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Niederlage gegen Irland: Das sagen Spieler, Trainer und Präsident des ÖFB-Teams

Hänge Köpfe nach der Niederlage des Nationalteams gegen Irland.
Hänge Köpfe nach der Niederlage des Nationalteams gegen Irland. ©APA
Hängende Köpfe gab es nach der gestrigen 0:1-Niederlage des ÖFB-Teams gegen Irland. Spieler, Trainer und Präsident sind enttäuscht, während das irische Nationalteam jubelt.
Österreich-Irland: Bilder vom Match

Der Stachel der 0:1-Niederlage gegen Irland saß tief, dennoch hat man die Hoffnung auf eine Teilnahme an der WM 2018 in Russland noch nicht aufgegeben, auch wenn die “Boys in green” nun schon sechs Punkte vor der viertplatzierten ÖFB-Auswahl liegen.Wien. So meinte etwa Marko Arnautovic: “Morgen können wir wieder lesen, dass es vorbei ist und dass wir sinnlos und nutzlos sind. Meine Meinung ist so, dass wir weiter arbeiten und schauen, dass wir Punkte sammeln. Weil ich nicht glaube, dass Irland alles gewinnt, oder Serbien oder Wales”, sagte der Stoke-Legionär und versprach: “Wir probieren alles.”

ÖFB-Teamspieler tief enttäuscht

Auf mangelndes Selbstvertrauen nach den vorangegangenen Rückschlägen sei das 0:1 gegen die Iren nicht zurückzuführen, vielmehr hätten Kleinigkeiten entschieden. “Wir haben den letzten Pass, die letzte Lösung nicht gefunden”, erklärte Arnautovic.

Kapitän Julian Baumgartlinger beklagte einmal mehr die mangelnde Effizienz. “Wenn du zu Hause kein Tor schießt, dann wird es schwierig. Dadurch, dass wir derzeit immer in Rückstand geraten und aus vielen Chancen wenig machen, springen dann null Punkte raus.”

Das Tor der Gäste sei eine “Gnackwatschn” gewesen. “Das, was Irland im Prinzip nur wollte, war, in Führung zu gehen und dann nur noch zu verteidigen. Das haben sie bekommen”, erklärte Baumgartlinger. Mittlerweile agieren laut dem Leverkusen-Profi fast alle Kontrahenten in Spielen gegen die ÖFB-Auswahl mit dieser Taktik. “Die Gegner legen es darauf an, gut zu verteidigen und hoffen, dass ein Konter durchrutscht.”

Trotz der jüngsten Misserfolge dürfe man jetzt nicht alles über den Haufen werfen, forderte Baumgartlinger. “Wir wollen es weiter so angehen wie in den letzten vier Partien, da war viel Gutes dabei, auch heute wieder.” Allerdings sei es bitter, “wenn man sich den Arsch aufreißt und versucht und tut und man wird nicht belohnt”.

“Kleines Tief” des Nationalteams

Neben Ramazan Özcan (“Ich habe das Gefühl, auch wenn wir noch zwei Stunden spielen würden, würde die Murmel noch irgendwie von der Linie wegspringen”) wirkte auch Aleksandar Dragovic zerknirscht. “Im Fußball gibt es immer Höhen und Tiefen, jetzt haben wir gerade ein kleines Tief. Wir gewinnen und verlieren als Mannschaft und so werden wir auch wieder da rauskommen.”

Nach der Meinung des Innenverteidigers sei gegen Irland und auch davor beim 2:3 gegen Serbien und beim 2:2 gegen Wales Pech im Spiel gewesen. “In der EM-Quali hatten wir teilweise das Quäntchen mehr Glück als jetzt”, vermutete Dragovic und ergänzte: “Jeder muss nach vorne gucken, noch mehr trainieren, dass das Glück im März wieder zurückkommt.”

David Alaba wollte die aktuelle Negativserie mit nur einem Punkt aus den jüngsten drei Partien nicht mit fehlendem Spielglück erklären. “Vielleicht hätten wir die Tore, die wir zuletzt bekommen haben, in der EM-Quali nicht bekommen. Und die Chancen genützt, die wir heute liegengelassen haben”, spekulierte der Bayern-Star. “Wir müssen uns zusammenraufen, als Team enger zusammenrücken, dann ist wieder alles möglich.”

Der Forderung nach verstärktem Zusammenhalt schloss sich auch Alessandro Schöpf an, der erstmals in einem Pflichtspiel in der ÖFB-Startformation stand. Dabei kam er am rechten Flügel nicht wirklich zur Geltung. “Ich habe sicher nicht mein bestes Spiel gezeigt”, meinte der zuletzt bei Schalke groß aufspielende Tiroler und gab zu: Defensiv waren wir anfällig, deshalb glaube ich, dass Irland verdient gewonnen hat.”

Die Chance zu einer kleinen Wiedergutmachung bietet sich am Dienstag im Testspiel in Wien gegen die Slowakei. Dabei handle es sich keinesfalls um eine unwichtige Partie, betonte Arnautovic. “Wir spielen zu Hause und hoffen, dass die Fans uns unterstützen kommen. Wir brauchen das, um wieder zu unserem Selbstvertrauen zu kommen.” Allerdings waren für das letzte Ländermatch des Jahres bis Freitag erst 12.500 Karten verkauft – und das bei einem Ticketpreis von fünf Euro.

Koller haderte mit 0:1 gegen Iren

Das Resümee von Österreichs Fußball-Teamchef Marcel Koller nach dem Heim-0:1 in der WM-Qualifikation am Samstag gegen Irland hat an viele Analysen von vorangegangenen Länderspielen in diesem Jahr erinnert. Die ÖFB-Auswahl habe mangelnde Chancenauswertung an den Tag gelegt und im Spielaufbau zu viele unnötige Fehler begangenen, lautete die Erklärung für die bittere Niederlage. “Wir hatten zu viel Hektik im Spiel und zu viele Ballverluste, die man von uns nicht kennt”, kritisierte der 56-Jährige. Damit habe man den defensivstarken Iren in die Hände gespielt. “Wir haben gewusst, dass sie eng stehen und die Räume hervorragend zustellen werden, dementsprechend schwierig war es für uns.”

Wirklich unter Druck gesetzt wurden die Gäste nur in der Anfangsphase. “Dann haben sie nur noch lange Bälle gespielt, da ist es dann schwierig, ins Pressing zu kommen”, sagte Koller. Auch die Österreicher agierten oft – und relativ einfallslos – mit weiten Pässen Richtung irisches Tor, allerdings nicht freiwillig, wie der Coach betonte. “Wir wollten das nicht, doch wenn der Gegner Druck auf den Ball ausübt, ist es oft so, dass man lange Bälle spielen muss.”

Umso mehr haderte Koller mit dem Lattenschuss von Marcel Sabitzer beim Stand von 0:0. “Wenn er getroffen hätte, hätten wir mehr Räume bekommen.” So aber waren es die Iren, die bei ihrem Siegestreffer durch James McClean den freien Raum nutzten. “Es darf nicht passieren, dass wir links vorne den Ball verlieren und rechts hinten ein Tor bekommen”, meinte Koller.

Der folgenschwere Ballverlust unterlief Kevin Wimmer, der in den vergangenen drei Quali-Partien als Linksverteidiger nicht immer glückliche Figur machte. “Aber wenn man ganz vorne den Ball verliert und der Gegner dann über den Platz marschiert, hat es auch in anderen Bereichen nicht geklappt”, verteidigte Koller den Tottenham-Legionär.

Der Teamchef gab jedoch auch zu, Wimmer sei zuletzt “bei dem einen oder anderen Gegentor dabei gewesen” und deutete an, dass es auf der Linksverteidiger-Position im kommenden Quali-Match am 24. März 2017 daheim gegen die Republik Moldau zu einem Wechsel kommen könnte.

In dieser Partie ist ein Sieg Pflicht, will man die ohnehin nur noch kleine Chance auf eine Teilnahme an der WM 2018 in Russland wahren. Als Vierter der Gruppe D liegt Österreich sechs Runden vor Schluss sechs Punkte hinter Spitzenreiter Irland. Auf den von Serbien gehaltenen Platz zwei, der wohl zum Antreten im Play-off berechtigt, fehlen auch schon vier Zähler.

Hoffnung auf WM-Ticket

Dennoch hat Koller das Endrunden-Ticket noch nicht abgeschrieben. “Es wird für uns schwieriger, aber es sind noch 18 Punkte zu vergeben. Wir werden alles dafür tun, um zurückzukommen und das Unmögliche möglich zu machen.”

Der jüngste Trend spricht nicht gerade für eine spektakuläre Aufholjagd. Seit dem Abschluss der EM-Qualifikation steht die Länderspiel-Bilanz bei drei Siegen (gegen Albanien, Malta und Georgien), zwei Unentschieden und sieben Niederlagen. Man befinde sich derzeit in einer “schwierigen Phase”, gab Koller zu.

Dass nun auch die Kritik an ihm selbst lauter wird, liege in der Natur der Sache. “Als Trainer braucht man Ergebnisse. Wenn man nicht gewinnt, ist es so, dass der Trainer infrage gestellt wird”, sagte Koller, dessen Job jedoch nicht in Gefahr ist, wie ÖFB-Präsident Leo Windtner klarstellte.

Er werde nun über den Winter Ursachenforschung betreiben und auch sich selbst hinterfragen, erklärte Koller, ließ aber auch eine gewisse Gelassenheit erkennen. “Ich habe schon andere Gewitter erlebt”, meinte der Schweizer mit Blick auf seine Trainer-Karriere.

Koller dürfte auch in den anstehenden Partien seiner Philosophie treu bleiben und in punkto Kader weitgehend auf Kontinuität setzen. “Wir werden nicht alles auf den Kopf stellen”, kündigte der Teamchef an. Zwar werde man noch den einen oder anderen Spieler ausprobieren, “doch Österreich hat nicht dieses Potenzial, dass wir sagen, wir bringen zehn andere und das wird sicher gutgehen”.

Eine Chance zum Experimentieren bietet sich bereits am Dienstag im letzten Länderspiel des Jahres wieder im Happel-Stadion gegen die Slowakei. “Das ist ein wichtiges Spiel für uns, da wollen wir uns den einen oder anderen anschauen”, erklärte Koller. Für das Testmatch waren bis Freitag erst rund 12.500 Tickets verkauft, obwohl die Karten um fünf Euro zu haben sind.

Noch offen ist, ob gegen den EURO-2018-Achtelfinalisten Alessandro Schöpf, Louis Schaub, Michael Gregoritsch, Valentino Lazaro und Marcel Sabitzer zur Verfügung stehen. Das Quintett wäre für das Rückspiel im U21-EM-Play-off in Spanien einsatzberechtigt, über eine Abstellung für die Partie in Albacete wurde im Laufe des (heutigen) Sonntags entschieden.

ÖFB-Boss Windtner zerknirscht: “2016 ist ein Seuchenjahr”

ÖFB-Präsident Leo Windtner war die Enttäuschung über das 0:1 der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft am Samstag in Wien gegen Irland deutlich anzumerken. Die Chancen auf eine WM-Teilnahme seien nun deutlich gesunken, gab der Oberösterreicher zu und sprach gegenüber der APA von “einer der bittersten Niederlagen der letzten Jahre”. Dabei waren schon die vergangenen Monate reich an Tiefschlägen. “2016 ist einfach ein Seuchenjahr”, sagte Windtner vor allem mit Blick auf die verkorkste EM. Die Ereignisse von Frankreich könnten auch ihren Teil zum misslungenen Start in die WM-Qualifikation beigetragen haben, vermutete der 66-Jährige. “Man gewinnt Spiele auch im Kopf. Bei der EM mussten die Spieler negative Erfahrungen machen, und wenn man dann in kritische Situationen kommt, tauchen diese Bilder wieder auf.”

Bei der Europameisterschaft und in den Partien danach habe auch das Spielglück gefehlt. “Aber das Glück erzwingt man, indem man konsequente Leistungen erbringt.”

Dennoch glaubt Windtner nach wie vor an die Möglichkeit einer Teilnahme an der Endrunde 2018 in Russland. “Wir sind zurückgeworfen worden, doch es ist noch alles möglich, wenn wir eine Serie hinlegen. Und dass wir auch auswärts gewinnen können, haben wir in der letzten EM-Qualifikation bewiesen.”

Ursachenforschung betreiben und Mindset neu aufstellen

Die Mannschaft müsse nun bis zum kommenden WM-Quali-Match am 24. März 2017 vor eigenem Publikum gegen die Republik Moldau wieder auf die Beine kommen. “Jetzt geht es darum, die Winterpause zu nützen, Ursachenforschung zu betreiben und das Mindset neu aufzustellen, damit wir wieder in die Ursprungsspur der EM-Qualifikation zurückkommen”, forderte Windtner.

Trotz der jüngsten Niederlagen stärkte der Verbandschef seinem Teamchef Marcel Koller den Rücken. “Bei Misserfolgen entstehen immer Zweifel an gesetzten Dingen und Personen, weil man alles hinterfragt, aber Schnellschüsse bringen in solchen Situationen nichts. Es ist Besonnenheit gefragt. Eine Teamchef-Diskussion ist so notwendig wie ein Kropf.”

Am Dienstag habe die ÖFB-Auswahl im Testspiel in Wien gegen die Slowakei die Möglichkeit, zumindest ein bisschen Wiedergutmachung zu betreiben. “Ich gehe davon aus, dass die Mannschaft im letzten Match des Jahres alles daran setzen wird, die Fans versöhnlich zu stimmen”, erklärte Windtner.

Irlands McClean jubelte über “wichtigstes Nationalteam-Tor”

James McClean war am Samstag im Wiener Happel-Stadion der gefeierte Held der Iren. Der West-Bromwich-Legionär erzielte das entscheidende Tor zum 1:0-Erfolg über die ÖFB-Auswahl und stieß damit die Tür zur WM 2018 in Russland weit auf. “Das war mein wichtigstes Tor in der Nationalmannschaft”, jubelte der Offensivspieler über seinen achten Treffer im 47. Länderspiel. Mit seinem Schuss zwischen die Beine von Goalie Ramazan Özcan ersparte sich McClean auch eine Kopfwäsche vom irischen Teamchef-Assistenten Roy Keane. “Er hätte mich gekillt, wenn ich die Chance vergeben hätte”, scherzte der 27-Jährige. “Roy hämmert uns immer ein, dass wir bei jeder Chance unbedingt das Tor treffen müssen.”

Hinter dem Einsatz von McClean war lange Zeit ein Fragezeichen gestanden – der gebürtige Nordire hatte mit Rückenproblemen zu kämpfen und wurde erst wenige Tage vor der Partie fit. “Noch am Dienstag hätte er nicht spielen können”, erzählte Nationaltrainer Martin O’Neill, der McClean bereits bei Sunderland betreut hatte.

Iren hoffen auf vierte WM-Teilnahme

Seine Mannschaft darf sich nun große Hoffnungen auf die insgesamt vierte WM-Teilnahme, die erste seit 2002, machen. Der Vorsprung des Gruppe-D-Spitzenreiters auf den Zweiten Serbien beträgt zwei Punkte. Mit einem Heimsieg in der kommenden Partie am 24. März 2017 gegen Wales würde man dem Endrunden-Ticket einen großen Schritt näher kommen. “Ich bin sehr froh, dass wir in Wien gewonnen haben. Aber wir haben noch eine Million Meilen zurückzulegen”, betonte O’Neill.

Den bereits sechs Punkte zurückliegenden Tabellenvierten Österreich hat der 64-Jährige noch nicht abgeschrieben. “Die Österreicher haben nach wie vor eine Chance. Die Gruppe wird eng bleiben”, vermutete O’Neill.

>> WM 2018-Teilnahme nach 0:1 Niederlage gegen Irland problematisch 

(apa/Red)

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