Christoph Sorg und Hubert Rhomberg gehören zu den treibenden Kräften hinter der „PlattformV“, einem innovativen Netzwerk, bei dem sich mehrere regionale Unternehmen und Institutionen seit einem Jahr zusammenfinden, um Wissen zu teilen und Antworten auf Zukunftsfragen gemeinsam zu entwickeln. Auf der Interactive West, der größten Digitalkonferenz am Bodensee, wird Christoph Sorg eine Masterclass coachen, die neue Wege der Zusammenarbeit thematisiert, denn er ist überzeugt, dass „Strukturen von gestern keine Lösungen für morgen schaffen“:
Wie sehen Collaboration, Co-Creation und Open Innovation in der Praxis aus?
Sorg: Wir merken, wenn Innovationsfragen und Herausforderungen der Zukunft jeder für sich allein angeht, tun wir uns viel schwerer, als wenn wir dies gemeinschaftlich tun. Das gilt nicht nur für uns in der Baubranche, sondern querfeldein. Collaboration, Co-Creation und Open Innovation heißt, dass wir die unterschiedlichsten Branchen mit unterschiedlichen Leuten mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund und Kenntnisstand zusammenbringen. Es heißt auch, offen zu sein für Neues, sich nicht auf eine Schiene einzufahren, viele Themen aufzusaugen, nicht nur im eigenen Unternehmen.
Was kann man sich unter der PlattformV konkret vorstellen?
Sorg: Es kommen hier rund sechzig interessierte Unternehmen aus der Region zusammen, quer durch die verschiedensten Branchen, auch die Stadt Dornbirn ist mit dabei. Wir haben über zwanzig Workshops veranstaltet, und das hat in den letzten zwölf Monaten schon recht gut funktioniert. Unser großer Vorteil hier in Vorarlberg ist, dass wir viele eigentümergeführte Unternehmen haben. Die CEOs kennen sich alle, das Vertrauen ist da. Denn die Basis von allem ist Vertrauen. Jetzt müssen wir das auch auf der operativen Ebene zusammenbringen, dann haben wir eine gute Möglichkeit, die Region nach vorne zu entwickeln und jede Firma für sich auch effizienter und effektiver zu gestalten.
Das heißt, trotz Digitalisierung ist die analoge Begegnung wichtig?
Sorg: Der persönliche Austausch mit Menschen wird immer wichtig bleiben. In der ersten Phase geht es darum, Vertrauen zu bilden. Wir haben jetzt 26 Mitglieder in der PlattformV, da gibt es ein Core-Team und das vertraut sich schon sehr gut. Mittlerweile haben wir auch ein Enterprise-Social-Network entwickelt, eine Art „Facebook für Unternehmen“, wo wir die Fragestellungen einstellen. Wir gehen die Projekte gemeinsam an. Das machen wir, wenn wir uns face-to-face treffen und in kleinen, abgespeckten Themen die offenen Fragen diskutieren. So beginnt Open Innovation. Es steht und fällt mit den Menschen, die in den Projekten arbeiten.
Funktioniert das Denken über Branchengrenzen hinweg?
Sorg: Es wird noch viel in „Silos“ gearbeitet, das ist auch für unser Unternehmen die Herausforderung. Es gibt mehrere Abteilungen und Profitcenter, was bewusst so gewollt ist. Aber es geht darum, eben diese Grenzen intern und extern zu überwinden. Dazu müssen wir uns öffnen, mutig sein und einfach Dinge ausprobieren und experimentieren. Das ist ganz wichtig. Wir werden hier bei Rhomberg eine Kennzahl einführen: Wie viele Experimente haben wir zugelassen? Es geht also bewusst nicht um die Frage nach dem Scheitern, sondern darum, wie experimentierfreudig wir sind. Nicht nur im eigenen Unternehmen, auch in den Co-Projekten. Das was wir eigentlich schon als Kinder gelernt haben, das Spielerische, das Experimentelle, das dürfen wir nicht verlieren und diese Möglichkeit müssen auch Kinder weiterhin haben.
Wo sehen Sie die größten Veränderungen, die wir uns heute vielleicht noch gar nicht vorstellen können?
Sorg: Ich glaube, ein sehr großes Thema wird alles, was um Sharing-Community geht. Ob das im Arbeiten, Wohnen oder in der Mobilität ist. ‚Mein‘ Auto und ‚mein Haus‘, das wird es nicht mehr geben, da wird viel mehr im Teilen sein. Noch können wir uns das nicht vorstellen, dass wir darauf verzichten, aber das wird selbstverständlich werden. Nicht mehr alles besitzen müssen und trotzdem einen größeren Mehrwert zu haben. Wir müssen das auch im Kontext mit unserer Erde anschauen, verträgt es sich wirklich noch? Durch die Digitalisierung entstehen ganz viele neue Produkte, die uns dabei helfen. Vielleicht müssen wir gar nicht mehr so viel arbeiten. Die ganze harte Arbeit fällt eh weg, alles andere können wir sinnvoll für unseren Planeten, für unsere Kinder und für unsere Zukunft gestalten.
Was dürfen sich die Teilnehmer Ihrer IAW-Masterclass erwarten?
Sorg: Ich möchte, dass wir konkrete Fragestellungen und Herausforderungen diskutieren, denen die Teilnehmer in ihrem beruflichen Alltag gegenüberstehen. Sie sollen Ideen mitnehmen, die sie sofort umsetzen können, um Collaboration, Co-Creation und Open Innovation in ihren jeweiligen Unternehmen anzustoßen und weiterzuentwickeln.
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