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"Nerven" im Sinne einer guten Sache

Dornbirn - Vor dreißig Jahren wurde das Krebsregister Vorarlberg gegründet. Fast so lange ist auch Dr. Karin Parschalk schon dabei.

Ihre Arbeit bezeichnet sie zwar als “relativ unspektakulär”. Dennoch wäre das Krebsregister ohne diese Tätigkeit vermutlich nur die Hälfte wert. “Weil Vorsorge gesicherte Daten braucht”, wie der Leiter, Primar Dr. Hans Concin, betont. Und genau dafür sorgt die Allgemeinmedizinerin aus Dornbirn.

Wichtige Vergleiche

Das Krebsregister Vorarlberg war das erste regionale Register in Österreich. Initiiert von Professor Dr. Gerhard Breitfellner. Anfang der Achtzigerjahre wurde die Handdatei auf EDV umgestellt und im Arbeitskreis für Vorsorge- und Sozialmedizin (aks) angesiedelt. Seit 1983 kümmert sich Dr. Karin Parschalk um die richtige Zuordnung der gemeldeten Krebsfälle.
Die gebürtige Salzburgerin lebt seit knapp dreißig Jahren in Vorarlberg. Auf der Suche nach einer Betätigung “landete” sie beim Krebsregister. “Man stellte fest, dass es nicht nur EDV-Experten, sondern auch jemanden braucht, der sich medizinisch auskennt”, erzählt Karin Parschalk mit derzeit infektbedingt rauer Stimme. Seitdem ist sie einmal pro Woche in der aks-Zentrale in Bregenz und arbeitet die Tumorfälle auf, die sie von den Krankenhäusern gemeldet bekommt. Jede Diagnose erhält einen Code und wird mit dem verglichen, was sich schon im Register befindet. “Für eine exakte Dokumentation ist es wichtig, dass ein Fall nicht doppelt und dreifach gezählt wird”, so Parschalk. Vom Krebsregister geht die Nachricht dann weiter an das Statistische Zentralamt.

Verbesserte Vorsorge

Die auf Homöopathie, Psychotherapie und Arbeitsmedizin spezialisierte Ärztin zeigt sich hartnäckig, wenn es um die Einholung genauer Daten geht. “Damit falle ich den Spitalskollegen zwar oft auf die Nerven”, gibt sie zu. Doch im Sinne der Sache drängt Karin Parschalk auf Vollständigkeit. Sie will, dass man “sich auf die Zahlen verlassen kann”.
Immerhin lässt sich sehr viel herauslesen, was letztlich auch zu Maßnahmen führt. In Tirol etwa wurde in einem Ort eine starke Häufung von Lungenkrebsfällen festgestellt. Als Ursache kristallisierten sich Rückstände von Radon, einem radioaktiven Edelgas, in Hauskellern heraus. “So etwas Spektakuläres gab es bei uns noch nicht”, sagt Karin Parschalk. Dafür lieferte das Krebsregister immer wieder Anleitungen für Verbesserungen in der Vorsorge und diente als Grundlage auch international anerkannter wissenschaftlicher Publikationen.

Rund 60.000 Fälle

An die 60.000 Fälle sind im Krebsregister bislang dokumentiert. Jährlich kommen etwa 2000 neue dazu. Das bestärkt Karin Parschalk in ihrer Auffassung, eine sinnvolle Arbeit zu leisten. Und so lange sie diese Sinnhaftigkeit spürt, will sie weitermachen.

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