Die Menschen sind beklemmend still. Schweigend reihen sich Alte, Frauen und Kinder an einem einfachen Holztisch auf, an dem Rot-Kreuz-Mitarbeiter in der nigerianischen Stadt Yelwa die Opfer des jüngsten Massakers christlicher Milizen notdürftig versorgen.
Schusswunden und Macheten-Verletzungen
Die meisten kommen mit Schusswunden oder Macheten-Verletzungen, sagt Umar Abdu Mairiga vom Roten Kreuz. Er deutet auf einen kleinen Jungen in den Armen seiner Mutter. Seine untere Gesichtshälfte ist durch eine tiefe und zehn Zentimeter lange Fleischwunde entstellt.
Die Wunden der Menschen erzählen von einem grauenhaften Blutbad, das Milizionäre aus dem mehrheitlich von Christen bewohnten Süden Nigerias an den Moslems von Yelwa verübt haben. In weniger als einer Stunde versorgen seine Mitarbeiter mehr als 20 Menschen, die dem Blutrausch der Angreifer nur mit knapper Not entgangen sind. Einige der Verwundeten können nicht mehr laufen und müssen mit Schubkarren abgeholt werden. Andere schleppen sich mit aufgeschlitzten Gliedmaßen bis zur Rot-Kreuz-Station.
“Angriff nur, weil wir Moslems sind”
Wir haben mehr als 630 Menschen begraben, sagt der Lokalpolitiker Yakubu Haruna. Nach Einschätzung von Rot-Kreuz-Leiter Mairiga könnten es noch mehr Tote sein. Mehrere Bewohner berichten, die Todesopfer des Massakers seien in einem Massengrab bestattet worden.
Sie haben uns nur angegriffen, weil wir Moslems sind, klagt Haruna am Rande der 50 mal zehn Meter großen Grube. Seit der Wahl von Olusegun Obasanjo zum Präsidenten im Jahr 1999 wurden bei derartigen Gewaltakten Schätzungen zufolge 10.000 Nigerianer getötet.
Die zusätzlichen Sicherheitskräfte, die inzwischen in Yelwa eingetroffen sind, können das Klima der Angst in der knapp 500 Kilometer östlich von Abuja gelegenen Ortschaft nicht vertreiben. Soldaten haben an den Ortseingängen zwei Straßensperren errichtet, die 20 Kilometer in den benachbarten Hauptort Shendam sind nur mit einer Polizeieskorte zu überbrücken.
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