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Nicht wettbewerbsfeindlich und teuer

Bregenz - Raiffeisen und Sparkassen kontern dem EU-Vorwurf, wettbewerbsfeindlich und teuer zu sein. "Geldnahversorgung der Region funktioniert nur, weil unsere Hand am Puls des Kunden ist", so Christoph Greussing von der Sparkasse.

Folgenden Vorwurf macht EU-Wettbewerbs-Kommissarin Neelie Kroes unseren Sparkassen und den genossenschaftlich organisierten Raiffeisen- und Volksbanken: Sie würden, durch ihre flächendeckende Sektorpräsenz und auch mit ihrem Haftungsverbund, Wettbewerb unterbinden und den Markteintritt neuer (z. B. ausländischer) Mitbewerber behindern. Und weil Wettbewerb fehle, würden sie Kunden auch mit schlechten Konditionen abspeisen.

Nicht nur die EU-Wettbewerbsbehörde, auch heimische Großbanken wie die BA-CA haben sich an diesem Haftungsverbund, wie ihn Sparkassen und Spitzeninstitut Erste Bank oder die Raiffeisen-Ortsbanken mit Landesbank und RZB konstruiert haben, schon „gerieben“ und ein entsprechendes Kartellverfahren sogar vor dem OGH anhängig. Die angesprochenen Institute sehen einer Sektoruntersuchung der EU indes gelassen entgegen, gingen auf unsere Anfrage sogar in die Gegenoffensive.

Raiffeisen-Landesbanker Dr. Karl Waltle: „Es ist bedauerlich, dass sich die EU-Kommission immer wieder vor den Karren mächtiger Lobbyisten spannen lässt, anstatt zu erkennen, dass sich in der Wirtschaft – auch im Geldgeschäft – vieles jenseits der Konzerne abspielt. Es ist schon klar, dass wir den Riesen von UniCredit abwärts ein Dorn im Auge sind – die möchten ganz Europa mit einem auf Großstädte konzentrierten Investment-Banking zwangsbeglücken, aber das – wie sie es bezeichnen – ,Krümelgeschäft’ in den Regionen und Talschaften so bald wie möglich einstellen.“ Um im Gegensatz dazu Verantwortung für Regionen übernehmen zu können, in denen sie arbeiten, seien Organisationen wie Raiffeisen auf die Sektor-Solidarität „zwingend angewiesen“: Nutznießer „und nicht Draufzahler“ (Waltle) sei der Kunde, der in der kleinen Dorf-Raiba Sibratsgfäll genauso von gemeinsamen Einrichtungen wie Bausparen, Kapitalanlagegesellschaft oder professionellstem Zahlungsverkehr profitiere wie der in Wien.

Auch Mag. Christoph Greussing, Vorstand der Dornbirner Sparkasse, rief den EU-Mächtigen in Erinnerung, dass „geldgeschäftliche Nahversorgung von Nichtballungszentren überhaupt nur dank Strukturen wie jenen von Sparkassen und Raiffeisen bis heute aufrecht zu erhalten ist“. Der von diesen Sektoren eingerichtete Haftungsverbund sichere Kunden „zugegebener Maßen“ besser ab als die analogen Einrichtungen riesiger Geschäftsbanken. Zudem habe die Vor-Ort-Präsenz von Sparkassen, Raiffeisen und Volksbanken den „unbezahlbaren Vorteil“, dass man die Kunden gut kenne, also auch Risikobewertung „maßgeschneidert“ möglich sei.

Waltle wie Greussing bemühten schließlich einen unverdächtigen Zeugen dafür, dass es mit dem von Brüssel unterstellten unterbundenen Wettbewerb so weit nicht her sein kann. Es ist nämlich die Europäische Zentralbank selbst, die – siehe Grafik oben – bei einem Vergleich von Kundenzinsen im Euroraum und in Österreich zum Ergebnis gelangte, dass Kredite im Schnitt in Österreich um 1 Prozentpunkt billiger, bzw. Einlagen um 0,5 Prozentpunkte besser verzinst sind als im Durchschnitt des Euroraums. Gegen diese Art „Wettbewerbsverzerrung“ dürfte der rotweißrote Bankkunde in der Tat nicht viel einzuwenden haben.

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