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Neujahrskonzert: Rihas Pausenfilm als Anpfiff zur EURO 08

Wenn viele das neue Jahr mit einem Kater beginnen werden, wird Österreich sein Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker auch dazu nutzen, höchst medienwirksam die Zuschauer zur EURO 2008 wachzurütteln.

Am gestrigen Mittwochabend wurde der Pausenfilm “Austrian Kickoff” des Filmemacher Georg Riha im Musikverein vorgestellt, der mit atemberaubenden Aufnahmen von Landschaften, Architektur und kulturellen Ereignissen den österreichischen Anstoß einleiten soll. In fast jede Szene schleicht sich – wie sollte es anders sein? – das runde Leder ein.

Da wird der Ball etwa über die österreichisch-schweizerische Grenze geschossen, auf den Großglockner geschleift, mit Thomas Morgenstern über die Bergisel-Schanze in Innsbruck gejagt oder auf den Salzburger Festspielen zum Leder, das die Welt bedeutet.

Dieses Projekt sei etwas, das er “noch nie gemacht” habe, sagte Riha, dem der ORF-Kulturchef Martin Traxl bescheinigte, ein unkonventioneller Künstler zu sein. Der manchmal als eigensinnig geltende Riha gehöre zu denen, “die ein bisschen anders sind”, betonte Traxl, der auch darauf hinwies, dass die endgültige Länge des Films von der Tagesform des Dirigenten – dem Franzosen Georges Pretre – abhinge. Man hoffe, dass er gut schlafe und schnell dirigiere, damit man den filmischen Anstoß in voller Länge genießen könne, waren sich beide einig.

Philharmoniker-Vorstand Clemens Hellsberg beschrieb die sportlich-musikalische Konkurrenz zwischen der EURO 2008 und den Olympischen Spielen in China, die man auch berücksichtigen wollte. Zum Glück aber hätte etwa Johann Strauß Vater einen “Chineser Galopp” komponiert, so dass man auch die olympische Frage auf elegante Weise habe lösen können. Er wünschte sich, “dass es in der österreichischen Nationalmannschaft ähnlich gut läuft” wie im Pausenfilm.

Schließlich schlug Riha weihnachtliche Töne an, wenn auch auf eine nicht ganz so gemütliche Art. Er las einen “Brief an das Christkind” vor, in dem er sich “von der Regierung sowie den wirklich Verantwortlichen” wünschte, etwas gegen die “wirtschaftlich dramatische Situation” der österreichischen Filmbranche zu tun. Letztendlich schade der “Parteien-Hick-Hack” ganz Österreich, das es sich als Kulturnation und zehntreichstes Land der Erde nicht leisten könne, sich neuen Entwicklungen zu verschließen.

Riha wies auf die Rolle der Medienpolitik für die Bildung hin, verurteilte die rein kommerzielle Sichtweise auf die Filmkunst und forderte einen angemessenen Platz für die Avantgarde. Das Siegel “Made in Austria” für die Bildsprache – “die eindrucksvollste Sprache” – müsse aufgewertet werden. Zum Abschluss wurde Riha dann doch noch etwas versöhnlicher: “Ich bin pflegeleicht, wenn man mich lässt.”

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