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Neues Wohnen in alten Mauern

Bregenz - Die REGIO Bregenzerwald hat das Projekt "Alte Bausubstanz. Intensivierung der Nutzung alter Bausubstanz im Bregenzerwald und die Impulse für die Bewohner und das Dorf" gestartet. Damit soll nicht genutzter Wohnraum im Eigentum für junge Menschen verfügbar gemacht werden.

Die aus dem Pilotprojekt gewonnenen Erfahrungen sollen anschließend landesweit zur Anwendung kommen, informierte Wohnbaulandesrat Manfred Rein heute, Donnerstag, in einem gemeinsamen Pressegespräch mit Projektleiter Bürgermeister Armin Berchtold und Architekt Thomas Mennel in Schwarzenberg.

Viele ältere Menschen haben ihr Wohngebäude meist selbst aufgebaut oder von ihrer Familie übernommen. Sie sind stark mit ihrem Gebäude verwurzelt und emotional verbunden. Gleichzeitig suchen viele jüngere Paare und Familien ein Gebäude für die Schaffung eines Eigenheimes – dies wird auch vom Land unterstützt: Im Jahr 2007 wurden in Vorarlberg fast 1.400 Wohnungssanierungen gefördert. Für das laufende Jahr wurde die Obergrenze der anerkannten Sanierungskosten (von 800 Euro auf 1.000 Euro/Quadratmeter) erhöht. Beim Projekt “Alte Bausubstanz” werden aber auch Adaptierungen der Wohnbauförderungsrichtlinien notwendig sein, kündigte Landesrat Rein an.

Im Auftrag der REGIO Bregenzerwald wurde im Oktober und November 2007 in den Gemeinden des Bregenzerwald eine Ersterhebung der mindergenutzten Wohngebäude durchgeführt – unter folgenden Kriterien, erläuterte Projektleiter Berchtold: älter als 25 Jahre, leer stehend oder von maximal zwei Menschen über 70 Jahre bewohnt.

Die Vorerhebung zeigt folgende Hauptergebnisse: – Über 1.000 Objekte sind mindergenutzt oder stehen leer. – Über ein Drittel der betreffenden Objekte wurde erst nach dem 2. Weltkrieg errichtet. – Die meisten mindergenutzten Gebäude sind reine Wohnobjekte. – Sechs Prozent der Altbauten sind neuwertig, 38 Prozent sind gut erhalten. – Von den 1.018 Objekten werden 204 Objekte von zwei Personen über 70 Jahren und 300 Objekte von einer Person über 70 Jahren bewohnt. 395 Objekte stehen leer (keine Angaben: 119 Objekte). – Die Bruttonutzfläche dieser erhobenen Objekte beträgt über 416.000 Quadratmeter – “dies entspricht einer Wohnfläche für ca. 4.800 Menschen”, so Berchtold. – Rund 40 Prozent des gesamten gewidmeten Baulandes ist ungenutzt. Bei gleicher Personendichte je gewidmetem Bauland könnte sich die Bevölkerung im Bregenzwald auf über 52.000 Einwohner steigern, ohne dass neue Bauflächen gewidmet werden müssten.

Das Projekt “Alte Bausubstanz” will die Anzahl der Menschen in den bestehenden Altbauten erhöhen und dabei die Lebensqualität aller Bewohner verbessern. “Dabei konzentriert sich das Handeln auf die Bedürfnisse der Eigentümer und Bewohner in bestehenden Altbauten sowie auf die Wohnungssuchenden”, informiert Projektleiter Bürgermeister Armin Berchtold. Im Zusammenspiel der beiden Gruppen müssen die Fragen der Betreuung der älteren Menschen, der Abwicklung und der rechtliche Rahmenbedingungen geklärt werden. Dabei wird auf die bestehenden Erfahrungen, vom Mobilen Hilfsdienst bis zu den Notaren, aufgebaut. Die weiteren Ziele: – Stärkung des Dorfkerns, Reduzierung des Widmungsdrucks – Belebung der Altbauten und “bei Bedarf qualitätsvolle Sanierung”, so Architekt Thomas Mennel – Erstellung einer Übersicht über die emotionalen und individuellen Hemmnisse für den Wohnungsmarkt – Dokumentation der gesellschaftlichen Veränderungen im Bregenzerwald und ihre Auswirkungen auf die Wohnkultur.

Als Ergebnisse werden standardisierte Nutzungsmodelle für die Hauseigentümer, rechtlich abgesicherte Modelle für die Abwicklung des Einzugs von Menschen in das Gebäude (Miete, Mietkauf, Leibrente, Wohnrechte u.a.) sowie soziale Betreuungsmodelle für die Sicherung der Lebensqualität der Bewohner erwartet. Konkrete Ergebnisse liegen in rund zwei Jahren vor.

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