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Neues Zuhause für "Extraohren" in den USA

Seit die beiden zusammen sind, ist die Schwäche des einen die Stärke des anderen.

Der Hund “hört, wenn ich nicht hören kann”, sagt Dobson aus Orleans. “Sie hört das Telefon klingeln, Alarmtöne, Türklopfen, und wenn Leute meinen Namen rufen.” “Goblin” hilft Dobson, wo sein digitales Hörgerät ihm nicht ausreichend helfen kann.

Zusammengebracht wurden der Mann und das Tier vom Nationalen Dienst zur Ausbildung von Hilfshunden (NEADS) aus Princeton im US-Bundesstaat Massachusetts. Die Organisation bildet Hunde aus Tierheimen für die Unterstützung von Hörgeschädigten aus. Seit 1976 wurden so mehr als 1.300 Gehörlosenhunde vermittelt.

Die Tiere brauchen ganz bestimmte Eigenschaften, um Gehörlosen helfen zu können – genau solche, die oft dazu führen, dass sie von ihren Erstbesitzern in Heimen abgegeben werden. “Der Gehörlosenhund ist normalerweise der Hund, den sonst niemand will”, erklärt Brian Jennings, der seit 20 Jahren als Trainer für den NEADS arbeitet. “Er ist meist hyperaktiv, stur, zwanghaft”, sagt Jennings. “Er muss es sein. Wenn der Hund dich mitten in der Nacht aufweckt weil der Rauchmelder angegangen ist, und du schiebst ihn weg, darf er nicht aufgeben.”

Das besondere an Gehörlosenhunden ist, dass sie ohne Kommando reagieren müssen, wie Kathy Forman vom NEADS erklärt. Ein Blindenhund etwa erhält den Befehl, vorwärts zu gehen – und obwohl er weiß, dass er im Gefahrenfall ungehorsam sein muss, ist die erste Handlung doch eine Reaktion auf eine Anweisung des Hundehalters. Gehörlosenhunde dagegen müssen ihre Arbeit machen, wenn der Besitzer nicht weiß, dass es etwas zu tun gibt.

Die Ausbilder suchen deshalb nach Hunden, die selbstbewusst sind, besonders empfindsam auf Geräusche reagieren – und deshalb oft ihre früheren Besitzer in den Wahnsinn getrieben haben, weil sie ständig ausflippen und kaum zur Ruhe kommen. “Manchmal ist die Schwäche eines Hundes seine Stärke”, sagt Jennings.

Die Hunde werden dazu erzogen, ihre Besitzer zu berühren und sie zur Quelle bestimmter Geräusche zu führen. Um ihn dazu zu bringen, dies aus eigenem Antrieb zu tun, müsse dem Hund das Gefühl gegeben werden, es handele sich dabei um ein großes Spiel, sagt Foreman.

Den Besitzern wird erklärt, wie sie die Sinne ihres Hilfshundes schärfen können, indem sie das Tier für jede Reaktion auf ein Geräusch loben, selbst wenn sich später herausstellt, dass der Ton eigentlich unwichtig war. Ob der Hund groß oder klein ist, spielt für diesen Dienst keine Rolle: “Wir hatten schon alles, von Chihuahuas bis zu deutschen Schäferhunden”, erzählt Jennings. Die meisten Tiere seien jedoch Mischlinge.

Hilfshunde warnen den Halter nicht nur, wenn er seine Autoschlüssel fallen lässt, sondern helfen auch im Umgang mit anderen Menschen. Oft leiden die sozialen Kontakte darunter, dass im Umfeld der Betroffenen die Hörschädigung nicht als Behinderung erkannt wird. Wenn die Ansprache mit dem eigenen Namen nicht gehört werde, sei das im Umgang mit Kunden ein großes Problem, betont Foreman. “Die Leute sagen, an meinem Arbeitsplatz habe man gedacht, ich sei der größte Snob, weil ich sie ignorierte.”

Der Gehörlosenhund macht deshalb nicht nur seinen Besitzer auf Geräusche aufmerksam, sondern auch die Umgebung auf das Problem des Hundehalters. “Wenn sie den Hund sehen, hilft das den Leuten zu verstehen, dass sie sich etwas mehr Zeit nehmen müssen, um mit dieser Person zu kommunizieren”, sagt Jeanine Konopelski von der Organisation Canine Companions for Independence.

Nachdem Dobson sich seine Hörschwäche zunächst nicht eingestehen wollte, ist die Hündin “Goblin” inzwischen seine größte Hilfe. “Wenn Leute schlechter hören, werden sie immer anti-sozialer”, erklärt er. Damit sei es nun jedoch vorbei, sagt seine Frau Joanne: “Jetzt ist er wieder mittendrin.” Außerdem habe das Leben mit “Goblin” einen Vorteil, um den sie ihre Freundinnen sehr beneideten: “Wenn ich meinen Mann rufe, springt der Hund so lange an ihm hoch, bis er kommt.”

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