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Noch keine Entscheidung über Militäreinsatz in Syrien

Totale Zerstörung in Ost-Ghouta
Totale Zerstörung in Ost-Ghouta ©APA (AFP)
Ein Militäreinsatz westlicher Länder in Syrien ist trotz anhaltend massiver Drohungen noch keine beschlossene Sache.

Für die USA erklärte das Weiße Haus am Donnerstag (Ortszeit), eine Entscheidung sei noch nicht gefällt. Sprecherin Sarah Sanders betonte: “Wir werten weiter Geheimdiensterkenntnisse aus und sind in engen Abstimmungen mit unseren Partnern und Alliierten.”

Bei einem am Samstag gemeldeten Giftgasangriff auf die von Rebellen kontrollierte Stadt Duma in Ost-Ghouta sollen nach unterschiedlichen Angaben zwischen 42 und 85 Menschen getötet worden sein. Ermittler der Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) sind auf dem Weg nach Syrien. Sie sollen dort ab Samstag mit Untersuchungen beginnen.

Als Option für eine Reaktion gelten gezielte Raketenangriffe auf ein Objekt oder mehrere ausgewählte Ziele. Sehr heikel daran wäre, dass in Syrien stationierte russische Truppen getroffen werden könnten.

Syriens Schutzmacht Russland weist die Vorwürfe gegen Damaskus zurück. Das russische Außenministerium rief zur Besonnenheit auf.

Einsatz “nicht unbeantwortet”

US-Präsident Donald Trump telefonierte noch in der Nacht auf Freitag mit der britischen Premierministerin Theresa May. In einer Mitteilung der Downing Street hieß es, Trump und May seien sich einig, dass der Einsatz von Chemiewaffen durch das syrische Militär “nicht unbeantwortet” bleiben könne und dass ein weiterer Einsatz von Chemiewaffen durch das Assad-Regime verhindert werden müsse. Über ein geplantes Telefonat Trumps mit dem französischen Staatschef Emmanuel Macron lag zunächst keine offizielle Erklärung vor.

In der Früh hatte Trump noch eine baldige Entscheidung über einen Militäreinsatz angekündigt. Er machte Syriens Führung unter Bashar al-Assad für eine Giftgasattacke verantwortlich. Kurz zuvor hatte er getwittert: “Es könnte sehr bald sein oder überhaupt nicht sobald..”

Eine Beteiligung Deutschlands schloss Bundeskanzlerin Angela Merkel aus. In New York suchte der Sicherheitsrat hinter verschlossenen Türen einen Ausweg aus der Krise.

Frankreich hat nach Macrons Worten Beweise für den Einsatz von Chemiewaffen seitens der syrischen Regierung. In Washington sagte US-Verteidigungsminister James Mattis, endgültige Beweise für den Chemiewaffeneinsatz der syrischen Regierung würden noch gesucht.

Französische Beteiligung wahrscheinlich

Der Sender MSNBC berichtete, Blut- und Urinproben legten den Einsatz chemischer Waffen nahe. Der Sender berief sich ohne nähere Angaben auf zwei Regierungsmitarbeiter, die mit Erkenntnissen eines Geheimdienstes vertraut seien. Es seien Chlorgas und ein namenloses Nervengas eingesetzt worden. Sie hätten Vertrauen in die Geheimdiensterkenntnisse, wenn auch nicht zu 100 Prozent.

Eine französische Beteiligung an einer Militäraktion gilt als wahrscheinlich. Großbritannien will weiter mit den USA und Frankreich an einer gemeinsamen Reaktion arbeiten. Das verlautete nach einer Kabinettssitzung in London.

Premierministerin May habe den Angriff vom vergangenen Samstag als “schockierend und barbarisch” verurteilt, erklärte eine Sprecherin. Syrien sei bekannt dafür, Giftgas einzusetzen, und es sei sehr wahrscheinlich, dass die Regierung von Präsident Assad auch für den Angriff vom Samstag verantwortlich sei, wurde May wiedergegeben.

Britische U-Boote sind nach übereinstimmenden Medienberichten bereits in Position und Reichweite, um Marschflugkörper nach Syrien zu starten. Das Verteidigungsministerium lehnte dazu jeden Kommentar ab.

Syrische Armee rüstet sich

Die syrische Armee ist schon seit Tagen in voller Alarmbereitschaft und hatte sich am Mittwoch von weiteren Stützpunkten zurückgezogen, um einer möglicherweise bevorstehenden Attacke weniger Angriffsfläche zu bieten. Fluglinien änderten ihre Flugrouten in der Region. Russische Medien berichteten unterdessen akribisch über diverse Flüge amerikanischer Aufklärungsmaschinen im östlichen Mittelmeer sowie über Verlegungen britischer Militärmaschinen in die Region.

Der frühere US-Botschafter in Deutschland, John Kornblum, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Freitag): “Nach der massiven Warnung wird Trump nicht mehr hinter seine Drohungen zurück können. Jetzt gar nichts zu machen, käme einem Gesichtsverlust gleich. Ich gehe davon aus, dass es eine US-Militäraktion in der einen oder anderen Form geben wird.”

(APA/dpa)

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