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Nadja Tiller: "Das Mädchen Rosemarie" wird 80

Nadja Tiller
Nadja Tiller © EPA
Die Filmdiva der Wirtschaftswunderjahre und zweifache Miss Austria feiert am 16. März ihren 80. Geburtstag. Das Filmarchiv Austria widmet ihr ab morgen eine Filmreihe.

Schön und von geheimnisvoller erotischer Ausstrahlung war Nadja Tiller die Idealbesetzung für Filme wie “Die Barrings”, “Illusion in Moll” und natürlich “Das Mädchen Rosemarie”. Rolf Thieles Streifen über die Edelprostituierte Rosemarie Nitribitt machte die gebürtige Wienerin, zweifache Miss Austria und Ehefrau des Schauspielers Walter Giller (81), berühmt. Internationale Produktionen folgten. Bis 31. März gibt es im Wiener Metro Kino ein Wiedersehen mit ihren wichtigsten Filmen. Gestartet wird das Tribute morgen, Donnerstag, mit “Das Mädchen Rosemarie”. Anlass der Filmreihe ist der 80. Geburtstag, den die Schauspielerin am 16. März feiert.

Geboren wurde Nadja Tiller 1929 als Tochter des Hofschauspielers Anton Tiller und der Operettensängerin Erika Körner. Ihre Jugend verbrachte sie mit den Eltern meist auf Gastspielreisen, später in Danzig und dann in Wien, wo sie 1949 ihr erstes Engagement am Theater in der Josefstadt antrat. Nebenbei arbeitete sie als Fotomodell und Mannequin und wurde 1949 und 1951 zur Miss Austria gewählt.

Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Tiller aber vor allem durch ihre Filmrollen bekannt. Obwohl ihre Karriere in diesem Medium anfangs eher enttäuschend verlief – 1949 wurde ihr Leinwanddebüt in der Beethoven-Biografie “Eroica” wegen Überlänge herausgeschnitten -, setzte sie sich mit anspruchsvollen Rollen durch. Als Gegenspielerin Hildegard Knefs in “Illusion in Moll” (1952) und “Sie” (1954) erhielt sie ausgezeichnete Kritiken und kreierte einen Frauentyp, der im deutschen Nachkriegskino bis dahin kaum vertreten war: die berechnende, laszive “Femme fatale”.

In “Die Barrings” (1955) verkörperte Tiller unter der Regie Rolf Thieles eine Baronesse, die um ihren Geliebten kämpft, und in der Fortsetzung “Friederike von Barring” alle Stationen einer lebenstüchtigen, harten, aber auch sehnsuchtsvollen Frau. Die Rolle ihres Lebens wurde ihr schließlich 1958 ebenfalls von Thiele mit dem “Mädchen Rosemarie”, einer nüchtern kalkulierenden erotischen Frau, die sich die Spielregeln der Männerwelt aneignet, auf den Leib geschneidert.

Hervorragende Kritiken erhielt Tiller auch für ihre Rollen in “Labyrinth der Leidenschaften” (1959), “Die Buddenbrooks” (1959), “Lulu” (1962), “Moral” und “Schloß Gripsholm” (1963). Weiters wirkte Tiller in zahlreichen französischen, italienischen und britischen Filmen mit. Die große Auslandskarriere blieb ihr aber trotz der entsprechenden Angebote verwehrt: So lehnte sie etwa aufgrund mangelnder Italienischkenntnisse Offerte von Michelangelo Antonioni (für “La Notte”), Luigi Visconti (für “Rocco e suoi fratelli”) und Federico Fellini (für “La Dolce Vita”) ab. “Schlecht beraten und dumm” sei sie damals gewesen, trauerte Tiller, die u.a. Trägerin des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst ist, später den vertanen Chancen nach. Dafür drehte sie u.a. mit Jean Marais und Jean Gabin.

Da attraktive Filmangebote ab Mitte der 60er Jahre ausblieben, verlegte sich die Schauspielerin auf TV- und Tourneetheaterauftritte. In Serien wie “Der Kommissar”, “Hallo – Hotel Sacher …. Portier!”, “Tatort” und “Das Traumschiff” war Tiller, die 1968 auch bei den Salzburger Festspielen die Buhlschaft im “Jedermann” spielte, stets ein gern gesehener Gast. Im Metro Kino wird auch der 2005 gedrehte Film “Barfuss” gezeigt, in der Tiller die Mutter von Hauptdarsteller Til Schweiger spielt.

Unmittelbar nach ihrem Geburtstag steht Nadja Tiller gemeinsam mit ihrem Gatten wieder für einen Kinofilm vor der Kamera. “Wir sind mehr denn je im Rentner-Stress”, meint die Film-Ikone der Wirtschaftswunderzeit, die mit ihrem Mann – mit dem sie seit 1956 verheiratet ist – im vergangenen Jahr aus dem Schweizer Lugano nach Hamburg gezogen ist, wo das Paar in einer Seniorenresidenz lebt – in getrennten Appartements. “So lebt man länger!”, lacht sie.

“Wenn ich zurückblicke, kann ich nur sehr zufrieden und dankbar sein”, sagt Tiller, “ich hatte ein zum Teil anstrengendes, aber sehr schönes Leben.” Sie habe zwei gesunde Kinder und vier “entzückende Enkelkinder” – “und das Glück meinen Lebenspartner zu haben, was ja nicht mehr vielen Menschen in dem Alter vergönnt ist”. Den Geburtstag wird Tiller in Berlin feiern. Statt Blumen wünscht sich die Jubilarin Spenden für die Hilfsorganisation “Plan International”, wo sie ein Patenkind hat. “Gesundheit” könnte sie allerdings auch brauchen, räumt sie ein: “Natürlich zwickt und zwackt es hier und da. Und ab einem gewissen Alter braucht man eben Ersatzteile.”

Tribute Nadja Tiller, Metro Kino, 13. bis 31. März.
Eröffnung morgen, Donnerstag, 19.30 Uhr; Karten: 01/512 18 03 http://www.filmarchiv.at

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