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Nicht verzopfen, Fink hält fit

"Erotone Leibes-übungen" sind lange nicht alles, was der Künstler zu bieten hat.

Mit der Eröffnung der umgebauten „Alten Naturschau” und dem dort integrierten Flatz-Museum im kommenden Sommer nistet sich die zeitgenössische Kunst alles andere als schüchtern im Stadtzentrum von Dornbirn ein. Das Nest ist allerdings nicht unbeackert. Abgesehen vom „Kunstraum”, der sich unweit der neuen „inatura” als gute Adresse behauptet, sorgt das Galeristenpaar Belinda und Johannes Boch mit seinem Unternehmen „c.art” dafür, dass Dornbirn als viel zitierte Messe-, Mode- und Gartenstadt sowieso längst unterbewertet ist.

Hiesmayr-Architektur

Ihr neues Lokal in der Marktstraße 45 wurde zudem so umgestaltet bzw. zurückgebaut, dass die Qualität der Hiesmayr-Architektur wieder zum Tragen kommt. Jedem Künstler käme die offene Etagenlösung im mehrstöckigen Gebäude entgegen, mit Zeichnungen, Bildern, Wand-, Boden- und Möbelobjekten hat der Vorarlberger Tone Fink die Räume aber zudem souverän bewältigt. Dabei zeigt er im Grunde genommen „nur” einen Querschnitt der letzten paar Schaffensjahre. Da sie recht arbeitsintensiv waren und somit weit mehr entstanden ist als jene Bilder, die in dem als eines der „schönsten Bücher Österreichs” ausgezeichneten Band „Erotone Leibesübungen” Aufnahme fanden, ist in dieser Galerie-Ausstellung auch ohne Fink-Film fast so etwas wie eine Retrospektive zu erleben.

Skulpturale Haut

Dass der Übergang vom Bild zur Skulptur bei Tone Fink nicht nur fließend ist, sondern dass die Oberflächen der Arbeiten jeweils die Bedeutung einer Haut mit ihren Verletzungen, Verwitterungen oder sonstigen Lebens-, Glücks-, und Leidensspuren haben, ist bekannt. Neben großflächigen, älteren Arbeiten, bei denen das Papier als Bildträger und Bild selbst auf Leinwand aufgezogen wird, überrascht er mit neuerer skulpturaler „Flachware”, die nach der Methode „setzen, schichten, schleifen” entstand. Die Acrylfarbe wird so dick auf Leinwand gesetzt und mit einer Quarzmischung überzogen, dass sowohl die Rück- als auch die Vorderseite zum Bild wird, das der Künstler dann weiter bearbeitet (also abschleift) oder als mattweißes Gebilde, auf dem die Farben nur durchscheinen, dem Betrachter überlässt. Die Farbe selbst, die Form, die sie beim „Setzen” annimmt, ihre Konsistenz nach dem Trocknen wird hier somit zum zu behauenden Material des malenden Bildhauers – während bei den exakt konstruierten großen Skulpturen die Oberfläche dann immer auch ein Bild ist.

Archaische Formen

Einige dieser stabilen, aber auch beweglich und fit haltenden Papierobjekte – Wagen, Liegen, Stühle, mit denen der Künstler archaische Formen unverzopft in die Gegenwart herüberrettet – wurden inzwischen in Aluminium gegossen. Beständig sind sie alle. Wer die Arbeiten Finks über die Jahrzehnte verfolgt hat, kommt ohnehin zu diesem Schluss.

Die Ausstellung wird heute, 12. März, 19.30 Uhr, in der Galerie c.art in Dornbirn, Markstraße 45, eröffnet und ist bis 2. Mai, Di bis Fr, 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr, Sa , 10 bis 12 Uhr, zu besichtigen.

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