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Neue Partydrogen werden immer gefährlicher

Partydrogen werden immer unberechenbarer.
Partydrogen werden immer unberechenbarer. ©APA
Es ist eigentlich fast nie "drin, was draufsteht": Partydrogen wie Ecstasy enthalten in vielen Fällen völlig abstruse Substanzmischungen, deren potenzielle Gefährlichkeit den Konsumenten gar nicht bewusst sein kann. Mit dem seit 1. Jänner 2012 geltenden Gesetz (Neue-Psychoaktive-Substanzen-Gesetz) soll die in den vergangenen Jahren überbordende Szene speziell im Partydrogenbereich einigermaßen unter Kontrolle gebracht werden.

Internet-Angebote und das Bestellen von psychoaktiven Substanzen bei Online-Shops samt obskuren Labors, die immer neue Abwandlungen von psychotropen Stoffen entwickeln und herstellen, lassen die Szene immer undurchsichtiger erscheinen. Der Wiener Drogenexperte Hans Haltmayer: “Im Jahr 2000 war in als ‘Ecstasy’ gekauften Proben noch zu 83 Prozent MDMA (Ecstasy, Anm.) enthalten, im Jahr 2009 nur noch in 15,2 Prozent. Das ist ein toxikologischer Alptraum.”

Partydrogen: Neun Substanzen in einer Pille

Die Wiener Beratungs- und Informationsinitiative “CheckIt!” hat beispielsweise bei ihren Analysen im Rahmen von großen Raves in einer zur Untersuchung gebrachten “Ecstasy”-Tablette entdeckt: 75 Milligramm des potenziell gefährlichen Paramethosyamphetamin/PMA, elf Milligramm Koffein, drei Milligramm 4-MEC (4-Methylethcathinon), zwei Milligramm Alpha-PPP, ein Milligramm Mephedron, 26 Milligramm Dimethylcathinon und noch zwei unbekannte Substanzen. Das Gemisch in den Partydrogen plus Alkohol etc. machen solche Produkte für die Konsumenten zu einem sprichwörtlichen Ritt über den Bodensee.

Der Drogenmarkt außerhalb von klassischen Substanzen wie Cannabis, Kokain und Heroin wird zunehmend zu einem Dickicht mit “beweglichen Zielen”. Aufklärung und Prävention werden damit wichtiger als simple Polizeimaßnahmen.

Neues Gesetz soll Partydrogen eindämmen

“Der Bundesminister für Gesundheit kann Neue Psychoaktive Substanzen (NPS, Anm.) mit Verordnung bezeichnen, wenn anzunehmen ist, dass sie wegen ihrer Wirkung in bestimmten Kreisen missbräuchlich verwendet werden und bei ihrer Anwendung nach dem Stand der Wissenschaft und der Erfahrung eine Gefahr für die Gesundheit von Konsumenten besteht oder nicht ausgeschlossen werden kann. (…) Der Bundesminister kann ganze Substanzklassen definieren”, zitierte der Ärztliche Leiter des Wiener Ambulatoriums “Ganslwirt” bei der österreichischen Ärztewoche in Grado die wichtigsten Grundsätze des neuen Gesetzes.

Der Grund dafür lag in der rapiden Zunahme und der immer schnelleren Verbreitung “neuer” Substanzen und Substanzgruppen als Partydrogen. Suchtmittelgesetz und internationale Konventionen etc. waren hier viel zu langsam. 2011 waren in Europa 49 neue drogenähnliche Substanzen festgestellt worden, 2010 waren es 41 gewesen – zumeist synthetische Cannabinoide und sogenannte Cathinone (Khat-ähnlich Stoffe).

Bis zu zehn Jahre Gefängnis

Wer nun in Österreich “mit dem Vorsatz, daraus Vorteil zu ziehen”, per Verordnung “bezeichnete” NPS “erzeugt, einführt, ausführt, einem anderen überlässt oder verschafft”, kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren belegt werden. Bei schwerer Körperverletzung beziehungsweise Todesfolge gibt es eine Strafandrohung von einem bis zehn Jahren.

Haltmayer: “Das Gesetz ist insgesamt ein sehr ausgewogener Versuch, eine in den letzten Jahren zunehmend außer Kontrolle geratene Situation wieder in den Griff zu bekommen. Es dient auch der Abschreckung von Erzeugern und Händlern und ist gezielt angebotsseitig.” Erstmals gebe es keine Strafandrohung für Konsumenten. Auf der anderen Seite würden die Behörden sowohl in Österreich als auch in der EU über die Europäische Drogenbeobachtungsstelle (EBDD/Lissabon) auf Marktüberwachung und Frühwarnungen setzen. Damit soll den Partydrogen das Handwerk gelegt werden.

(Red./APA)

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