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Neue Karasek-Kritik an Grass

In der Debatte um das Waffen-SS-Bekenntnis von Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass hat Kritiker Hellmuth Karasek (72) den 78-Jährigen erneut attackiert.

Hier habe sich „ein Moralist selber zu Grunde gerichtet“, sagte er in der ARD-Sendung „Beckmann“, die am Montag ausgestrahlt wird. „Er war ja das Staatstragendste, was wir in Deutschland haben. Der ist ja gar nicht mehr aus den Wolken ’runtergekommen.“ Er könne Grass nur raten: „Runter vom Sockel. Jede Woche eine Resolution ý das war schon ein bisschen anstrengend.“

Karasek hatte Grass kürzlich vorgeworfen, sich den Nobelpreis erschlichen zu haben. Er habe den Preis zwar verdient, aber bewusst seine SS-Vergangenheit verschwiegen, „denn ich glaube nicht, dass er ihn bekommen hätte, wenn das bekannt gewesen wäre“.

Die Mehrheit der Danziger hat sich unterdessen dafür ausgesprochen, dass Grass Ehrenbürger seiner polnischen Geburtsstadt bleibt. Rund 52 Prozent von 1.000 Teilnehmern einer Repräsentativumfrage sagten, Grass solle nicht auf die Ehrenbürgerschaft verzichten, nachdem bekannt wurde, dass er als 17-Jähriger Mitglied der Waffen-SS war. Das berichtete der polnische Rundfunk am Sonntag. Noch größer ist der Anteil derjenigen, die dagegen sind, dass der Stadtrat Grass die Ehrenbürgerschaft aberkennt: Dies lehnten 72 Prozent der Befragten ab, sagte Bürgermeister Pawel Adamowicz über die Ergebnisse der im Auftrag der Stadt durchgeführten Umfrage.

Der Danziger Stadtrat berät am Dienstag, ob Grass wegen seiner SS- Vergangenheit die Ehrenbürgerschaft aberkannt werden soll. Adamowicz sagte weiter, er wolle den Autor der „Blechtrommel“ bitten, den Danzigern selbst zu erklären, warum er so lange über seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS geschwiegen habe. Grass ist seit 1993 Ehrenbürger der nordpolnischen Hafenstadt.

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