“Ich möchte bedingungslose Aufklärung darüber, wer diese Indiskretion zu verantworten hat”, sagte sie in einer der APA übermittelten Stellungnahme. Ihr Anwalt Gerald Ganzger kündigte gegen “Heute”, das Unterlagen aus dem Akt zum Fall des Entführungsopfers veröffentlicht und dabei über sehr persönliche Details aus der Zeit von Kampuschs Gefangenschaft berichtet hat, medienrechtliche Anträge an.
Für die Gratiszeitung wehrte sich ihr Chefredakteur Richard Schmitt: “Wir sehen es als unsere Pflicht, wenn wir Unterlagen von strafrechtlicher Bedeutung zugespielt bekommen, diese auch zu veröffentlichen. Strafrecht geht für mich klar vor Medienrecht und Persönlichkeitsschutz”, sagte der Journalist.
Die aktuelle Berichterstattung markiere einen “Tiefpunkt des österreichischen Journalismus”, hieß es in der Stellungnahme von Kampusch. Ihre persönlichen Belange würden niemanden etwas angehen, sofern kein Interesse der Ermittlungsbehörden daran bestehe. Und das Gericht sei bereits 2006 zur Erkenntnis gelangt, die Untersuchung bezüglich Komplizen einzustellen.
Ganzger kündigte neben den “medienrechtlichen Anträgen” gegen die Gratiszeitung “Heute” auch eine Sachverhaltsdarstellung wegen des Verdachts des Bruchs der Amtsverschwiegenheit gegen unbekannte Täter an. Heftige Kritik richtete der Anwalt in diesem Zusammenhang gegen den parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Innenministerium: “Faktum ist, dass die Akteninhalte bisher nur einem sehr kleinen Personenkreis in Polizei und Justiz bekannt waren.” Das habe sich mit dem Übermitteln an den U-Ausschuss geändert.
Die Staatsanwaltschaft Wien hat unterdessen Ermittlungen wegen Verletzung des Amtsgeheimnisses eingeleitet. Vor allem geht es ihr um eine bisher unbekannte Aktennotiz über die Gefangenschaft von Natascha Kampusch, die nun in “Heute” aufgetaucht ist.
Auf politischer Ebene kam es zu einem heftigen Schlagabtausch. U-Ausschuss-Vorsitzender Peter Fichtenbauer (F) und Peter Pilz (G) wiesen darauf hin, dass die ÖVP die einzige Nutznießerin der Veröffentlichung sei. Dies wies die ÖVP als “ungeheuerliche Unterstellung” zurück und forderte eine Entschuldigung.
Heftige Kritik an der Berichterstattung kam unter anderem vom Medienrechtsexperten Gottfried Korn, der in dem Artikel “schlechten journalistischen Stil” sah. Andreas Koller, Vorsitzender der Initiative Qualität im Journalismus und stellvertretender Chefredakteur der “Salzburger Nachrichten” meinte, die Berichterstattung sei “eindeutig eine Grenzüberschreitung”. Kommunikationswissenschafter Hannes Haas sagte zu dem Bericht: “Es kann nicht sein, dass alles erlaubt ist, was medienrechtlich nicht verurteilt wird.”
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