AA

Nachfrage ist stark rückläufig

Großdorf - Der „Hammerer-Hof“ in Egg-Großdorf. Dort, wo bis vor Kurzem der Verkaufsraum für seine Holzschnitzereien war, stehen nur noch ein paar leere Schachteln. Wendelin Hammerer packt zusammen. Nach 26 Jahren ist Schluss. Pension. „

Aber auch sonst wäre es langsam eng geworden“, sagt Hammerer. Die Nachfrage nach Holzschnitzereien habe in den letzten Jahren stark nachgelassen. „Es gibt kaum mehr Bedarf.“ Wieder ein Handwerksberuf, der vom Aussterben bedroht ist. Im Montafon gibt es noch zwei Holzschnitzer. Mehr nicht mehr. Als sich Wendelin Hammerer 1982 selbstständig gemacht hat, war noch alles ganz anders. Kaum eine Stube, in der nicht etwas Geschnitztes war. In Bauernhäusern, Gaststätten und Kirchen – überall gab es für Holzschnitzer Arbeit. „Die Auftragsbücher waren voll“, so der 56-Jährige.

Album mit Arbeiten

Auf dem Tisch seines Arbeitsraumes liegt ein Fotoalbum. Es ist aus Holz. Darin hat Hammerer seine wichtigsten Aufträge abgelegt. Alte Schränke, Truhen mit Familienwappen und Holzfiguren. Wie viele er geschnitzt hat? So genau weiß er das nicht. Er hat von allen ein Foto gemacht. „Im Album sind nur die wichtigsten. Die meisten liegen in einer Schublade. Die ist so schwer. Ich kann sie kaum mehr öffnen“, so Hammerer. An einen Auftrag aus dem benachbarten Deutschland kann er sich gut erinnern. Für die Kirche in Balderschwang hat er die Seitenaltäre gestaltet. Über drei Jahre war er damit beschäftigt. Stolz zeigt er das Foto in seinem Album. Dann blättert er weiter. „Das war die wichtigste Arbeit meiner Karriere“, sagt Hammerer und zeigt auf ein Foto, aufgenommen im Kunsthaus Bregenz. Für die renommierte Künstlerin Jenny Holzer hat er einen Baumstamm „bearbeitet“. Gleich neben dem Foto die Medienberichte. Ja, darauf sei er wirklich stolz.

Großes Privatarchiv

Und das alles ist jetzt Geschichte. Vorbei. Schon seit April arbeitet er nicht mehr. Eine Schulterverletzung. Geschichte ist aber auch das, was ihn in Zukunft beschäftigen wird. Die Geschichte seiner Heimat. Wendelin Hammerer besitzt eines der größten Privat-Archive des Bregenzerwaldes. 15.000 Dokumente. Es reicht von Napoleon über Angelika Kauffmann bis Alois Negrelli. Der Schatz ist hinter zwei großen Tresortüren versteckt. Er werde sich jetzt um sein Archiv kümmern, die Akten ordnen. Das braucht Zeit, die er jetzt hat. Und mit Pensionsantritt hat er auch die Zeit, zu verreisen. Mit seiner Lebensgefährtin Gabi will er nach Afrika. In die Kathedrale von Windhoek in Namibia. Dort steht eine Madonna, geschnitzt von Wendelin Hammerer. Die will er sich jetzt vor Ort betrachten.

  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Egg
  • Nachfrage ist stark rückläufig