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Nahost: Palästinenser verliert seine Kinder an deren Geburtstag

Horror am Tag der Freude: Familie von Abu Shamalah am 21. Oktober im Gazastreifen ausgelöscht.
Horror am Tag der Freude: Familie von Abu Shamalah am 21. Oktober im Gazastreifen ausgelöscht. ©AFP
Adam und Sham wurden beide am 21. Oktober geboren, der Dreijährige sechs Jahre nach seiner Schwester. Nun sind die beiden Kinder an einem 21. Oktober gestorben, gemeinsam mit ihrer schwangeren Mutter Dareen.

Darum geht's:

  • Israelischer Luftangriff im Süden des Gazastreifens tötet schwangere Frau und ihre zwei Kinder
  • Ungeborenes Baby wird per Kaiserschnitt gerettet, aber mit bleibenden Schäden
  • Vater überlebt den Angriff, der am Geburtstag der Kinder stattfindet

Ein israelisches Geschoss traf nach Angaben ihres Vaters das Haus von Verwandten in Rafah im Süden des Gazastreifens, in dem sich die Familie vor den israelischen Luftangriffen auf Gaza-Stadt in Sicherheit wähnte. Das ungeborene Baby konnte im Krankenhaus noch per Kaiserschnitt auf die Welt geholt werden, wird aber vermutlich bleibende Schäden davontragen.

Mutter und zwei Kinder starben bei Luftangriff

Nur der Vater Ayman Abu Shamalah überlebte den Angriff. Nach eigenen Angaben hatte er auf dem Dach des dreistöckigen Gebäudes die Wassertanks überprüft, nachdem es nach elf Tagen endlich wieder eine Lieferung gegeben habe. "Ich ging gerade die Treppe hinunter, als unser Haus getroffen wurde", erzählt der 34-Jährige der Nachrichtenagentur AFP. "Wäre ich 30 Sekunden früher herunter gekommen, wäre ich zusammen mit ihnen getötet worden."

Vier weitere Verwandte und zwei ihrer Kinder kamen am 21. Oktober ums Leben, dem Geburtstag von Abu Shamalahs Kindern. Für ihn werde dieser Tag künftig nur noch Trauer mit sich bringen, sagt er mit erstickter Stimme, während er mit beiden Händen die Tränen abwischt.

Zwischen dem Tod der Mutter und dem Kaiserschnitt verging zu viel Zeit. (Bild: AFP)

Schwangere Frau von Balkon geschleudert

Seine Frau sei von der Druckwelle vom Balkon geschleudert worden, als sie gerade Wäsche aufhing, erzählt der 34-jährige Palästinenser. Die 28-Jährige sei im neunten Monat schwanger gewesen, und sie hätten ihrer künftigen Tochter bereits einen Namen gegeben.

Der Name des Mädchens stand bereits vor der Geburt fest. (Bild: AFP)

"Hole Mekka aus meinem Bauch"

Er habe nicht damit gerechnet, dass Dareen und ihr Ungeborenes den Sturz aus dem dritten Stock überleben würden, sagt Abu Shamalah. "Doch als ich sie fand, lebte sie noch kurz." Ihre letzten Worte seien gewesen: "Ayman, hole Mekka aus meinem Bauch und kümmere dich um sie."

Mekka wurde per Kaiserschnitt auf die Welt geholt. (Bild: AFP)

Gehirn des Babies nicht ausreichend versorgt

Im Krankenhaus, in das Dareens Leiche gebracht wurde, bekniete er daraufhin den Arzt, den letzten Wunsch seiner Frau zu erfüllen. Den Ärzten gelang es tatsächlich, Mekka per Kaiserschnitt auf die Welt zu holen. Doch zwischen dem Tod der Mutter und der Geburt vergingen sehr viel Zeit, in dem das Gehirn des Babys nicht mit Sauerstoff versorgt wurde. Nach Einschätzung des Leiters der Notaufnahme, Mohammad Salameh, wird Mekka bleibende Schäden davontragen.

Geburtsdatum: 21. Oktober

Vor dem Brutkasten seiner Tochter bricht Abu Shamalah in Tränen aus. Dass ein Arzt ihn tröstend in den Arm nimmt, merkt er kaum. Auf dem Zettel am Brutkasten steht: "Baby der Märtyrerin Dareen Abu Shamalah" - und als Geburtsdatum: 21. Oktober.

Mekka erblickte das Licht der Welt an dem Tag, an dem ihre Geschwister und ihre Mutter starben. (Bild: AFP)

(APA)

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