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Neonazi-Attentat: Suche nach zwei tätowierten Männern mit Glatze

Nach dem Messer-Attentat auf den Passauer Polizeichef Alois Mannichl fahndet die deutsche Polizei weiter nach zwei mutmaßlichen Neonazis mit auffälligen Tätowierungen. Stichwort: Nationale Autonome | Verhaftete gehören ultrarechter Gruppe an

In ganz Deutschland und Österreich werde nach den glatzköpfigen Männern gesucht, sagte Einsatzleiter Anton Scherl am Donnerstag.

Die Sonderkommission der Polizei hofft nach der konkreten Beschreibung der Männer auf Hinweise aus der Bevölkerung. Rund 20 neue Hinweise seien bereits eingegangen, sagte Scherl. Die Ermittler prüfen weiter, ob sie Phantombilder von den Männern veröffentlichen. Unterdessen konnten sich die deutschen Bundesländer nicht auf ein neues NPD-Verbotsverfahren einigen.

Ein Ehepaar aus München, gegen das am Mittwoch wegen des Verdachts der Beihilfe zum versuchten Mord Haftbefehl erlassen wurde, bestreitet nach Angaben der Polizei die Beteiligung an der Tat. Die Angaben des 33-jährigen Mannes und der 22-jährigen Frau seien zum Teil aber widerlegt worden. Es soll sich um aktive Rechtsextremisten handeln, die bereits wegen entsprechender Taten vorbestraft sein sollen.

Mannichl war am Samstag vor seinem Haus von einem Mann mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt worden. Das Paar soll bei dem Anschlag geholfen haben. Die Ermittler vermuten einen Racheakt von Rechtsextremisten gegen den Polizeidirektor.

Bei dem Täter soll es sich um einen 25 bis 35 Jahre alten, etwa 1,90 Meter großen Mann handeln, der bayerischen oder österreichischen Dialekt spricht. Der Täter soll am Hals eine Tätowierung oder ein großes Muttermal haben und eine in der Skinheadszene übliche Bomberjacke getragen haben. Sein Helfer soll hinter dem linken Ohr ein auffälliges Tattoo in Form einer grünen Schlange haben. Die Polizei schließt aber wegen der Ähnlichkeit der Beschreibungen nicht aus, dass es sich bei den beiden um ein- und denselben Mann handelt.

Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins “Focus” steht hinter dem Anschlag möglicherweise eine Gruppe gewalttätiger Ultrarechter. Demnach gehört das Ehepaar zu den “Freien Nationalisten München”, einem Ableger der gewaltbereiten “Autonomen Nationalisten”, die laut dem deutschen Verfassungsschutz nicht Teil der traditionellen rechtsextremistischen Szene sind. Entgegen dem Trend zur organisationsübergreifenden Zusammenarbeit im Umfeld der NPD seien sie um eigene Strukturen und Aktionen bemüht.

Erstmals größer in Erscheinung traten die “Autonomen Nationalisten” bei den Maikrawallen in Hamburg. Mit schwarzer Kleidung, Turnschuhen, Sonnenbrillen, Baseball-Kappen und Kapuzenpullovern sind sie auf den ersten Blick von “linken” Gegendemonstranten kaum zu unterscheiden. Der Präsident des deutschen Bundeskriminalamtes (BKA), Jörg Ziercke, beziffert das Netzwerk der Ultrarechten auf “bundesweit über 400 Anhänger”. Diese Neonazis würden “Gewalt als probates Mittel zur politischen Auseinandersetzung” ansehen, so der BKA-Chef.

Trotz der “eng verwobenen” rechten Szene in Bayern, Österreich und Tschechien seien beide Gruppen bisher nicht in Österreich in Erscheinung getreten, sagte der oberösterreichische Sicherheitsdirektor Alois Lißl der APA. “Da geht es um deutsche Gruppen, die sogar abgehoben von der Grenze im zentralbayerischen Raum agieren.” Er geht demnach “sicher nicht” von einem Täter aus Oberösterreich aus.

Nichtsdestotrotz stehe die Polizei mit der Sonderkommission in Bayern in stetem Kontakt. Es würden “laufend” Befragungen auch in der oberösterreichischen Szene gemacht. Einen öffentlichen Aufruf an die Bevölkerung um Mithilfe bei der Suche nach dem Passauer Messerstecher hält Lißl nicht für zielführend: “Wenn er in Oberösterreich aufgetreten ist, dann nur in einem kleinen Kreise Rechtsradikaler.” Lißl besuchte am Donnerstag den verletzten bayrischen Kollegen Mannichl und überbrachte Genesungswünsche von Innenministerin Maria Fekter (V).

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