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Nationalbank sagt für heuer 0,3 Prozent Wachstum voraus

Leichter Aufschwung erst 2026 erwartet
Leichter Aufschwung erst 2026 erwartet ©APA/THEMENBILD
Die österreichische Wirtschaft kommt weiterhin nicht vom Fleck. Für heuer erwartet die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) einen minimalen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,3 Prozent, nachdem sie im Juni ein Wachstum von 0,2 Prozent vorhergesagt hatte. "Wir sehen weiter verhaltene Wachstumsaussichten", sagte Gouverneur Martin Kocher am Freitag bei einer Pressekonferenz. Auch die Inflation bleibt hartnäckig hoch.

2026 soll es mit einem Plus von 0,8 Prozent einen leichten Aufschwung geben, der aber etwas geringer als zuletzt prognostiziert (+0,9 Prozent) ausfallen dürfte. Ende Juni sahen Wifo und IHS in ihrer vierteljährlichen Konjunkturprognose für 2025 eine Stagnation (0,0 Prozent Wachstum) der heimischen Wirtschaft bzw. ein leichtes Plus von 0,1 Prozent - eine Steigerung gegenüber der März-Vorhersage, in der beide Institute noch einen Rückgang in Aussicht gestellt hatten (Wifo: -0,3 Prozent, IHS: -0,2 Prozent). Immerhin bleibt Österreich nach den jüngsten Prognosen ein drittes Rezessionsjahr erspart.

Prognose durch US-Zölle mit Unsicherheiten behaftet

Die geringfügige Anpassung der Prognose für 2025 begründet die Nationalbank mit der relativ guten Konjunkturentwicklung im ersten Halbjahr. Hier habe es "Vorzieheffekte" durch die US-Zölle gegeben, erläuterte Kocher. Allerdings sorgen geopolitische Entwicklungen - allen voran die Wirren um die US-Zölle von Präsident Donald Trump - heuer weiter für Unsicherheiten bzw. Abwärtsrisiken. Kocher: "Wir haben ein so unsicheres Umfeld wie schon lange nicht mehr." Es gebe aber auch Potenziale durch höheren Konsum, sofern die hierzulande sehr hohe Sparquote zurückgehe.

Österreich habe die längste Rezession der Nachkriegsgeschichte hinter sich, fügte Gerhard Fenz, Leiter des Referats Konjunktur in der Nationalbank, an. So sank die Wirtschaftsleistung zwischen dem vierten Quartal 2022 und dem dritten Quartal 2024 um fast 3 Prozentpunkte. Grund dafür sei zu einem gewichtigen Teil die "ausgeprägte Industriererezession", die beinahe 50 Prozent des Rückgangs ausgemacht habe. Ein wichtiger Faktor sei aber auch die Sparneigung und eine damit einhergehende Konsumschwäche in den letzten Jahren gewesen - und das, obwohl die sich die Einkommen in den privaten Haushalten zuletzt "gar nicht so schlecht" entwickelt hätten.

Jahresinflation dürfte steigen

Schlechter entwickeln dürfte sich die Inflation. Für heuer rechnen die Nationalbank-Ökonomen mit einem Anstieg des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) auf 3,5 Prozent, das sind um 0,6 Prozentpunkte mehr als im Jahr 2024 (2,9 Prozent). Wesentlicher Treiber für das Wiederaufflammen der Inflation seien die zu Jahresbeginn deutlich gestiegenen Energiepreise, insbesondere im Bereich der Haushaltsenergie. Aber auch die Teuerung im Bereich der Dienstleistungen und bei Lebensmittelpreisen wirke sich negativ auf die Entwicklung aus.

Immerhin würden Indexierungen - also die Kopplung von Preisen an die Inflationsentwicklung des Vorjahres, wie das etwa bei Mieten oder Versicherungsleistungen der Fall ist - aktuell keinen großen Einfluss mehr auf die Inflation haben, erklärte Doris Prammer von der Konjunkturabteilung der Nationalbank. Zwar würden die Effekte auf die Inflation kurzfristig deutlich zunehmen, wenn man die Löhne hineinrechne, die durch die Kollektivvertragsverhandlungen de facto indexiert seien, diese würden sich nach einiger Zeit aber verflüchtigen. "Das heißt sie sind keine nachhaltigen Treiber der Inflation und wir sehen auch keine Preisspirale."

2026 dürfte die Inflation um gut einen Prozentpunkt auf 2,4 Prozent nachlassen - maßgeblich ist hier der Inflationseffekt aus dem heurigen Energiepreisanstieg etwa durch das Auslaufen der Strompreisbremse, der kommendes Jahr wegfällt. Allerdings bleibt die Teuerung bei Dienstleistungen der Prognose zufolge hoch, was die Gesamtinflation auch 2027 auf einem Niveau von 2,3 Prozent halten werde. In der Eurozone hatte sich die Inflation zuletzt bereits rund um den Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2,0 Prozent eingependelt - davon dürfte Österreich auf längere Sicht also weiter abweichen.

Arbeitsmarkt weitgehend robust

Als relativ robust erweist sich angesichts der schwachen Konjunktur noch der Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote wird laut Prognose heuer wie 2026 bei 7,4 Prozent zu liegen kommen, ehe sie 2027 auf 7,2 Prozent sinken dürfte. Rückgänge gab es in den vergangenen Jahren allerdings bei den Arbeitsstunden, sprich die "Anpassung am Arbeitsmarkt hat stattgefunden, allerdings über die geleisteten Arbeitsstunden und nicht über die Köpfe", formulierte es Fenz.

Wirtschaftsminister sieht positives Signal, FPÖ teuren Standort

Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) sieht in der Prognose ein "vorsichtig positives Signal", auch wenn diese "noch nicht zufriedenstellen" könne. Ziel der Regierung sei es daher, "optimistische Signale" zu senden, etwa durch Investitionsanreize bei den Unternehmen. Für die FPÖ zeigt die Vorhersage hingegen, dass Österreich unter "hausgemachten Strukturproblemen" leide, etwa "überdurchschnittlich hohe Lohnstückkosten" oder "steigende Energiepreise". Verschärft werde die Lage noch durch das "aufgeblähte Doppelbudget", so die freiheitliche Wirtschaftssprecherin Barbara Kolm.

(APA)

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