treibstoffpreise sind zwar die ersten “low cost-Airlines” – wie V-Bird oder Air Polonia – bereits wieder vom Markt verschwunden, insgesamt sehen sich die Billiganbieter aber weiter im Aufwind. 2004 seien europaweit 15 Millionen Menschen mit einem Billiganbieter geflogen, während das Potenzial laut Umfragen bis zu vier Mal so hoch sei. „Da ist noch eine Menge Luft drin“, sagte Air Berlin-Sprecher Peter Hauptvogel am Dienstagabend bei einer Podiumsdiskussion in Wien.

Gesellschaften wie Air Berlin, Germanwings, Niki oder SkyEurope sehen sich unverändert gut auf Kurs und verweisen auf starke Steigerung bei Umsatz und Passagierzahlen im abgelaufenen Jahr 2004.

Das vorhergesagte „Massensterben“ unter den Billiganbietern ist bisher ausgeblieben, dennoch zeichnet sich der erwartete Konsolidierungsprozess bereits ab. Von ursprünglich acht low cost-Airlines steuern nur noch fünf den Flughafen Wien an. „Vor allem die kleineren Gesellschaften werden Probleme bekommen“, meinte der Vertreter von Germanwings, an der indirekt die deutsche Lufthansa beteiligt ist.

Low cost-Anbieter setzen weiter auf ihre bewährten Strategien, die zum Teil auch von den traditionellen Netzwerkanbietern übernommen werden: kein unnötiger Mehraufwand, schlanke Verwaltung, kostengünstiger Vertrieb über Internet oder Callcenter, keine Verpflegung an Bord, gestaffelte Preise, wobei rund 10 Prozent der Sitzplätze zu „Kampfpreisen“ wie 19 Euro verkauft werden. Von manchen Einrichtungen der großen Luftfahrtbündnisse nimmt man bewusst Abstand: „Wir halten nichts von Vielfliegerprogrammen, weil das Geld kostet, das der Kunde zahlen muss“, sagte Ralph Preclik von SkyEurope.

Unterschiedlich ist die Ausweisung der Tarife: Während manche Anbieter (wie Air Berlin oder Niki) bereits Zusatzkosten und Gebühren in den Preisen inkludiert haben, kommen bei anderen Anbietern je Flug noch Gebühren in der Größenordnung 50 bis 70 Euro dazu.

Anfang 2004 hat sich Air Berlin mit 24 Prozent an Niki beteiligt, seither arbeiten die beiden im Vertrieb und bei der Beschaffung zusammen. Generell sind Billigflieger aber vorsichtig bei Allianzen, denn es drohe die Gefahr „zu großer Komplexität“. Hauptvogel verweist auf die Möglichkeit formloser Kooperationen: „Germanwings, Hapag-Lloyd und Air Berlin sind sich bisher aus dem Weg gegangen“, dasselbe gilt für die größten europäischen Billiganbieter Ryanair und easyJet. „Es macht keinen Sinn sich auf einzelnen Strecken zu bekriegen. Dann gibt es zwei Verlierer, aber keinen Sieger“, so die einhellige Meinung.

Sehr wohl attackiert werden allerdings die großen Netzwerkgesellschaften auf attraktiven Strecken. So hat Niki Anfang Februar die Verbindung Wien-Paris (Charles de Gaulle) aufgenommen. Fast dieselbe Strecke bietet der slowakische Billigflieger SkyEurope an, der von Preßburg – 50 Kilometer von Wien – nach Paris-Orly fliegt. Seit der EU-Erweiterung im Mai 2004 bot auch die AUA billige Paris-Flüge ab Preßburg an, hat diese mittlerweile aber ebenso wieder eingestellt wie die Verbindung Preßburg-London.

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