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Neuer James Bond unter Beschuss

Einst war er der Schrecken der härtesten Bösewichter. Doch derzeit gleicht James Bond eher einer Witzfigur. Rufe von Fans nach einem Boykott des neuen 007-Films "Casino Royale" werden lauter.

Bond-Darsteller Daniel Craig wirke eher wie „James Bland“ (James Langweilig), höhnen britische Boulevardreporter.

Die Schelte begann schon im vergangenen Herbst, als dem 37-Jährigen bei seiner ersten Pressekonferenz als neuer 007 nicht eine originelle Antwort einfallen wollte. „Oberpeinlich“ fanden Londoner Blätter damals auch, dass der Superagent Ihrer Majestät bei seiner Anfahrt zu dem Pressetermin im Marineboot eine Schwimmweste trug.

Das Image des Weicheis wurde Craig seitdem nicht los. Zu allem Unglück schlug ihm zu Beginn der Dreharbeiten für „Casino Royale“ ein Film-Schurke bei der ersten Prügelszene zwei Zähne aus. Er sei den Tränen nahe gewesen, wollten Augenzeugen beobachtet haben. Dem Supertypen wurde für weitere riskante Szenen ein Gebiss-Schutz verordnet.

„Nun seid mal nicht unfair“, rief Pierce Brosnan dazwischen, als die Bond-Häme im Internet und in den Klatschspalten überquoll. Auch er habe sich immer wieder mal bei Dreharbeiten verletzt, erklärte Craigs Vorgänger. „Ich musste mich einige Male zusammennähen lassen, nur stand das glücklicherweise nicht in der Zeitung.“

Vor allem an Brosnan muss sich Craig messen lassen. Der 007-Kollege hatte 2002 mit 51 Jahren in „Stirb an einem anderen Tag“ eine souveräne Abschiedsvorstellung hingelegt. Freilich trug zum weltweiten Rekordeinspiel für einen Bond-Film von umgerechnet 357 Millionen Euro auch bei, dass die Girl-Rolle mit der attraktiven Oscar-Preisträgerin Halle Berry besetzt war.

Hingegen setzte die von öffentlichen Spekulationen begleitete Suche nach einer Partnerin für Craig die Reihe der Peinlichkeiten fort. Bis endlich die schöne, aber noch weithin unbekannte Französin Eva Green (25) benannt wurde, fielen in der Presse große Namen wie Angelina Jolie, Charlize Theron und Naomi Watts. Keine der weltbekannten Damen bestätigte. In der Branche ging um, dass sie Angst gehabt hätten, mit einem „Flop-Bond“ ihrer Karriere zu schaden.

Verärgerte Fans, die sich mangels „Lizenz zum Töten“ inzwischen fleißig im Rufmord üben, fordern in Emails, Chatforen und auf Internetseiten dazu auf, „Casino Royale“ zu boykottieren. Die Produzenten sollten die Notbremse ziehen und Craig durch einen „wirklichen Bond-Typen“ ersetzen, verlangt etwa die Fangruppe „CraigNotBond“. Die Produktionsfirma EON kommentierte das bislang nicht.

Dass Craig eine faire Chance bekommen müsse, sein Können unter Beweis zu stellen, verlangte nach „Ur-Bond“ Sean Connery inzwischen auch ein anderer britischer Großmeister, wenngleich von der Schurkenfront: Die Leute sollten „mit dem Urteil gefälligst warten, bis sie den Film gesehen haben“, erklärte der 83-jährige Christopher Lee, immerhin ein Cousin des verstorbenen Bond-Autors Ian Fleming. 1974 hatte er an der Seite von Roger Moore in „Der Mann mit dem goldenen Colt“ den Killer Scaramanga gespielt.

Doch kaum hatte sich der große Lee für den neuen 007 stark gemacht, sorgte die nächste ungute Meldung bei so manchem Briten für Fassungslosigkeit. Zwar sei es richtig, schrieb die „Times“, dass mit Craig endlich wieder ein Bond einen Sportwagen der britischen Marke Aston Martin fahre. Allerdings nicht, wie echte Männer, mit rassigem Schaltgetriebe, sondern mit langweiliger Automatik.

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