AA

Neue Missbrauchsvorwürfe in Münchner "Causa Hullermann"

Der Missbrauchsverdacht gegen den einschlägig vorbestraften Kurseelsorger von Bad Tölz in der Erzdiözese München, Peter Hullermann, hat sich ausgeweitet. Die Staatsanwaltschaft München II bestätigte heute laut Kathpress mehrere neue, noch nicht verjährte Vorwürfe sexuellen Missbrauchs.

Die Causa Hullermann erregte großes Aufsehen, weil der bereits vorbelastete Priester 1980 mit Billigung des damaligen Münchner Erzbischofs Joseph Ratzinger, heute Papst Benedikt XVI., unter Auflage einer Therapie aus Essen nach München transferiert und dort aufgenommen worden war. Für seinen erneuten Einsatz in der Pfarrseelsorge hatte der damalige Generalvikar Gerhard Gruber die alleinige Verantwortung übernommen. Ratzinger soll nicht von Hullermanns Seelsorge-Einsatz gewusst haben. Auch Ratzingers Nachfolger, Kardinal Friedrich Wetter, räumte vor zwei Monaten Fehler im Umgang mit dem Priester ein.

Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft wollte am Mittwoch unter Hinweis auf das laufende Verfahren keine weiteren Details nennen. So ist unklar, an welchen Orten die Übergriffe geschehen sein sollen.

Die aktuellen Ermittlungen waren durch einen Hinweis der Erzdiözese München in Gang gekommen. Ende März meldete der Missbrauchsbeauftragte, Siegfried Kneißl, einen Verdachtsfall an die Staatsanwaltschaft. Demnach soll Hullermann 1998 einen Minderjährigen missbraucht haben, als er Pfarradministrator in Garching war. Der inzwischen von seiner Heimatdiözese Essen in den Ruhestand versetzte Priester war trotz seiner Vorgeschichte über Jahrzehnte weiterhin in der Pfarrseelsorge tätig.

1986 wurde Hullermann zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, aber noch während der Bewährungsfrist nach Garching entsandt. 2008 versetzte ihn der neu nach München gekommene Erzbischof Reinhard Marx in die Kurseelsorge nach Bad Tölz und verbot ihm jegliche Arbeit mit Jugendlichen, woran er sich aber nicht hielt. Marx’ Vorgänger Wetter räumte vor zwei Monaten Fehler im Umgang mit dem Priester ein.

Diözesansprecher Bernhard Kellner sagte, die Erzdiözese München werde weiter bei jedem Missbrauchsverdacht eng mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten. Man freue sich über jedes Opfer, das den Mut zu einer Anzeige finde.

  • VOL.AT
  • Welt
  • Neue Missbrauchsvorwürfe in Münchner "Causa Hullermann"