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Nick Cave zum 50er: „Viele dachten, dass ich nie so alt werde“

Vom zornigen jungen Mann zum vielseitigen Künstler und Familienvater: Ein Portrait über den australischen Musiker.

Seinem runden Geburtstag kann Nick Cave durchaus etwas Positives abgewinnen: „Ich glaube, wenn ich 50 bin, muss ich mir nicht mehr so viele Sorgen darüber machen, wie ich aussehe“, sagte der charismatische Künstler in einem AP-Interview anlässlich seiner letzten Tournee. Angesichts seines einst exzessiven Lebenswandels ist der Geburtstag ein mittleres Wunder. Er selbst habe sich nie Gedanken über seinen 50. Geburtstag gemacht. „Aber ich glaube, eine Menge Menschen haben gedacht, dass ich nie so alt werde.“

Nick Cave wurde am 22. September 1957 in Warracknabeal geboren, einem Kaff im australischen Staat Victoria mit heute knapp 2.500 Einwohnern. Seine Mutter arbeitete als Bibliothekarin, sein Vater, ein Lehrer, kam bei einem Autounfall ums Leben, als Cave 18 Jahre alt war.

Auf der Highschool lernte Cave Mick Harvey kennen, mit dem er seine erste Band The Boys Next Door gründete. Harvey, heute selbst anerkannter Musiker mit zahlreichen Projekten, blieb über die Jahre der treueste Weggefährte Caves, stand ihm in dessen härtester Drogenzeit bei und gehört noch heute Caves Band The Bad Seeds an.

Bei ihrem Umzug nach London 1980 benannten sie sich in The Birthday Party um. 1983 zog Cave nach West-Berlin und löste die Band kurz darauf auf. Mit Harvey, dem Sänger der Einstürzenden Neubauten Blixa Bargeld und Barry Adamson gründete er die Band The Bad Seeds.

„Besonders habe ich die Bars in Berlin geliebt, die nie zugemacht haben. Ich habe dort Filmemacher, Musiker und Maler getroffen, wir haben Ideen ausgetauscht, bis in die frühen Morgenstunden“, erinnert er sich. In dieser Zeit begann auch die Zusammenarbeit mit Wim Wenders. Caves Musik wurde in einigen Filmen des Regisseurs eingesetzt, etwa in „Der Himmel über Berlin“, wo Cave sogar einen Live-Auftritt hat. Das einzige, was ihm wirklich in Berlin zu schaffen machte, seien die kalten Winter gewesen, sagt der Musiker heute.

1990 – kurz nach dem Mauerfall – verließ Cave Berlin, zog nach Sao Paulo um, wo er die brasilianische Journalistin Viviane Carneiro kennenlernte. 1991 wurde Sohn Luke geboren. Im Frühjahr 1993 ging Cave mit der Familie zurück nach London, kurz darauf trennte sich das Paar.

Cave hatte während der Produktion seines Albums „Murder Ballads“ (1996) eine kurze Affäre mit der Sängerin PJ Harvey, lernte aber bald darauf die Schauspielerin Susie Bick kennen, die er am Tag der Sonnenfinsternis vom 11. August 1999 heiratete. Beide leben heute mit ihren Kindern, den Zwillingen Arthur und Earl, in Brighton.

Caves musikalische Entwicklung spannt den Bogen von den Ursprüngen im Punk über ekstatischen Lärm-Blues hin zu gefühlvollen Balladen und großartigen Popsongs. Zu seinen musikalischen Vorbildern zählen Johnny Cash, Leonard Cohen und John Lee Hooker.

In Caves Texten spielt die Bibel eine zentrale Rolle, auch eine Folge seiner strengen anglikanischen Erziehung. Stand am Anfang der alttestamentarische strafende Gott im Vordergrund, so fanden sich später mehr Elemente aus dem Neuen Testament in den Liedern. 1998 schrieb Cave sogar eine Einleitung für eine Ausgabe des Markus-Evangeliums. Seinen bisher einzigen Roman veröffentlichte Cave 1989, der Titel „Die Eselin sah den Engel“ ist ein Zitat aus dem 4. Buch Mose.

Cave trat in verschiedenen Filmen auf, unter anderem an der Seite von Brad Pitt in „Johnny Suede“ (1992) von Tom DiCillo sowie in „Ghosts … of the Civil Dead“ (1989) von John Hillcoat. Für den von Kritikern gelobten Western „The Proposition“ (2005), der im australischen Outback spielt, schrieb Cave das Drehbuch und den Soundtrack. Zusammen mit dem Regisseur Hillcoat arbeitet er mittlerweile am Drehbuch für einen weiteren Film über einen Handelsvertreter für Handcreme, angeblich eine Komödie.

Mit seinem letzten Album „Grinderman“ – aufgenommen mit einer Minimalbesetzung – wandte sich Cave zuletzt wieder eher den bluesig-rauen Tönen seiner frühen Zeit zu. Allerdings ist auch ein neues Bad-Seeds-Album geplant. Zuletzt hieß es, die Band wolle noch im Herbst mit den Aufnahmen beginnen.
(Schluss) dae

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