Neuer Trend auf Facebook: Baggerst du noch – oder "spottest" du schon?

Amors Helferlein sind scheue Wesen. Und so dauert es eine Weile, bis die Bitte des Reporters nach einem Interview erfüllt wird. Natürlich nur in schriftlicher Form, versteht sich. Denn die fleißigen Jungs und Mädels sind sehr damit beschäftigt, einsame Herzen zueinander zu bringen. Und wollen dabei möglichst nicht gestört werden – und schon gar nicht erkannt.
Vielfalt in der Einheit
„Nightlife in Vorarlberg”, “Vorarlberger Unterland”, „FH Vorarlberg“ oder sogar „Landbus Unterland“: Spotted-Gruppen gibt es in Vorarlberg mittlerweile in jeder nur denkbaren Variante. Gemeinsam ist ihnen das Grundprinzip: Wer auf der Straße, an der Schule oder beim Ausgehen jemanden trifft, der ihm oder ihr gefällt, kann der jeweiligen „Spotted“-Redaktion eine Nachricht zukommen lassen. Die wird dann anonym veröffentlicht – und mit etwas Glück meldet sich der oder die Angebetete. Oder zumindest jemand, der weiterhelfen kann.
“Möchte von dir abgeführt werden”
Das klingt dann in etwa so: „Hallöchen! Habe auf dem Cineplexx Maskenball einen voll süßen Typen gesehen! Er war als Polizist (grüne Uniform) verkleidet und hat immer wieder Mädels mit seinen Handschellen gefesselt. Bitte melde dich ich möchte doch so gern in Handschellen von dir abgeführt werden ;)“ Oder auch so: “Ein Blick und ich dachte mir nur “wow”. Kann mir bitte jemand sagen, wie die extrem sympathisch wirkende junge Barkeeperin im Paschanga heißt?“
Natürlich sucht nicht jeder die gleich die Frau fürs Leben: „Habe heute im Ambiente Bregenz zwei heiße Mädels gesehen. Eine war blond, die Andere braunhaarig. Beide hatten körig Holz vor der Hütten und waren sehr nett. (…) Die Blonde hatte eine Jeans und ein sexy graues Oberteil und die Braunhaarige eine Jeans und ein weißes T-Shirt an. Ich würde gern beide kennen lernen :D meldet euch ihr heißen Schnitten.“ (Alle Zitate aus der Gruppe Spotted: Nightlife in Vorarlberg.)
Hilfe für „schüchterne Personen“?
Hinter dem Phänomen stecken zumeist junge Menschen, die einfach Spaß an der Sache haben. Die Gruppe „Nightlife in Vorarlberg“ etwa wird von zwei Administratoren im Alter von 18 und 20 Jahren betrieben. Auf die Idee gekommen sind die beiden, als sie auf Facebook andere „Spotted“-Gruppen entdeckt haben. Die Faszination bringen sie folgendermaßen auf den Punkt: „Viele trauen sich im ersten Moment nicht, die/den Andere/n anzusprechen oder sehen sie/ihn zu kurz. Da ist ‚Spotted‘ genial, er verhilft auch etwa schüchternen Personen, sich kennen zu lernen.“
Qualitätskontrolle inklusive
Nicht jede Nachricht wird auch gleich freigeschaltet: „Natürlich achten wir darauf, dass die Anfrage niemanden verletzt oder beleidigt.“ Das bestätigen auch die Betreiber der Gruppe „Vorarlberg Unterland“: „Am Anfang haben wir alles gepostet was ernst gemeint, halbwegs ordentlich geschrieben und nicht rassistisch/sexistisch usw war.“
Mittlerweile schaut man verstärkt auf die Qualität der Nachrichten: „So werden Einzeiler à la ‚Ich habe gestern eine brünette Schönheit gesehen – sie war ca. 1,70m groß‘ nicht gepostet. Dafür bekommen wir zu viele Anfragen und die Erfolgschance ist zu gering.“
Bis zu 40 Anfragen täglich
Größere Seiten bekommen täglich bis zu 40 Anfragen, kleinere etwa zwei pro Woche. Die größte Vorarlberger Gruppe schafft es aus auf sechs bis sieben wöchentlich. Wie groß die Erfolgsaussichten beim „Dating 2.0“ sind, lässt sich freilich nicht eindeutig sagen.
Selbst für die Administratoren nicht: „Wir bekommen immer wieder Nachrichten von glücklichen ‚Spotties‘, die sich gefunden haben und sich bei uns bedanken. Die meisten Geschichten, die sich außerhalb von unseren Seiten abspielen, bekommen wir allerdings nicht mit.“ Deswegen wurde soeben die Gruppe „Spotted: Love“ ins Leben gerufen. Hier können Pärchen, die sich schon gefunden haben, ihre Geschichte erzählen.
Trend aus den USA
Zuerst aufgetaucht ist „Spotted“ bzw. vergleichbare Seiten übrigens an amerikanischen Universitäten. Irgendwann ist der Trend dann auch nach Europa übergeschwappt. Wann und wie, das weiß keiner mehr so genau. Zumindest darin unterscheidet sich „Spotted“ nicht von anderen Internet-Phänomenen wie etwa „Planking“ oder „Milking“. Ob der Trend auch von so kurzer Dauer sein wird, bleibt abzuwarten. (MST)
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