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Nachgefragt bei Sebastian Vettel: Reifen wie "Holzski"

Weltmeister: "Sind nicht die einzigen, die sich beklagen."
Weltmeister: "Sind nicht die einzigen, die sich beklagen." ©EPA
Fünf Fragen an Red Bulls Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel vor dem Grand-Prix-Wochenende in Monaco.
Reifenänderung geringer als erwartet

Frage: Für viele ist Mercedes das Team, das es in Monaco zu schlagen gilt. Sehen Sie das ähnlich?

Vettel: “Sie waren im Qualifying in den vergangenen Rennen sehr stark, daher kann ich die Meinung verstehen. In Monaco ist es enorm wichtig, vorne zu stehen. Es ist aber schwierig einzuschätzen, wie wichtig die Reifen werden und wie lange sie halten. Wenn Leute in Probleme geraten, kann es sein, dass die Pole Position hier nicht alles ist. Trotzdem wird jeder versuchen, sie zu holen. Wenn wir in einen guten Rhythmus kommen, haben wir gute Chancen.”

Frage: Ihr “Big Boss” Dietrich Mateschitz hat nach dem vergangenen Rennen gesagt, dass die Formel 1 kein Rennsport, sondern nur noch Reifenmanagement ist. Teilen Sie seine Meinung?

Vettel: “Er war in Barcelona, ich habe auch mit ihm über die Reifen gesprochen. Viele haben Probleme, das betrifft nicht nur uns. Das Rennfahren hat sich verändert. Es ist nicht mehr das, was wir gekannt haben und was uns gefällt. Wenn man es mit dem Skisport vergleicht: Da kann man mittlerweile sehr schnell um die Kurve fahren, dazu muss man stark und mutig sein. Plötzlich gibt es von einem Jahr auf das andere nur noch Holzski, und jemand, der vorher nicht so gut war, ist plötzlich ganz vorne.”

Frage: Pirelli wollte Boxenstopps reduzieren, die FIA erlaubt Änderungen an den Reifen aber nur aus Sicherheitsgründen. Haben Sie die Hoffnung aufgegeben, dass sich viel ändern könnte?

Vettel: “Es ist nicht unsere Entscheidung, aber es geht auch um die Sicherheit. Wir haben Situationen gesehen, in denen sich Reifen aufgelöst haben. Zum Glück ist da nichts passiert. Ich will nicht schlecht über jemanden reden, aber da müssen sie einen besseren Job machen. Der Reifen ist nicht gut genug, das ist nicht sicher. Wir müssen vorsichtig sein. Dass hier nach dem Tunnel in der Hafenschikane ein Reifen abgeht, das will niemand von uns sehen.”

Frage: Red Bull ist in die Kritik geraten, weil man die WM anführt und sich trotzdem über die Reifen beschwert hat. Gibt es soviel, worüber man sich beschweren muss?

Vettel: “Wenn die Medien die Alternative haben, Red Bull oder Marussia zu zitieren, dann zitieren sie natürlich Red Bull. Daher schaut es so aus, als ob wir die einzigen wären, die sich beklagen. Das sind wir aber nicht. In den Sitzungen und wenn ich mit anderen Fahrern spreche, dann höre ich, dass sie ähnliche Probleme haben. Selbst Lotus, die über das beste Auto für diese Art der Reifen verfügen, hat dieselben Probleme – nur eben in einem geringeren Ausmaß.”

Frage: Für den Sieg in Monaco gibt es auch nur 25 Punkte. Bedeutet er dennoch mehr als auf jeder anderen Rennstrecke?

Vettel: “Von den Punkten her nicht, es ist aber ein sehr emotionaler Grand Prix. Die Geschichte ist hier überall sehr präsent. Es ist spektakulär, es ist eines der besten Rennen, die wir haben. Es ist aufregend, durch die Stadt zu fahren, die Strecke ist sehr technisch und anspruchsvoll. Der Fahrer ist wichtiger als woanders. Der Sieg hier schmeckt süßer als überall sonst.”

(Aufgezeichnet von Florian Haselmayer/APA in Monaco)

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