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Haider gibt auf - Ackerl übernimmt bei Oberösterreichs Roten

Erich Haider hat nachgedacht - das Ergebnis: der Chef der SPÖ Oberösterreich tritt nach einem Verlust von mehr als 13 Prozentpunkten bei der Landtagswahl vom vergangenen Sonntag nun doch zurück.
Vorbericht: Haider bleibt trotz Wahl-Debakel in OÖ
Größter Landtagswahlverlust der SPÖ in der Zweiten Republik

Vor zwei Tagen hatte er sich noch eine Bestätigung des Landesparteivorstandes geholt, zumindest fürs Erste im Amt zu bleiben und auch wieder Landesrat zu werden. Nach interner Kritik, wonach er an seinem Posten klebe, zog Haider am Mittwoch die Reißleine und übergab geschäftsführend an Josef Ackerl.

Ein Generationensprung wird damit zwar eingeleitet, aber nicht in Richtung Jugend. Denn Soziallandesrat Ackerl ist 63 und damit elf Jahre älter als Haider. Trotzdem schloss es Ackerl am Mittwoch nicht explizit aus, auch dauerhaft die Landespartei anzuführen. Da man nun bis 65 oder vielleicht auch länger arbeiten müsse, habe er auch kein “Ablaufdatum”.

Der Ursprung für Haiders Rückzug lag wohl in der Sitzung des Landesparteivorstandes Montagabend, bei der er die Vertrauensfrage gestellt hatte. Dabei erreichte er eine komfortable Mehrheit und stellte sich vor die Medien, um mitzuteilen, dass er einen Reformprozess einleiten und nebenbei Landesrat bleiben wolle. Zudem plante er, bei einem Sonderparteitag im kommenden Jahr wieder als Parteichef anzutreten.

Seine Vorstandskollegen staunten, denn eigentlich sei festgelegt worden, dass Haider nur noch als Übergangsvorsitzender agieren und einen Wechsel an der Parteispitze vorbereiten sollte, hieß es hinter vorgehaltener Hand. Mit Vizeparteichef Hermann Krist wagte sich auch einer der “Rebellen” an die Öffentlichkeit: “Erich Haider wurde vom Landesparteivorstand das Vertrauen auf Zeit – nämlich exakt bis zum außerordentlichen Parteitag vor dem Sommer – ausgesprochen und sicher nicht darüber hinaus”, teilt der Nationalratsabgeordnete dem “Standard” (Mittwoch-Ausgabe) mit.

Haider hatte dann offenbar keine Lust mehr, sich dem internen Druck entgegenzustemmen. Mit den Worten “Ich habe nachgedacht. Das ist die allerbeste Lösung für das Land” verkündete er bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz Mittwochnachmittag seinen Abschied aus der Politik. Haider erläuterte, er wolle mit seinem Rücktritt ein neues Fundament für die Zusammenarbeit mit der ÖVP legen. Zusammenarbeit sei angesichts der Krise notwendig. Der bisherige Landesparteichef gilt in der ÖVP als “persona non grata”.

Mit Ackerl erhofft sich die SPÖ offenbar bessere Karten bei den nun anstehenden Regierungsgesprächen mit der Volkspartei. Neben dem Soziallandesrat wird auch Wohnbaulandesrat Hermann Kepplinger von den Sozialdemokraten, die nur noch über zwei Sitze verfügen, in die Landesregierung entsandt. Außer Haider nimmt Gesundheitslandesrätin Silvia Stöger den Hut. Haider selbst wird in die Linz AG zurückkehren.

Unterstützung zu Teil wurde dem angehenden Polit-Pensionisten von seinem Nachfolger Ackerl. An Haider sei nicht spurlos vorübergegangen, dass durch permanente Attacken die Persönlichkeit beschädigt werde, in einer Art wie dies kaum noch mehr möglich sein könne. Es finde es bedauerlich, dass in dieser Demokratie der von Haider erhobene Führungsanspruch einen Vernichtungsfeldzug gegen ihn ausgelöst habe, ärgerte sich der künftige SP-Landeschef.

Lob für Haider kam von Kanzler Werner Faymann, der sich in den vergangenen Monaten immer dessen Unterstützung sicher sein konnte. Haider habe gerade seit dem Wahlsonntag in Oberösterreich “Charakter und menschliche Stärke gezeigt”, betonte der SP-Chef. Bei den Freiheitlichen sieht man den Wechsel an der Spitze der oberösterreichischen Roten mit Skepsis. Mit Ackerl als geschäftsführendem Landesvorsitzenden drifte die SPÖ noch weiter nach links ab, befand Landespartei-Obmann Lutz Weinzinger.

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